Eine Momentaufnahme von Rainer Grünberg

Es ist der Augenblick zum Genießen, zumindest für Fußball-Fundamentalisten, die immer noch an dieses zauberhafte Jeder-kann-jeden-schlagen glauben, dieser Blick auf die Tabellenspitze der Bundesliga, dem sie wohl gerne zurufen möchten, „verweile doch, du bist so schön!“.

Paderborn vor Mainz, die Gestopften aus Hoffenheim, München und Leverkusen knapp, aber dahinter. Nun mögen Spaßbremsen einwenden, es sei ja erst der vierte Spieltag und dieser nach einer gerade für die Profis der Spitzenclubs kräftezehrenden Weltmeisterschaft, doch Kapriolen dieser Art hatten in der jüngeren Vergangenheit eben Seltenheitswert. Bayern und Dortmunder hatten zuletzt regelmäßig aus Kasse Klasse gemacht und den Unterhaltungswert der Liga immerhin um die Frage reduziert, wer wird deutscher Meister?

Ha-ha-Ha-Es-Vau heißt die Antwort übrigens schon lange nicht mehr.

Wobei wir am Ende der Tabelle wären. Stuttgart, gegründet 1893, Letzter, der HSV (1887) Vorletzter, Schalke (1904) auf dem Relegationsplatz, Hertha (1892) kurz davor. Paderborn (1907) und Mainz (1905) mag es zwar etwas an Erfahrung und Tradition fehlen, aber offensichtlich kompensieren beide Clubs diese Defizite mit überdurchschnittlicher Lauf- und Einsatzbereitschaft und – auch was für Nostalgiker – mit Teamgeist. Diese Tugenden könnten helfen, die Hackordnung der Liga vielleicht nicht auf Dauer, jedoch wenigstens eine ganze Zeit lang zu stören. Dass am Ende die Bayern wieder Meister werden, dürfte dann nicht mehr groß stören. Nur: Wer steigt ab? Stuttgart, Hamburg, Schalke und Berlin sollten schon mal anfangen, sich Sorgen zu machen.