Duisburg. Nachdem ein Fan die HSV-Leihgabe beleidigt hatte, wurde das Spiel abgebrochen. Ein früherer Hamburger Star findet deutliche Worte.

Die Polizei Duisburg hat noch am Sonntag eine Anzeige gegen einen 55-Jährigen wegen Beleidigung erstattet. Dieser soll am Sonntagnachmittag beim Drittligaspiel zwischen dem MSV Duisburg und dem VfL Osnabrück den vom HSV verliehenen Gästespieler Aaron Opoku bei der Ausführung eines Eckstoßes rassistisch beleidigt haben.

Laut Zeugenaussagen soll er „Du Affe kannst eh keine Ecken schießen!“ gerufen haben. Der Beschuldigte räumte gegenüber der Polizei offenbar ein, diesen Satz so geäußert zu haben, allerdings habe er einen anderen Spieler der Osnabrücker gemeint, der zum Eckball bereitgestanden habe. Dies teilte die Polizei Duisburg am Montag auf Anfrage mit.

Der Staatsschutz der Polizei Duisburg wurde inzwischen eingeschaltet, die weiteren Ermittlungen dauern an. Die Staatsanwaltschaft Duisburg ist bislang noch nicht in den Fall involviert, wie sie auf Anfrage mitteilte.

Rassistische Beleidigung gegen HSV-Leihspieler: Fan droht Strafe

Schiedsrichter Nicolas Winter (Freckenfeld) hatte die Begegnung aufgrund des Vorkommnisses in der 33. Minute beim Stande von 0:0 abgebrochen. Opoku sei „am Boden zerstört“ gewesen, sagte VfL-Sportdirektor Amir Shapourzadeh in einem Video-Interview der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Mannschaft sah sich nach dem Vorfall nicht mehr in der Lage, das Spiel fortzusetzen. Es war das erste Mal, dass in einer der drei höchsten deutschen Profiligen eine Partie wegen eines rassistischen Vorfalls abgebrochen wurde.

Die Polizei hatte die Zeugen sowie den Tatverdächtigen unmittelbar nach dem Vorfall vernommen. Der bislang polizeilich unbekannte 55-Jährige durfte im Anschluss wieder nach Hause gehen. Eine Beleidigung kann eine Geldstrafe oder eine Haftstrafe bis zu einem Jahr nach sich ziehen.

Der Abbruch der Partie hat auch sportjuristische Konsequenzen. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes könnte drei verschiedene Urteile fällen. Abhängig von den genauen Umständen kann das Spiel sowohl für Osnabrück als auch für Duisburg gewertet werden. Die dritte mögliche Variante ist eine Neuansetzung, für die sich Vertreter beider Clubs bereits am Sonntag ausgesprochen hatten. „Wir werden die Ermittlungen abwarten. Es steht uns nicht zu, irgendetwas einzufordern“, sagte MSV-Sprecher Martin Haltermann am Montag.

Ministerpräsident Wüst verurteilt rassistischen Vorfall

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst hat den rassistischen Vorfall beim Drittliga-Spiel zwischen dem MSV Duisburg und dem VfL Osnabrück verurteilt. „Die rassistischen Anfeindungen im Duisburger Stadion sind widerwärtig und nicht hinnehmbar. Sie verhöhnen die Werte, für die der Sport steht: Teamgeist und Respekt“, sagte der CDU-Politiker am Montag.

Wüst fand lobende Worte für den Abbruch der Partie und viele Zuschauer, die mit „Nazis raus“-Rufen auf den Vorfall reagiert hatten. „Die Reaktion der großen Mehrheit der Fans im Stadion und der Abbruch des Spiels waren starke Signale gegen Rassismus. Wenn Menschen in ihrer Würde verletzt werden, kann man nicht einfach wieder anpfeifen. Aaron Opoku hat unsere volle Solidarität.“

Bundesinnenministerium würdigt Reaktionen

Bei aller integrativen Kraft des Sports gibt es nach Einschätzung von Wüst „auch Schattenseiten“. „Probleme wie Ausgrenzung und Diskriminierung im Sport gehören ins Zentrum der öffentlichen Debatte. Wir haben hier noch reichlich Nachholbedarf“, kommentierte der Politiker.

Auch das für den Sport zuständige Bundesinnenministerium hat die Reaktionen als „vorbildhaft“ gewürdigt. Ein Sprecher hob am Montag in Berlin vor allem das Verhalten der Fans in Duisburg hervor, die sich gegen die rassistische Beleidigung eines Osnabrücker Spielers gestellt hatten: „Das ist etwas, was wir uns in deutschen Fußballstadien wünschen.“

Ex-HSV-Star Hartwig: „Wir haben die Schnauze voll“

Der DFB-Botschafter und frühere Nationalspieler Jimmy Hartwig (67) hat den Abbruch des Drittliga-Spiels zwischen dem MSV Duisburg und dem VfL Osnabrück als „ganz wichtiges Zeichen“ im Kampf gegen Rassismus bezeichnet. „Die Entscheidung, dieses Spiel abzubrechen, war richtig. Indem man sowas macht, zeigt man: Mit uns geht das nicht mehr. Wir haben die Schnauze voll von euch Vollidioten“, sagte der einstige HSV-Star am Sonntagabend im NDR-Fernsehen.

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Er habe schon viel früher damit gerechnet, dass es einmal zu einem Spielabbruch wegen eines solchen Vorfalls komme. „Schauen wir mal, wie lange es dauert, bis ein Bundesliga-Spiel abgebrochen wird.“ Der Sohn eines amerikanischen Soldaten und einer deutschen Mutter wurde während seiner Karriere beim HSV, dem 1. FC Köln oder 1860 München selbst häufig zum Opfer rassistischer Schmähungen. Bis 2019 war er Integrationsbotschafter, seitdem ist er Fair-Play-Botschafter des Deutschen Fußball-Bundes.