HSV news

Der HSV und die Dauer-Glatzel-Terodde-Torjäger-Frage

| Lesedauer: 5 Minuten
Robert Glatzel (27) hat gegen Nürnberg doppelt getroffen.

Robert Glatzel (27) hat gegen Nürnberg doppelt getroffen.

Foto: ValeriaWitters / WITTERS

Der Hamburger hat sein Spiel umgestellt, um nicht ständig mit dem Vorgänger verglichen zu werden. Dabei muss er sich nicht scheuen.

Hamburg.  Am frühen Montagmorgen gab es für Michael Mutzel zunächst einmal ein Ständchen. Seine drei Kinder und seine Frau gratulierten dem Papa zum 42. Geburtstag, ehe es auch noch ein Stück selbst gebackenen Kuchen („sehr, sehr lecker“) von der ältesten Tochter zum Frühstück gab. Nur mit den Geschenken haderte Mutzel am Tag nach dem 2:2 des HSV gegen Nürnberg noch ein wenig. Die hatte Schiedsrichter Felix Zwayer nämlich nach Auffassung des HSV-Sportdirektors eher dem Club als den Hamburgern zugute kommen lassen.

Stürmer Robert Glatzel musste sich dagegen am Vormittag nach dem Remis keine Vorwürfe gefallen lassen, dass er Mutzels Ehrentag vergessen habe. Gleich zweimal hatte der Torjäger am Vortag gegen Nürnberg getroffen – und damit nicht nur das spätere Geburtstagskind sehr glücklich gemacht.

Glatzel stellte sein Spiel für HSV um

„Ich habe mich sehr über seine beiden Treffer gefreut. Es hat ja in den ersten Wochen der Saison auch schon kritische Stimmen gegeben, nachdem Robert zunächst nicht so oft getroffen hatte“, sagte Mutzel, der nach der familiären Kuchenrunde ganz offen verriet, dass Glatzel sogar sein Spiel für den Erfolg der Mannschaft umgestellt habe. „Robert hat sich zu oft zu tief die Bälle geholt und war dann nicht mehr in der Box da, wo er als Torjäger sein muss“, erklärte Mutzel.

Genau daran hätte das gesamte Trainerteam mit Glatzel in den vergangenen Wochen intensiv und mit zahlreichen Einzelanalysen gearbeitet. „Aufgrund seiner Physis und seiner vorherigen Stationen zieht es ihn immer ein wenig zu sehr entgegen. Deswegen fehlt er manchmal in den entscheidenden Momenten ganz vorne“, sagte Mutzel, der Glatzels mitspielende Art einerseits schätzt, ihm aber andererseits zu mehr Torgefahr verhelfen will.

Die HSV-Dauerfrage nach Glatzel und Terodde

So blieb es vor dem Heimspiel gegen Nürnberg nicht aus, dass Glatzel sich immer wieder Vergleiche mit seinem prominenten Sturm-Vorgänger gefallen lassen musste: Simon Terodde, 152 Zweitligatore, dreimal Torschützenkönig, 24 HSV-Tore und aktuell mit zehn Treffern schon wieder Führender der Torschützenliste. Kurzum: eine Legende.

Diese Vergleiche möge er nicht, sagte Glatzel bereits vor der Saison. Er habe seine eigenen Qualitäten, sei beidfüßig und wolle sich auch am Spiel beteiligen. Macht man aber das, was Glatzel ja eigentlich gar nicht mag, dann fällt schnell auf, dass der 27-Jährige Vergleiche mit Terodde gar nicht scheuen muss.

HSV: Glatzel kann mit Terodde mithalten

Keine Frage: Terodde (33) ist auch in dieser Saison wieder mit seinen bisherigen zehn Treffern ein Riese. Aber zumindest auf dem Papier ist Glatzel (27) sogar noch größer – um einen Zentimeter.

Der Hamburger (1,93 Meter groß) hat genau wie Terodde (1,92 Meter) in allen acht Saisonspielen von Anfang an begonnen, schoss 25-mal aufs Tor, zog 137 Sprints an, war mit einer Höchstgeschwindigkeit von 31,23 km/h unterwegs und lief in den bisherigen acht Spielen 81,3 Kilometer. Zum Vergleich: Terodde schoss sogar 34-mal aufs Tor, zog aber nur 130 Sprints an. Sein Top-Speed: 31,83 km/h, sein Radius auf Glatzel-Niveau: 81,6 Kilometer.

Schalke ist abhängig von Terodde

Bei all diesen Zahlen bleiben aber natürlich nur zwei Zahlen unter dem Strich: Terodde, zehn Tore. Glatzel, fünf Tore. Doch wer es bei diesem Fazit belässt, der übersieht möglicherweise Wesentliches. Denn: Als Lehre der vergangenen Saison hatte sich der HSV auch ganz bewusst dagegen entschieden, sich erneut nur von einem Torjäger abhängig zu machen.

Hamburgs 14 Saisontreffer sind bislang auf sieben Torschützen verteilt, Schalkes 13 Treffer teilen sich dagegen nur drei Gelsenkirchener. Noch wichtiger: Ohne Glatzel-Tor hat der HSV immerhin sechs Punkte geholt, ohne Terodde-Tor gelang Schalke nur ein einziger Punkt. Heißt im Klartext: Schalke ist genauso abhängig von Terodde wie der HSV in der vergangenen Saison.

HSV: Terodde kennt Glatzel gut

Terodde selbst glaubt im Übrigen, dass der HSV mit Glatzel den richtigen Nachfolger gefunden hat. „Ich kenne ihn gut“, sagte der Neu-Schalker kurz vor dem ersten Aufeinandertreffen am ersten Spieltag bei Sky. „Robert hat eine gute Größe, spielt gut mit, arbeitet gut gegen den Ball. Ich denke, er passt da gut rein.“

90 Minuten später hatten sowohl Terodde als auch Glatzel je einmal getroffen. Doch aus Mutzels Sicht viel wichtiger: Der HSV hatte 3:1 gewonnen. In diesem Sinne: happy Birthday!

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: HSV