Nur Gladbach muss häufiger am Sonntag ran als die Hamburger. Supporters-Chef sieht für die Fans Nachteile durch den Spielplan

Hamburg. Josef Zinnbauer sieht die Sache mit dem Sonntag ganz pragmatisch. Das muss er schließlich auch, alles andere wäre unprofessionell und könnte ihm vielleicht nachträglich als billige Ausrede ausgelegt werden. Also sagt der HSV-Trainer: „Entscheidend ist, dass man die Woche nach der Spielansetzung plant.“ Also zog er in diesen Tagen seine Einheiten mit dem Ziel 1899 Hoffenheim durch, die am Sonntag (15.30 Uhr) beim HSV antritt.

Es ist am achten Spieltag bereits das dritte Mal, dass die Hamburger von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) am Sonntag angesetzt sind. Und weitere dreimal werden bis zur Winterpause noch folgen. Auch am 11. Spieltag (in Wolfsburg), am 12. (gegen Werder Bremen) und am 14. (gegen Mainz 05) müssen die HSV-Kicker am Sonntag ran. Mit seinen insgesamt sechs Sonntagsdiensten wird der HSV ausschließlich vom Europa-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach (8) übertroffen.

Der VfL Wolfsburg, der wie die Borussia regelmäßig am Donnerstag europäisch unterwegs ist, stößt ebenfalls sechsmal in der Liga am Sonntag an. „Es ist schon bitter für uns, wenn man von den letzten fünf Heimspielen der Hinrunde, vier an einem Sonntag hat“, sagt Oliver Horn, der neu gewählte Vorsitzende der HSV-Supporters-Abteilung. „Insbesondere bei Auswärtsfahrten ist der Sonntag natürlich von Nachteil. Und irgendwie empfinde ich die Stimmung sonntags auch gedämpfter.“

Während Zinnbauer natürlich versucht, mit der Terminplanung der DFL umzugehen, weiß er gleichzeitig auch, dass diese Spiele für die Fans alles andere als optimal sind. „Es ist ja nun mal so, dass es Spiele von Freitag bis Sonntag gibt, darauf muss man sich einstellen. Für die Anhänger ist aber natürlich schöner, am Sonnabend ins Stadion zu kommen.“ Das sieht auch Dennis Diekmeier so: „Natürlich ist es geiler, am Sonnabend um 15.30 Uhr zu spielen“, meint der Rechtsverteidiger.

Es ist fraglich, warum Spiel gegen Hoffenheim am Sonntag stattfindet


Seit 1999 werden regelmäßig zwei Partien am Sonntag gespielt. Bis 2017 kassieren die Bundesligaclubs durchschnittlich 628 Millionen Euro pro Saison, den Großteil von Sky, aber auch die ARD lässt sich die Rechte auf Erstausstrahlung im Free-TV jährlich über 100 Millionen Euro kosten. Dafür kann sie an diesem Sonntag in den Dritten Programmen (auch dem NDR) exklusiv schon um 21.45 Uhr die ersten Spielszenen von HSV gegen Hoffenheim im frei empfangbaren Fernsehen zeigen. Anschließend ist dann ab 22.50 Uhr Joe Zinnbauer leibhaftig Gast im NDR „Sportclub“. Das passt gut.

Spielplangestalter Götz Bender ist seit Jahren geübt in dem Puzzle aus den Wünsche von Kommunen, Polizei, internationalen Fußballverbänden, Clubs und Stadionbetreibern. Wo sind Konzerte, Demos, Feiertage, Clubs aus der Nachbarschaft? So ist es auch nachvollziehbar, dass das Nordderby gegen Bremen an einem Sonntag stattfindet, es gilt als Risikospiel, für die Polizei wird es sonntags einfacher.

Warum allerdings die Partie gegen Hoffenheim an einem Sonntag stattfindet, ist schwer nachzuvollziehen. Mit knapp 610 Kilometern ist es eine der längsten Anreisen in der Liga überhaupt, eigentlich ein von der DFL selbst gewähltes Ausschlusskriterium für eine Sonntagsbegegnung. Es ist also anzunehmen, dass etliche Plätze im Gästeblock leer bleiben – allerdings: Das wäre wohl bei diesem Gegner auch an einem Sonnabend so.