Bei einem möglichen Wechsel des Topspielers zum SC Freiburg sind dem Verein aufgrund einer Ausstiegsklausel die Hände gebunden.

Hamburg. Offiziell ist noch nichts . "Es gibt weltweit keinen Verein, der mit uns Kontakt aufgenommen hat, um über Max Kruse zu sprechen", sagt Sportchef Helmut Schulte. Und Max Kruse erklärte, dass er sich noch keine Gedanken über seine Zukunft mache, da ja am Sonntag gegen Paderborn ein wichtiges Spiel anstehe und man ja noch eine minimale Chance habe, den Relegationsplatz zu erreichen. Darauf liege die volle Konzentration. Aussagen ohne Aussage, die den Verdacht nähren, dass Max Kruse in der nächsten Saison nicht mehr beim FC St. Pauli spielen wird, wenn der Verein den Aufstieg in die Bundesliga verpasst. Denn ein Dementi der Meldung der "Bild"-Zeitung, wonach der Wechsel von Kruse zum SC Freiburg für eine festgeschriebene Ablösesumme von 750.000 Euro bereits abgemacht sei, erfolgte nicht. Und wenn Kruse, der mehrfach betonte, nächste Saison gerne wieder in der Bundesliga spielen zu wollen, den Wechsel anstreben sollte, sind dem FC St. Pauli die Hände gebunden. Der Klub müsste Kruse unter Marktwert gehen lassen.

Vor knapp einem Jahr, Ende Mai 2011, hatte Kruse seinen Vertrag bei St. Pauli um drei Jahre verlängert, um mit dem Klub den direkten Wiederaufstieg anzugehen. Er wollte damit ein Zeichen setzen, für den FC St. Pauli. Seine Bedingung: Ist ein Bundesliga-Klub bereit, die festgeschriebene Ablösesumme zu bezahlen, sollte die Entscheidung allein bei Kruse liegen. Ein übliches Verfahren, das die positive Entwicklung des Spielers einkalkuliert und ihm ein hohes Maß an Mitbestimmungsrecht einräumt.

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Zwar erscheint die Summe von 750 000 Euro nach Kruses starker Saison, in der er zwölf Tore erzielte und acht vorbereitete, auf den ersten Blick zu gering (Kruses Marktwert wird bei transfermarkt.de auf 2,5 Millionen taxiert). Für einen Verein wie den FC St. Pauli sind derartige Vertragsoptionen jedoch ein wertvolles Mittel, um Spieler zu binden, die ansonsten nicht zu halten wären. So war es bei Matthias Lehmann, der im Dezember 2010 zunächst seinen Vertrag verlängerte, sich nach dem verpassten Klassenerhalt aber zu einem Wechsel nach Frankfurt entschloss. Für eine festgeschriebene Ablösesumme von 500 000 Euro. So war es auch bei Trainer Holger Stanislawski, den der Klub für 250 000 Euro nach Hoffenheim ziehen lassen musste.

Spielerberater Jörg Neblung erklärt, dass derartige Optionen ein Gegengewicht darstellen, zum Beispiel für ein geringeres Grundgehalt, das eigentlich nicht den Vorstellungen des Spielers entspricht. "Auf den ersten Eindruck mag die Ablösesumme dann wenig erscheinen; die Alternative, dass der Spieler den Vertrag nicht verlängert und dann eventuell ablösefrei gehen kann, ist aber noch schlechter."

St. Pauli musste für Kruse keine Ablöse nach Bremen überweisen. So gesehen wäre sein Verkauf mit einem finanziellen Gewinn verbunden. Allerdings hat Alemannia Aachen die Spieler Marco Höger (Schalke 04) und Zoltan Stieber (Mainz 05) für insgesamt drei Millionen Euro verkauft, Greuther Fürth kassierte für Nicolai Müller 1,8 Millionen von Mainz, und Frankfurt gab Marco Russ und Patrick Ochs für insgesamt sechs Millionen Euro nach Wolfsburg ab. Spieler einer Kategorie, in die auch Kruse gehört. Allerdings nur, was die sportliche Leistung angeht.