Neben dem FC St. Pauli hoffen elf weitere ehemalige Bundesligisten langfristig auf die Rückkehr von der Zweiten Liga in die Eliteklasse.

Hamburg. Fans des FC St. Pauli lassen sich ihren Spaß am Fußball nicht so schnell nehmen. Als sich am Ende der zurückliegenden Bundesligasaison Misserfolg an Misserfolg reihte, feierten viele einfach weiter. Ein Abstieg, so war auf den Gängen des Millerntor-Stadions immer wieder zu hören, sei auch nicht so tragisch. Eine für Anhänger der meisten anderen Profiklubs nicht nachvollziehbare Attitüde.

Keine zwei Wochen nach dem letzten Spieltag steht fest, dass die Fans des Kiezklubs zumindest hinsichtlich der Attraktivität der künftigen Gegner in der kommenden Saison tatsächlich nur wenige Abstriche machen müssen. Zwar geht es nun nicht mehr gegen Branchengrößen wie den FC Bayern München oder Borussia Dortmund, und auch vorerst nicht mehr gegen den Lokalrivalen HSV, doch auf heiße Duelle mit Traditionsklubs muss auch im Unterhaus niemand verzichten.

Gleich elf weitere ehemalige Erstligaklubs hoffen neben den Braun-Weißen zumindest langfristig auf die Rückkehr in die Eliteklasse. Große Träume, auf die bei einigen in der Vergangenheit schon ein böses Erwachen folgte. Angesichts der eigenen schlechten Erfahrungen gibt St. Pauli nur zurückhaltende Ziele aus. Man wolle sich weiterhin unter den Top 25 Deutschlands etablieren, predigt die Vereinsführung.

"Wir streben für die kommende Saison einen Platz im oberen Drittel an", sagt Präsident Stefan Orth. Wenn mehr herausspringen sollte, würde man dies beim Kiezklub selbstverständlich dankend annehmen.

Die Konkurrenz ist jedoch groß, ihre Namen ohnehin. Frühere Europacupgewinner, Meister und Pokalsieger tummeln sich im Unterhaus. Dynamo Dresden (8), Erzgebirge Aue, Greuther Fürth (je 3), 1860 München, Karlsruher SC, Eintracht Frankfurt, Fortuna Düsseldorf und Eintracht Braunschweig (je 1) bringen es, ihre Stammvereine eingeschlossen, zusammen auf 19 nationale Meistertitel. Manch einer stammt davon aus grauer Vorzeit. Doch fast alle genannten Klubs fühlen sich ihrer Tradition verpflichtet, und das bedeutet die Zugehörigkeit zur nationalen Spitze.

Sogar im Umfeld der Aufsteiger aus der Dritten Liga, für die es zunächst um die Sicherung der Zweitklassigkeit gehen dürfte, machen viele kein Hehl aus ihren Ambitionen. Liga zwei soll nur ein Zwischenstopp sein. "Eintracht Braunschweig besitzt im deutschen Fußball einen solchen Bekanntheitsgrad, dass es unser logisches Ziel ist, in der Bundesliga zu spielen", sagte Soeren Oliver Voigt, Geschäftsführer der Niedersachsen, der ARD-Sportschau. "Wichtig ist, dass man sich in einem realistischen Zeitrahmen bewegt." 1968 stand Braunschweig einmal im Viertelfinale des Landesmeisterwettbewerbs, schied erst im Entscheidungsspiel gegen Juventus Turin aus. Auch diverse Ligakonkurrenten können europäische Ehren vorweisen. 1860 München und Fortuna Düsseldorf standen einmal im Finale des Pokalsiegerwettbewerbs, Alemannia Aachen schaffte es als Zweitligist 2005 einmal in die dritte Runde des Uefa-Cups, unvergessen sind auch Auftritte von Dresden, Karlsruhe, MSV Duisburg oder VfL Bochum im gleichen Wettbewerb. Frankfurt holte sogar 1980 den Titel.

Die Eintracht ist ohnehin nicht nur wegen ihres Etats von rund 40 Millionen Euro der Krösus der kommenden Saison. Auch in Sachen Tradition kann es kein anderer Klub mit den Hessen aufnehmen, die nach 43 Spielzeiten im Oberhaus auf Rang zehn der ewigen Bundesliga-Tabelle geführt werden. Stadtrivale FSV kann da nicht mithalten. Gerade einmal 4142 Zuschauer wollten im Schnitt die Heimspiele in der vergangenen Saison sehen - ligaweit der schlechteste Wert.

Dennoch kann der zweite Frankfurter Verein immerhin wie die ebenfalls nicht mit Fanströmen verwöhnten Fürther auf Erfolge der Vergangenheit verweisen. 1925 wurde der FSV Vizemeister. Ohne Mythos sind von den 18 Vereinen nur der SC Paderborn und der FC Ingolstadt.

Den Beweis, dass Totgesagte tatsächlich länger leben, will 1860 München antreten. War die jüngere Vergangenheit bei den Bayern von Existenzangst geprägt, schöpfen die Löwen nun neuen Mut, nachdem der Jordanier Hasan Ismaik als erster arabischer Investor nun tatsächlich mit 18 Millionen Euro das Finanzloch stopft. Nach einem Übergangsjahr soll 2012/13 angegriffen werden. Man darf gespannt sein ...