Der FC St. Pauli treibt die Planungen für die Zweite Liga voran. Bleibt Gerald Asamoah? Der Stürmer hat seine Bereitschaft signalisiert.

Hamburg. Theoretisch ist der Klassenerhalt noch drin. Zwei Spieltage vor Saisonende bleibt dem FC St. Pauli eine minimale Restchance auf das Erreichen des Relegationsplatzes in der Fußball-Bundesliga. Da die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten der nötigen Konstellation jedoch gen null geht, verzichtet Helmut Schulte nach dem vorentscheidenden 0:2 in Kaiserslautern vom Freitagabend auf Durchhalteparolen. "Um sich jetzt vorstellen zu können, dass man es noch schaffen kann", sagte St. Paulis Sportchef, "muss man unheimlich viel Kraft aufbringen." Kraft, die Schulte lieber in die Zukunftsplanung investiert.

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Auch wenn er sich einen anderen Ausgang gewünscht hatte, kann der 53-Jährige dem nun so gut wie sicher feststehenden Wiederabstieg nach nur einem Jahr in Deutschlands Eliteklasse sogar etwas Positives abgewinnen. Der sportliche Schwebezustand, in dem sich St. Pauli in den vergangenen Wochen befand, ist einer Erkenntnis gewichen: Der Verein kann jetzt ausschließlich die Planungen für die Zweite Liga vorantreiben. Oberste Priorität hat die Suche nach einem Nachfolger für den scheidenden Holger Stanislawski. "Es ist immer gut, wenn man auf der Cheftrainer-Position keine Vakanz hat", sagt Schulte. Noch in dieser Woche soll eine Entscheidung getroffen werden.

Eine Entscheidung von immenser Tragweite. Stanislawski zeigte sich nämlich nicht nur für das Geschehen auf dem Rasen verantwortlich. Er leistete mit Ideen und viel Überzeugungsarbeit in Gesprächen mit potenziellen Spielern auch Entscheidendes bei der Kaderplanung. Gerade hier kommt viel Arbeit auf den neuen Coach und Schulte zu. "Wir wollen unsere Stammspieler halten, aber das wird nicht zu 100 Prozent gelingen", sagt der Sportchef. Die Verträge von Mathias Hain, Florian Lechner, Timo Schultz, Ralph Gunesch, Marcel Eger, Max Kruse, Richard Sukuta-Pasu und Bastian Oczipka (beide von Bayer Leverkusen ausgeliehen) enden am 30. Juni. Gerald Asamoah und Thomas Kessler haben nur für die Bundesliga unterschrieben. Die vielfach guten Leistungen von Fin Bartels sowie Matthias Lehmann sind zudem anderen Vereinen nicht verborgen geblieben.

"Wir haben immer auf Kontinuität gesetzt, haben fünf Spieler durch solche ersetzt, die uns besser machen sollten", verdeutlicht Schulte. "Jetzt wird es zum ersten Mal der Fall sein, dass uns Spieler von der Spitze weggerissen werden." Ein unfreiwilliger Umbruch droht. Da der Kader von 29 auf 25 Profis reduziert werden soll, will Schulte einige Spieler auch von sich aus nicht zum Bleiben bewegen. "Wenn man Positionen abbaut, müssen auch Verträge nicht verlängert werden", meint der Sportchef.

Anders sähe das wohl im Fall Asamoah aus. Der ehemalige Nationalspieler hatte nach der Pleite in Kaiserslautern erstmals angedeutet, sich einen Verbleib im Falle des Abstiegs zumindest vorstellen zu können. "Ich habe mich in den letzen Monaten bei St. Pauli sehr wohlgefühlt", sagte der 32-Jährige. "Noch ist nichts endgültig entschieden." Bislang war man auch beim Kiezklub davon ausgegangen, dass der ausgeliehene Stürmer zu Schalke 04 zurückkehren würde. "Wenn er Interesse hat, sprechen wir natürlich gern mit ihm", meint Schulte. Asamoah müsste voraussichtlich erhebliche finanzielle Einschnitte in Kauf nehmen.

In der Zweiten Liga wird St. Pauli seinen Etat von 40 auf 24 Millionen Euro reduzieren. "Wir müssen den Gürtel enger schnallen", sagt Präsident Stefan Orth, "aber wir sind finanziell gut aufgestellt. Wir haben solide gewirtschaftet und werden eine ordentliche Mannschaft zusammenstellen, haben natürlich den Anspruch, in der Zweiten Liga im oberen Tabellendrittel mitzuspielen." Kopf hoch, auch wenn der Blick nach unten geht, ist die Devise bei St. Paulis Verantwortlichen, die sich eine Etablierung des Klubs unter den Top 25 in Deutschland zum Ziel gesetzt haben.

"Als FC St. Pauli muss man sich fragen, welche Erwartungen man erfüllen kann", meint Schulte. "Natürlich würden wir gerne in der Ersten Liga spielen. Das macht einfach mehr Spaß." Dass es in der kommenden Saison dazu nicht kommt, erklärt der frühere Coach unter anderem mit dem Verletzungspech in der Abwehr. Der Kader habe generell über die Qualität verfügt, die nötigen Punkte zu sammeln. Kritik hinsichtlich fehlender Führungsspieler und Profis mit Torjägerqualitäten wies der Sportchef zurück. "Wenn man aus zehn Spielen nur einen Punkt holt, muss man ein unheimliches Polster haben, um nicht dahinzurutschen, wo wir jetzt sind", sagt Schulte. Als Klub, der zwischen der Ersten und Zeiten Liga unterwegs sei, müsse man die Ärmel hochkrempeln und wieder aufstehen. Herausforderung angenommen.