Ein Kommentar von Kai Schiller

Noch bevor ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein Hakan Calhanoglu am Sonnabend im „Sportstudio“ verabschiedet hatte, wurde im Internet über den Auftritt des früheren HSV-Profis diskutiert: War es ein Super-GAU der Außendarstellung, wie die einen behaupteten, oder erfrischend ehrlich, wie andere sagten?

Ob ehrlich oder nicht: Calhanoglu war – mal wieder – ganz schlecht beraten. Insbesondere zwei Wochen vor seiner Rückkehr in den Volkspark hätte der Leverkusener dieses Interview in dieser Form nie geben dürfen. Calhanoglu hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er weder Reife noch Größe hat, auch nach eigenen Fehlern bei seinem Wechselfiasko im vergangenen Sommer zu suchen. So konnte er nicht plausibel erklären, warum er zunächst einen langfristigen Vertrag (ohne Ausstiegsklausel) beim Abstiegskandidaten HSV unterschrieb (Beraterfehler Nummer eins), diesen mit einem einzigartigen Bekenntnis garnierte (Fehler Nummer zwei), seinen Wechselwunsch ausgerechnet vor den Relegationsspielen öffentlich machte (Beraterfehler Nummer drei) und seinen Transfer zu Bayer dann sogar durch eine angebliche psychische Krankheit erpressen wollte (Beraterfehler Nummer vier).

Calhanoglus Wunsch zu wechseln ist nachvollziehbar. Die Art und Weise ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten. Bezeichnend war die Erklärung, warum er sich einst für die Türkei entschieden hatte. DFB-Trainer Steffen Freund hätte ihn zur U16 mit der Begründung nicht eingeladen, die Schule sei zum damaligen Moment wichtiger. Heute ahnt man: Freund hatte recht. Man weiß das. Calhanoglu und sein Berater wissen das nicht.