Beim 3:1-Sieg des HSV in Erfurt konnten Nicolai Müller, Valon Behrami und auch Zoltan Stieber gefallen

Erfurt. Zwei positive Nachrichten gab es aufseiten der Gastgeber vor dem Anpfiff zu vermelden: Erstens hatte Stadionsprecher Tom Bertram am Vormittag still und heimlich geheiratet und machte – Ehrensache – dennoch am Abend seinen Job im Steigerwaldstadion. Zweitens verkündete Rot Weiß Erfurts Präsident Rolf Rombach stolz, dass der HSV ohne Antrittsgage in Thüringens Hauptstadt spielte. Applaus unter den 5447 Zuschauern, davon einige Hundert Hamburger Anhänger.

Dass der HSV die Kosten für den Charterflieger gerne übernahm, lag auf der Hand. Kurzfristig hatte Mirko Slomka einen Sparringspartner vor dem DFB-Pokalspiel bei Energie Cottbus am Montag (18.30 Uhr) gesucht, und die Erfurter passten perfekt in das Anforderungsprofil des HSV-Trainers, nicht zuletzt, weil sie am Wochenende in der Dritten Liga in Cottbus antreten mussten (0:0). Was das Ergebnis betrifft, so glückte die Generalprobe: 3:1 (2:0) hieß es am Ende für die Hamburger. Doch eine Blaupause für den Pokal war die Begegnung nur sehr bedingt, obwohl Trainer Mirko Slomka zufrieden war: „Die Spieler sollten Drittliga-Atmosphäre schnuppern, ich nehme viele Lehren mit. Es gab einige gute Ansätze, aber auch Fehler im Aufbauspiel.“

Anfangs glich die Atmosphäre eher der bei einem Konzert – vor dem ersten Ton. Gemurmel auf den Rängen, erwartungsvolle Stille, weil sich beide Teams lange zurückhielten, fast körperlos agierten und sich keine Torchancen erspielten. Erst nach 20 Minuten erklangen zaghafte Anfeuerungsrufe von den HSV-Fans: „Auf geht’s, Hamburg, schießt ein Tor.“ Symbolisch unterstrichen vom Stellengesuch-Plakat der Firma T(h)or: „Ich suche DICH.“

Und die HSV-Profis erhörten die Wünsche ihrer Anhänger. Nach langweiligen 26 Minuten setzte sich Nicolai Müller auf der rechten Seite durch und flankte in die Mitte, wo Jacques Zoua einköpfen konnte. Dass der erste Treffer über rechts initiiert wurde, war kein Zufall. Alle halbwegs gelungenen Aktionen waren zuvor über Dennis Diekmeier und eben den Neuzugang gelaufen, der dem HSV-Spiel spürbar den erhoffen Geschwindigkeitsschub verlieh, wie auch nur vier Minuten später, als Diekmeier Müller freispielte, dessen Flanke aber van der Vaart nur denkbar knapp nicht erreichte.

Für die immer erdrückendere Dominanz belohnte sich der HSV aber erst kurz vor der Pause mit dem 2:0, als Diekmeier mit einem Solo über 30 Meter die Erfurter Defensive überrannte und quer auf Rafael van der Vaart passte, der mit einem Lupfer traf (45.).

Erfreulich aus HSV-Sicht war neben der gut funktionierenden rechten Seite vor allem die Übersicht von Valon Behrami, der den guten Eindruck vom Lazio-Rom-Spiel bestätigte. Schon nach kurzer Zeit deutet sich an, dass der Schweizer in der Zentrale wie gewünscht Verantwortung auf dem Platz übernehmen wird. „Ich wollte unbedingt, dass er 90 Minuten spielt und im Ausdauerbereich an die Grenze gehen muss, sich durch Spiele wie diese das verpasste Training nachholt“, sagte Slomka.

Zur Pause wechselte Slomka unter anderem Zoltan Stieber ein, und der ehemalige Fürther sorgte nur wenig später für den nächsten guten Auftritt der Neuzugänge: Seine Flanke schob Müller zum 3:0 ein (54.). „Ein guter Einstand von Nicolai“, lobte Slomka später. „Seine Art, permanent nachzusetzen, verbessert unser Spiel nach vorne wahnsinnig.“ Erst als die HSV-Defensive nach einigen Wechseln unsortiert war, konnte Carsten Weis mit einem Schuss auf 3:1 verkürzen (63.).

Welche Rückschlüsse können in Bezug auf die Startelf gegen Cottbus gezogen werden? Klar ist, dass Pierre-Michel Lasogga fehlen wird. Offensichtlich liegt als Vertreter derzeit Zoua gegenüber Artjoms Rudnevs (wurde erst nach einer Stunde eingewechselt) derzeit vorne. Im Mittelfeld dürfte Milan Badelj der Partner von Behrami sein, genau wie in der Verteidigung Heiko Westermann der des in Erfurt konzentrierten Johan Djourou.

Spannend wird sein, ob Slomka mit Matthias Ostrzolek den nächsten Neuen in der ersten Elf auf der Linksverteidiger-Position integrieren wird. In Erfurt durfte Petr Jiracek anstelle von Marcell Jansen (Erkältung) auflaufen, nutzte seine Chance aber nur bedingt.

HSV: Drobny – Diekmeier (75. Steinmann), Djourou (75. Jung), Westermann (59. Tah) , Jiracek – Behrami, Badelj (46. Arslan) – Müller (59. Demirbay), van der Vaart (59. Rudnevs), Ilicevic (46. Stieber), Zoua. Zuschauer: 5447.