Hamburg. Die Hamburger Profisportclubs brauchen dieser Tage vor allem eins: Geduld. Die Frage, ob sie ihre Heimspiele in den kommenden Wochen vor Zuschauern austragen dürfen – und, falls ja, vor wie vielen – hängt maßgeblich von der kurzfristigen Entwicklung der Corona-Zahlen ab.
Die am vergangenen Freitag veröffentlichte und seit diesem Montag bis zum 7. Februar geltende Corona-Eindämmungsverordnung sieht grundsätzlich vor, dass es in den ersten beiden Fußball-Profiligen Geisterspiele geben soll. Damit folgt man dem Beschluss der Ministerpräsidenten-Konferenz vom 21. Dezember.
HSV und St. Pauli können wieder auf Fans hoffen
Nachdem am vergangenen Wochenende allerdings in einigen Bundesligastadien vor Publikum gespielt wurde – Höchstwert waren 3000 Menschen in Berlin bei der Partie Hertha BSC gegen 1. FC Köln –, sind die Behörden der Stadt aktuell in der Abstimmung mit den anderen Bundesländern und dem Bund darüber, ob Ausnahmen zulässig sind. Sollte dies der Fall sein, könnten der HSV und der FC St. Pauli darauf hoffen, mindestens 1000 Besucher zulassen zu dürfen, bei schlüssigen Hygiene- und Mobilitätskonzepten auch mehr.
Aus der Sportbehörde hieß es, man erhoffe sich im Lauf des Montags Klarheit in dieser Frage. Allerdings könne es ebenso gut sein, dass selbst im Fall einer Lockerung diese schon zum Ende der Woche wieder zurückgenommen werden müsse, sollten die Infektionszahlen weiter explodieren. Die Lage sei extrem angespannt und dynamisch.
HSV hofft auf deutlich mehr als 1000 Zuschauer im Stadtderby
Beim HSV hofft man auf eine zeitnahe Entscheidung der Stadt. Aktuell führen Neu-Vorstand Thomas Wüstefeld und Daniel Nolte (Bereichsleiter Organisation und Infrastruktur) die Gespräche mit der Stadt. Nach Abendblatt-Informationen hoffen die HSV-Verantwortlichen auf die Genehmigung von deutlich mehr als nur 1000 Zuschauern.
Der Hintergrund: Bei lediglich 1000 Zuschauern würde ein Minusgeschäft für den Club drohen. Sollte die Stadt trotzdem nur 1000 Fans zulassen, würde der HSV, der am 21. Januar den Lokalrivalen zum Stadtderby empfängt, überlegen, ob sich der Aufwand überhaupt lohnt. Vom FC St. Pauli, für den vor allem das DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Borussia Dortmund am 18. Januar von Interesse ist, gab es am Montag keine Stellungnahme zu der Thematik.
Hamburgs Profisportvereine fühlen sich benachteiligt
Sportstaatsrat Christoph Holstein sagte dem Abendblatt, man sei mit allen Clubs in ständigem Austausch und werden alles in der Macht Stehende tun, um eine nachvollziehbare und einheitliche Regelung zu treffen. Diese war vor dem Hintergrund, dass im Kulturbetrieb deutlich weniger Einschränkungen vorgesehen sind, am vergangenen Freitag von den fünf Hamburger Proficlubs HSV, St. Pauli, Hamburg Towers (Basketball), HSV Hamburg (Handball) und Crocodiles Hamburg (Eishockey) in einer gemeinsamen Resolution eingefordert worden.
So dürfen etwa in der Elbphilharmonie aktuell 2000 der 2100 Plätze besetzt werden, während überregionale Sportveranstaltungen weitgehend ohne Zuschauer stattfinden müssen. Selbst bei Amateurfußballspielen sind im Freien bis zu 1000 Fans erlaubt.
Einen Termin für ein avisiertes gemeinsames Gespräch gibt es noch nicht, die Stadt würde diesen gern noch in dieser Woche anberaumen.
- Thomas Wüstefeld kündigt erste Taten als neuer Vorstand an
- Omikron-Hotspot: Warum Hamburg die Kontrolle verliert
- HSV will flexiblen Offensivspieler verpflichten
Die Hamburg Towers hatten am Sonntag bekannt gegeben, ihre kommenden Heimspiele vor maximal 200 Zuschauern auszutragen, aber den daraus entstehenden Mehraufwand ebenfalls beklagt. Sollte es wochenlang Geisterspiele geben, wird der Ruf nach neuen Finanzhilfen laut werden. Diese kommen für Proficlubs zum Großteil aus Bundesmitteln. Die Stadt plant jedoch, den Ende 2021 ausgelaufenen Fonds für Hygienekosten neu aufzulegen. Alle weiteren Hilfsmöglichkeiten müssten im Einzelfall geprüft werden. Geduld bleibt gefragt.
Noch im alten Jahr hatte Hamburg die beim Bund-Länder-Gipfel vereinbarten Geisterspiele unterlaufen und bei Sportveranstaltungen bis zu 5000 Zuschauer im Freien und 2500 in der Halle zugelassen. Angesichts stark steigender Infektionszahlen und des Vormarschs der Omikron-Virusvariante sah sich die Stadt dann gezwungen, von ihrem Sonderweg wieder abzurücken.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: HSV