Ein Kommentar von Peter Wenig

Wer als HSV-Fan noch den Überblick über den Kader behalten will, legt am besten eine Excel-Tabelle an. Mit Ronny Marcos setzte Trainer Joe Zinnbauer in Augsburg bereits den 27. Spieler in dieser Saison bei den Profis ein. Zumindest in dieser Wertung liegt der HSV nach dem 13. Spieltag vorn.

Zinnbauers „Jugend-forsch-Trend“ verrät zunächst sehr viel Mut. Viele Trainer haben versprochen, dem Bundesliga-Dino mit Talenten wieder Leben einzuhauchen. Zinnbauer setzt es um, aus der U23 beförderte er zuvor schon Ashton Götz, Matti Steinmann, Tolcay Cigerci und Mohamed Gouaida.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Zinnbauer kaum so oft ins Versuchslabor gegangen wäre, hätten die etablierten Kräfte des HSV überzeugt, allen voran die Neuzugänge. 27 Millionen Euro hatte Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer in neues Personal investiert. Nach mehr als einem Drittel der Saison ist die Rendite niederschmetternd.

Als echte Volltreffer dürfen nur Valon Behrami sowie mit Abstrichen der jetzt fest verpflichtete Johan Djourou gelten. Zoltan Stieber durfte die Reise nach Augsburg gar nicht erst antreten, Lewis Holtby saß 90 Minuten nur auf der Bank. Nicolai Müller begann vielversprechend, baute dann ab. Matthias Ostrzolek und der eingewechselte Cléber zeigten einmal mehr, warum sie in dieser Form dem HSV kaum helfen werden. Und über Pierre-Michel Lasogga, Königstransfer mit 8,5 Millionen Euro Ablösesumme, spottete ein HSV-Fan bei Facebook, dass der Stürmer bis zu seiner Einwechslung sein bestes Saisonspiel gemacht habe.

Zugegeben: Manche Neuzugänge brauchen Zeit. Das Problem ist jedoch, dass der HSV diese Zeit nicht hat. Die Neuen müssen nun endlich liefern. Mit U23-Talenten wird der Club im Abstiegskampf nicht bestehen.