4200 Fans kamen zum Abschiedsspiel der St.-Pauli-Profis an die Adolf-Jäger-Kampfbahn. Anschließend wurde im Knust kräftig weitergefeiert.

Hamburg. Die alten Fußballstiefel, das Aufstiegsschweißband und Rum aus dem Kuba-Trainingslager – für den guten Zweck "opferten" Florian Lechner und Marcel Eger bei ihrer Abschiedsparty buchstäblich das letzte Hemd. Bei der großen Sause am Mittwochabend im Knust versteigerten die St. Paulianer jeweils sieben Utensilien aus ihren sieben Jahren beim Kiezklub. Insgesamt 1400 Euro kamen so für Viva con Agua und Dunkelziffer e. V. zusammen. Eger und Lechner feierten mit mehreren hundert Fans und Freunden ausgelassen ihren Ausstand. Mit bengalischen Feuern und Megafon in der Hand stimmten die Publikumslieblinge St.-Pauli-Fangesänge an, anschließend legten Schiffmeister und König Boris von Fettes Brot an den Turntables auf. Bei all den Tränen des Dortmunders Dede, den "rostschen" Ehrenrunden in Hamburg: So feierfreudig wie "Lelle" und "Egi" haben sich zwei Bundesliga-Profis wohl noch nie von ihren Fans verabschiedet.

Dass es diese Dimensionen annehmen würde, hätten Marcel Eger und Florian Lechner selbst nicht geglaubt. Eigentlich wollten die beiden Verteidiger nur ein beschauliches Abschiedsspielchen mit Freunden austragen. Das, was ihnen beim FC St. Pauli versagt geblieben war, vor ein paar Hundert Leuten im Schanzenviertel nachholen. Heraus kam gestern Abend ein Spektakel vor 4200 Zuschauern auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn in Altona.

"So verabschiedet zu werden, das ist unfassbar. Mir kommen die Tränen", sagte Eger, 28. Ihm und Lechner, 30, war Mitte vergangener Woche mitgeteilt worden, dass ihre zum 30. Juni auslaufenden Verträge nach sieben Jahren bei den Braun-Weißen nicht mehr verlängert werden. Eine Entscheidung, die sportlich angesichts ihrer Reservistenrolle in den vergangenen Jahren nachvollziehbar ist. Menschlich dagegen sorgte vor allem das Hinhalten der Profis über das letzte Heimspiel der Bundesligasaison gegen den FC Bayern hinaus im Vereinsumfeld für Kritik.

"Wir konnten die Entscheidung leider nicht früher fällen", warb der neue Cheftrainer André Schubert bei seiner Vorstellung um Verständnis. Es sei eine schwierige Situation gewesen, die ihm auch für Lechner und Eger leid tue. Umso mehr freue er sich nun, dass den beiden doch noch ein Abschiedsspiel vor so vielen Zuschauern ermöglicht wurde. Schubert selbst schaute sich den 7:5-Sieg des Teams Eger gegen das Team Lechner nicht an. Die Aufmerksamkeit sollte so nicht von den Spielern, die beide eine Zukunft im Ausland anstreben, abgelenkt werden.

Für den Coach wäre es allerdings eine gute Möglichkeit gewesen, einen Großteil seines neuen Teams schon mal auf dem Platz begutachten zu können. Gleich neun Profis, die im Gegensatz zu den Protagonisten über einen Vertrag bei St. Pauli für die kommende Zweitligasaison verfügen, wirkten mit. Viel wichtiger als die Besetzung war jedoch, dass ein fünfstelliger Betrag für Viva con Agua und Dunkelziffer e. V. zusammenkam.