Ein Kommentar von Kai Schiller

Statistiken können brutal sein. Seit drei Spielen ist Josef „Joe“ Zinnbauer nun beim HSV im Amt. Seine ernüchternde Bilanz: ein Punkt, ein Tor und Platz 18. In einer Stadt wie Hamburg, wo das Trainer-wechsel-dich-Spiel zur Kern-DNA des früheren Vereins und der jetzigen HSV-AG zu gehören scheint, wäre die logische und erwartbare Folge eine erneute Trainerdiskussion. Zumal Zinnbauer von HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer zum Einstieg gleich mal als „Bis-auf-Weiteres“-Trainer tituliert wurde. Doch die vermeintlich erwartbare Konsequenz ist in diesem Fall keinesfalls die richtige – ganz im Gegenteil.

Die Trennung von Mirko Slomka, HSV-Trainer Nummer 16 in den vergangenen elf Jahren, war richtig und sogar überfällig. Eine erneute Diskussion um seinen Nachfolger, der nicht mal den richtigen Status eines echten Nachfolgers genießt, wäre kompletter Irrsinn. Denn trotz der andauernden Ergebniskrise hat Zinnbauer einen neuen Geist in eine Mannschaft gebracht, die vorher nur auf dem Papier so genannt werden konnte. Zu verlangen, dass der neue Trainer innerhalb von nur zwölf Tagen alles verbessert, was seit Jahren falsch läuft, wäre an Idiotie nicht zu überbieten. Daran würde auch die nächste zu erwartende Niederlage im kommenden Spiel gegen Dortmund nichts ändern. Das Einzige, was Zinnbauer neben besseren Ergebnissen braucht, ist das, was es im Profifußball leider kaum noch gibt: Vertrauen und Zeit.