Nach einem Jahr der Leiden freut sich Maximilian Beister über sein Comeback, bleibt aber vorsichtig

Dubai. Alles, aber wirklich alles sollte Maximilian Beister am Mittag nach seinem „Traumtag“ noch einmal zu Protokoll geben. Wie er sich fühle („überglücklich“), wie er geschlafen habe („total aufgewühlt“) und wie groß der Schritt gewesen sei, den er am Abend zuvor bewältigt hatte („riesengroß“). Ein ganzes Jahr lang hatte Beister auf diesen einen Moment hinarbeiten müssen. „Dieser eine Moment lässt alles vergessen“, sagte also Beister, der dies nach dem 20-minütigen Gespräch über sein märchenhaftes Comeback sogar wörtlich nahm. Denn als eigentlich alle Fragen über sein erstes Spiel und sein erstes Tor nach einem Jahr beantwortet waren, hatte der Rückkehrer dann noch selbst eine Frage: „Den Ball habe ich mit rechts reingemacht, ne?“

Er hatte. Flanke Gideon Jung, rechter Fuß Maxi Beister, Tor. Was so kinderleicht aussah, war in Wahrheit so unglaublich schwer. Nicht mal fünf Sekunden war Beister vor seinem Treffer gesprintet, doch es war ein Antritt mit einem 370 Tage langen Anlauf.

„Nach so einem Jahr war das ein Comeback, wie ich es mir nicht schöner hätte vorstellen können“, sagte Beister, der sich nur wenige Kilometer entfernt, im Testspiel gegen Vitesse Arnheim vor ziemlich genau zwölf Monaten, einen Totalschaden im linken Knie zugezogen hatte. Die damalige Diagnose: Kreuzbandriss, Knorpel- und Meniskusschaden. Passiert war es ausgerechnet in Abu Dhabi, nur wenige Autominuten von Al Ain entfernt, wo er nun seine umjubelte Rückkehr feierte.

Doch obwohl das kleine Sportmärchen durchaus Anlass zum Träumen und Übertreiben bot, war es ausgerechnet Beister selbst, der die Erwartungen am Tag danach dämpfte. „Es war der erste Schritt, aber es ist noch ein langer Weg für mich“, sagte der 24 Jahre alte Stürmer, der sich nach einem Rückschritt im Sommer und einer erneuten Operation nun bewusst keinen Druck mehr machen will. „Natürlich fehlt mir noch der Mut, in jeden Zweikampf zu gehen. Mein Spiel lebt ja eigentlich von Dynamik und von Kraft. Aber diese Dynamik fehlt mir eben noch.“

Das sah auch Trainer Joe Zinnbauer ganz ähnlich. „Für Maxi freut es mich besonders. Aber natürlich merkt man, dass ihm noch etwas fehlt.“ Er wolle Beister deswegen langsam aufbauen, ihn dann immer näher an die Mannschaft heranführen. Dass der HSV intensiv nach einem Stürmer fahndet, also einem potenziellen Konkurrenten, ist für den früheren U21-Angreifer kein Problem. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, sagt er entspannt. Beister ist locker geworden, selbst das bestätigte Interesse an Leverkusens Josip Drmic kann ihn nicht mehr schocken. Drmic hin oder her – einer Sache kann sich Beister bereits jetzt gewiss sein: Wann auch immer er in der Bundesliga sein Comeback feiern wird, werden wie am Donnerstag in Al Ain auch wieder seine Eltern Rainer und Regina auf der Tribüne mit dabei sein. Und der Anfahrtsweg von Lüneburg ist dann auch nicht mehr ganz so weit.