Torhüter Thomas Kessler ist eine von vielen offenen Personalien. Charles Takyi steht vor dem Abschied beim FC St. Pauli.

Hamburg. Die Begründung, mit der Angreifer Gerald Asamoah und Mittelfeldspieler Deniz Naki ihr Fernbleiben vom gestrigen Training erklärten, war grundsätzlich für jedermann nachvollziehbar und machte doch etwas stutzig. Nach dem 1:8 fehlten die Offensivkräfte einheitlich wegen Unwohlsein. Es war die letzte Entscheidung dieser für den FC St. Pauli so ereignisreichen Woche. Den Anfang hatte André Trulsen gemacht. Am Montag gaben der FC St. Pauli und die TSG Hoffenheim den Wechsel des Co-Trainers zur kommenden Saison bekannt. Am Donnerstag dann wurde mit André Schubert und seinem Assistenten Jan-Moritz Lichte St. Paulis neues Trainerteam vorgestellt. Und seit zwei Tagen ist es nun amtlich, dass sich das Duo auf eine Zweitligaspielzeit einzurichten hat. Entscheidungen, die absehbar waren. Entscheidungen, deren Status auch im Fußballgenre als Vollzugsmeldung eingestuft wird. Die wirklich kniffligen Tage und Wochen stehen dem Verein jetzt erst bevor.

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Mit Ausnahme der Leverkusener Leihspieler Bastian Oczipka und Richard Sukuta-Pasu wurde Sonnabend kein Profi verabschiedet, obwohl der Kader bei eingeplanten vier Neuzugängen für mindestens fünf weitere Spieler keine Planstellen mehr vorsieht. Was passiert mit Mathias Hain, Timo Schultz, Florian Lechner, Marcel Eger, Ralph Gunesch, Gerald Asamoah und Max Kruse, deren Verträge in sieben Wochen enden? Klar ist lediglich: Die anvisierte Verkleinerung auf 25 Spieler wird Opfer fordern. Zumal sich bei dem von vielen bereits als Abgang eingestuften Thomas Kessler eine Trendwende andeutet. Der Torhüter, dessen Ausleihgeschäft vom 1. FC Köln zwar noch bis zum Ende der kommenden Saison befristet ist, aufgrund des Abstiegs und einer von Kessler prophylaktisch gezogenen Vertragsoption aber vorzeitig am 30. Juni 2011 endet, scheint seiner guten ersten Saison am Millerntor nun doch eine zweite hinzufügen zu wollen. "Ich bin nicht abgeneigt hierzubleiben", sagte der 25-Jährige am Wochenende auf Abendblatt-Nachfrage.

Dagegen scheinen die Zeichen bei Charles Takyi immer mehr auf Abschied zu stehen. Der Mittelfeldspieler geht davon aus, dass der Verein seine einseitige Option auf Vertragsverlängerung bis 2012 nicht fristgerecht zum 30. April gezogen hat. Sportchef Helmut Schulte dagegen bewertet den Vorgang aus der vorvergangenen Woche aus Sicht des Vereins als korrekt abgelaufen und abgeschlossen. Unabhängig vom Ausgang des Rechtsstreits scheint ein Verbleib kaum denkbar. Die Frage ist lediglich noch, ob der 26-Jährige St. Pauli ablösefrei oder gegen Zahlung einer vertraglich fixierten Ablösesumme verlässt. Die würde immerhin bei einem vorzeitigen und wahrscheinlichen Weggang von Matthias Lehmann in jedem Fall fällig werden.

Zwei Personalien, die das Gedränge um die Kaderplätze etwas entzerren würden, das latente Unwohlsein aber nicht verhindern können. Zu viele Fragezeichen, zu viele Baustellen und - so die Kritik vieler Spieler - zu wenig Kommunikation.