Kölns Manager Jörg Schmadtke über sein Verhältnis zu HSV-Trainer Slomka, Investor Kühne und seine erste Bewerbung

Als Torwart spielte er einst für Fortuna Düsseldorf, den SC Freiburg und Bayer Leverkusen. Seit 2001 arbeitet Jörg Schmadtke, 50, als Manager im Profigeschäft, zunächst bei Alemannia Aachen, dann bei Hannover 96. Fast wäre er im Mai 2013 beim HSV gelandet. Stattdessen heuerte er beim 1. Köln an, dem ersten Gegner des HSV am Sonnabend.

Hamburger Abendblatt:

Herr Schmadtke, hätte sich der HSV-Aufsichtsrat im Mai 2013 für Sie statt für Oliver Kreuzer entschieden, würden Sie am Sonnabend auf der anderen Bank in Köln sitzen …

Jörg Schmadtke:

Rückblickend ist es sowohl für den HSV als auch für mich besser, dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist. Das hat einfach nicht zusammengepasst.

War das Gespräch mit den HSV-Räten so unerfreulich?

Schmadtke:

Ich fand es schon ungewöhnlich, dass ich vor einem vertraulich vereinbarten Termin von zwei Journalisten begrüßt werde. Und von einem echten Dialog mit dem Rat konnte dann leider keine Rede sein.

Jetzt hat sich der HSV komplett neu aufgestellt. Die Profiabteilung wurde ausgegliedert, von den damaligen Räten ist niemand mehr im Amt. Wären die Voraussetzungen für Sie jetzt besser?

Schmadtke:

Mit solchen Gedanken beschäftige ich mich überhaupt nicht. Ich habe hier in Köln eine Aufgabe, die mich voll und ganz ausfüllt.

Aber eben keinen Investor und Milliardär wie Klaus-Michael Kühne.

Schmadtke:

Es ist richtig, dass der HSV dank Kühne jetzt Geld für neue Spieler ausgeben kann, das er eigentlich nicht hat. Aber ich empfinde da überhaupt keinen Neid. Ein solches Investorenmodell ist ein durchaus gangbarer Weg.

Manche sehen diesen Weg als Wettbewerbsverzerrung.

Schmadtke:

Dann müssen diese Fragen wirklich breit diskutiert werden. Was ist mit den sogenannten Werksklubs, also mit dem VfL Wolfsburg oder Bayer Leverkusen? Was ist mit 1899 Hoffenheim oder RB Leipzig, die maßgeblich von Gönnern oder Unternehmen finanziert werden?

Ihre Meinung?

Schmadtke:

Mein Eindruck ist, dass sich die beschweren, die solche Möglichkeiten nicht haben. Und entsprechende Offerten sehr wohl nutzen würden.

Köln ist ja auch eine reiche Stadt mit einem großen Umfeld. Wäre beim FC ein Kühne willkommen?

Schmadtke:

Wir würden das auf jeden Fall sehr genau prüfen. Dazu gehören allerdings auch die Fragen wie die Gefahr einer Abhängigkeit von einem Investor und dessen mögliche Einflussnahmen. Beim HSV bringt sich Herr Kühne ja auch öffentlich sehr stark ein.

Simon Zoller, Ihr teuerster Neueinkauf, kam für drei Millionen Euro aus der Zweiten Liga vom 1. FC Kaiserslautern. Sie haben insgesamt nur gut sieben Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben, Reicht das, um konkurrenzfähig zu sein?

Schmadtke:

Das wird die Saison zeigen. Wir sind von all unseren Neuverpflichtungen überzeugt. Und wir wollten die Homogenität unseres Aufstiegs-kaders nicht gefährden, deshalb haben wir unsere Personalplanungen zügig umgesetzt. HSV-Transfers wie Valon Behrami oder Nicolai Müller hätten wir ohnehin niemals finanzieren können. Aber ich sage das ohne jede Klage. Wir haben immerhin ganz andere Möglichkeiten als unser Mit-Aufsteiger Paderborn.

Aber die Schere zwischen Arm und Reich in der Liga geht weiter auseinander.

Schmadtke:

Die Schere ist inzwischen extrem. Zwischen Paderborn und Bayern liegen Welten. Solch gewaltige Unterschiede im Etat gab es in früheren Zeiten nicht.

Am Sonnabend kommt es zu einem Wiedersehen mit HSV-Trainer Mirko Slomka. Ihr Disput mit Slomka zu gemeinsamen Zeiten bei Hannover 96 sorgte für reichlich Schlagzeilen.

Schmadtke:

Es ist richtig, dass wir keine Freunde sind. Wir sind einfach unterschiedliche Typen.

Angeblich haben Sie in der Endphase bei Hannover nur noch über E-Mails miteinander kommuniziert.

Schmadtke:

Das stimmt nicht. Ich finde es schade, dass die gemeinsame Zeit in Hannover öffentlich auf unser Verhältnis reduziert wird. Wir hatten gemeinsam viel Erfolg in Hannover, das wird zu wenig gewürdigt. Das zeigt übrigens, dass man in diesem Job nicht unbedingt befreundet sein muss, um erfolgreich zusammenarbeiten zu können.

Nirgendwo in der Liga ist der Grat zwischen Hosianna und Kreuzigt ihn so schmal wie in Köln. Haben Sie Angst, dass die Aufstiegs-Euphorie nach Niederlagen komplett kippen könnte?

Schmadtke:

Nein, die Fans sind dankbar, dass wir nach all den Auf- und Abstiegen der vergangenen Jahre hier keine Luftschlösser mehr bauen. Unser Ziel ist allein der Klassenerhalt, und das akzeptieren unsere Anhänger auch.

Sie sind derzeit der einzige ehemalige Torwart in der Manager-Szene in der Bundesliga. Ihr Vizepräsident Toni Schumacher war einst Deutschlands bester Keeper. Schweißt das zusammen?

Schmadtke:

Torleute sind schon besondere Typen. Wir sind Einzelkämpfer, reden Klartext und sind nicht so schnell beleidigt. Von daher passen der Toni und ich schon sehr gut zusammen.

Stimmt eigentlich die Geschichte, dass Sie Ihren ersten Job über eine Stellenanzeige gefunden haben?

Schmadtke:

Ja. Nach meiner Karriere habe ich zunächst meinen Trainerschein gemacht und wollte eigentlich Trainer werden, vielleicht bei einem Verband. Im Kicker habe ich dann die Stellenanzeige gelesen, dass Alemannia Aachen einen Sportdirektor sucht. Da habe ich mir gedacht, das könnte passen und eine Bewerbung geschrieben.