Köln. Bayer Leverkusens Trainer schaute beim Spiel seines Hamburger Amtskollegen Steffen Baumgart gegen den VfL Osnabrück ganz genau hin.

Die Warnung für Bayer Leverkusen kam aus der 2. Liga: Als Spieler hat Xabi Alonso nahezu alles erlebt, doch um seine Spieler zu sensibilisieren, bediente sich der frühere Welt- und Europameister am Sonntag eines aktuellen Beispiels aus dem Unterhaus.

„Ich habe vor unserem Spiel Hamburg gegen Osnabrück gesehen“, sagte der Bayer-Trainer nach dem 2:0-Derbysieg beim 1. FC Köln, durch den der Bundesliga-Tabellenführer den Vorsprung auf den FC Bayern auf zehn Punkte ausbaute: „Gegen zehn zu spielen, ist manchmal nicht einfach. Hamburg hat gegen zehn verloren.“

Leverkusen wie der HSV in Überzahl gegen Underdog

Knapp eine Stunde vor dem Anpfiff des Leverkusener Spiels hatte Aufstiegsaspirant HSV mit dem bis Dezember noch in Köln trainierenden Steffen Baumgart in Überzahl den entscheidenden Treffer zur 1:2-Heimniederlage gegen den Tabellenletzten VfL Osnabrück kassiert.

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Und auch die Leverkusener taten sich erst einmal schwer, nachdem sie bereits nach 13 Minuten durch die Rote Karte gegen Jan Thielmann in Überzahl spielten. „Sie verteidigen dann tiefer, es gibt nicht so viel Raum“, erklärte Alonso: „Wir hatten Ballbesitz, aber nicht so viele Chancen. Am Ende war es nicht spektakulär, aber das Ergebnis ist super.“

Xabi Alonso: „Es gibt immer ein Risiko“

Alonso gab seinem Team noch einen wichtigen Tipp in der Pause mit. „Ich habe gesagt, dass wir nicht mehr so emotional spielen dürfen, sondern mehr mit Kontrolle und Geduld.“ Er wollte nicht riskieren, durch einen eigenen Feldverweis wieder Gleichzahl herzustellen.

Leverkusens Jeremie Frimpong (M.) bejubelt sein Tor zum 1:0. Später wurde er vorsorglich ausgewechselt.
Leverkusens Jeremie Frimpong (M.) bejubelt sein Tor zum 1:0. Später wurde er vorsorglich ausgewechselt. © Rolf Vennenbernd/dpa

Den Platzverweis-gefährdeten Torschützen Jeremie Frimpong wechselte Alonso sogar zur Halbzeit aus. „In so einem emotionalen Spiel gibt es immer ein Risiko“, erklärte der 42-Jährige. Bayer blieb zu elft und gewann.

HSV: Baumgart „geht ins Hinterfragen rein“

Rund 400 Kilometer nordwärts war dies dem HSV wenige Stunden zuvor trotz Überzahl nicht gelungen. In Hamburg sieht sich deshalb nun auch Trainer Baumgart selbst in der Pflicht. „Wir gehen dann – und das ist ja auch klar –, nicht nur in die Analyse rein, sondern gehen auch ins Hinterfragen rein. Das ist dann meine Aufgabe“, sagte der eigentliche neue Hoffnungsträger nach der überraschenden wie ernüchternden Niederlage gegen Kellerkind Osnabrück.

„Wenn du bei einer Mannschaft, wo du vorher ganz klar sagst, Standardsituationen sind eine absolute Stärke und aus den Situationen dann halt auch zwei Tore kriegst, dann ist das meine Arbeit, das noch klarer zu machen, dass wir das besser verteidigen können und auch müssen.“

Steffen Baumgart: „Ergebnis ist eine Katastrophe“

Osnabrück war früh durch Lukas Kunze (6. Minute) in Führung gegangen. Der Mittelfeldspieler war bei einem Freistoß von Michael Cuisance am zweiten Pfosten angespielt worden und hatte den Ball volley im Tor versenkt. Unmittelbar vor Schluss, als die Niedersachsen bereits nach der Gelb-Roten-Karte für Maxwell Gyamfi (76.) in Unterzahl spielten, traf Cuisance (89.) per Foulelfmeter. „Unabhängig vom Spiel ist das Ergebnis eine Katastrophe“, sagte Baumgart. „Trotzdem sind wir Dritter. Trotzdem haben wir noch zehn Spiele und wir haben alles in der eigenen Hand.“

Zum Verzweifeln: HSV-Trainer Steffen Baumgart mochte gegen Osnabrück zwischendurch schier nicht mehr hinsehen.
Zum Verzweifeln: HSV-Trainer Steffen Baumgart mochte gegen Osnabrück zwischendurch schier nicht mehr hinsehen. © Witters

Der HSV hätte bei einem Sieg Holstein Kiel überholt und wäre auf den zweiten Tabellenrang gesprungen. Weil aber auch die gesamte Aufstiegskonkurrenz am 24. Spieltag keinen Sieg einfahren konnte, bleiben die Auswirkungen für den HSV in der Tabelle überschaubar. Der HSV steht mit 41 Punkten auf dem dritten Tabellenrang, Kiel mit 43 Punkten auf Rang zwei. Tabellenführer und Lokalrivale FC St. Pauli hat 48 Punkte auf dem Konto.