Hamburg. Der HSV-Trainer reagiert mit einer Mischung aus Trotz und Kritik auf die Niederlage gegen Darmstadt. Einen Profi nimmt er in die Pflicht.

Als Tim Walter am Freitagabend nach der 1:2-Niederlage gegen Darmstadt den Rasen des Volksparkstadions verließ, fand er deutliche Worte. Nie habe er eine schlechtere Schiedsrichterleistung gesehen, schimpfte der HSV-Trainer im Vorbeigehen: „Das war bodenlos, eine Frechheit.“

Als Walter dann später in der Pressekonferenz um eine Einschätzung der Leistung von Robert Schröder gebeten wurde, blieb er im Vagen: „Es gibt Götter in Weiß, so gibt es auch andere Götter.“ Sein Mittelfeld-Mann Jonas Meffert hatte Schröder einen respektlosen Umgangston vorgeworfen, was der zurückwies.

HSV-Trainer Walter lobt Debütant Dompé und Rückkehrer Jatta

Allerdings wollte Walter den sportlichen Rückschlag auch nicht allein dem Schiedsrichter ankreiden: „Wir haben uns ein bisschen selbst geschlagen.“ Der 0:2-Rückstand nach sieben Minuten – „da waren wir wohl noch in der Kabine“. In der zweiten Halbzeit habe seine Mannschaft dann „extrem viel investiert“. Dann kamen die Roten Karten gegen Aaron Opoku und Ransford Königsdörffer, die Walter im Prinzip nicht infrage stellte, auch wenn seine beiden Angreifer zuvor provoziert und gehalten worden seien.

HSV-Trainer Tim Walter ließ es bei der Heimniederlage gegen Darmstadt nicht an Engagement vermissen.
HSV-Trainer Tim Walter ließ es bei der Heimniederlage gegen Darmstadt nicht an Engagement vermissen. © IMAGO/Michael Schwarz

Doch dieses Spiel hatte bei allem Verdruss auch Erfreuliches zu bieten. Neuzugang Jean-Luc Dompé sei ein gutes Debüt gelungen: „Dafür, dass er erst gestern gekommen ist, hat er sich gut verstanden mit den Jungs.“ Und das unverhoffte Comeback von Bakery Jatta knapp drei Monate nach seinem Muskelbündelriss helfe seiner Mannschaft ebenfalls. Für die Flügel hat Walter nun nicht weniger als neun Optionen – jedenfalls wenn Opoku und Königsdörffer ihre Sperren abgesehen haben, deren Dauer der DFB voraussichtlich in der kommenden Woche festlegt.

Umso dürftiger ist die Auswahl auf der rechten Abwehrseite: Hier ist Moritz Heyer nach den Abgängen von Josha Vagnoman und Jan Gyamerah gesetzt – und in einer Formkrise. Gegen Darmstadt wurde er nach einigen misslungenen Aktionen von den eigenen Fans ausgepfiffen, ehe Walter ihn erlöste und auswechselte.

Heyer habe „keinen guten Tag gehabt. Aber wir wissen, welche Fähigkeiten er hat“, sagte der Trainer. Vergangene Saison war Heyer mit sechs Toren zum treffsichersten Verteidiger der 2. Bundesliga aufgestiegen, drei weitere hatte er vorbereitet. Von diesen offensiven Qualitäten war am Freitag nichts zu sehen – und von defensiven auch nichts.

HSV-Einzelkritik: Heyers schlimmer Auftritt

Seinen Wunsch nach einer Alternative für die Position wollte Walter trotzdem nicht ausdrücklich erneuern. Stattdessen nahm er Heyer in die Pflicht: „Manchmal müssen sich ein paar Jungs auch an die eigene Nase fassen.“

Ein paar Jungs taten dann auch genau dies. „Vielleicht hat der Schiedsrichter ein bisschen Hektik reingebracht. Aber ich will auf uns achten. Wir hätten einiges besser machen müssen“, sagte etwa Torwart Daniel Heuer Fernandes. Kapitän Sebastian Schonlau nahm Schröder sogar in Schutz: „Ein paar Aussagen müssen so nicht fallen. Nichtsdestotrotz steht er auch unter Druck.“

Das gilt genauso für Walter und die Führung des HSV, auch davon zeugte dieses denkwürdige Spiel. Der Trainer hatte selbst wegen Lamentierens die Gelbe Karte gesehen, Sportvorstand Jonas Boldt sogar die Rote. Erstmals hat der HSV in der 2. Bundesliga nach fünf Saisonspielen schon zwei Niederlagen auf der Sollseite. Für den Trainer kein Grund, unruhig zu werden: „Wir haben heute ein Spiel verloren, aber am Ende gewinnen wir.“

Damit sollte am kommenden Sonnabend beim 1. FC Nürnberg (20.30 Uhr/Sport1 und Sky, Liveticker bei Abendblatt.de) begonnen werden.

Tabellenspitze 2. Bundesliga
1. SC Paderborn 5 / 18:6 / 12
2. Darmstadt 98 5 / 9:4 / 12
3. Heidenheim 5 / 8:2 / 10
4. Kaiserslautern 5 / 9:6 / 9
5. HSV 5 / 6:3 / 9
6. Rostock 5 / 5:6 / 9

11. FC St. Pauli 5 / 9:8 / 7