Die HSV-Profis wirken nach den ersten Trainingswochen fit und motiviert. Erste Standortbestimmung ist an diesem Wochenende der Telekom Cup.

Hamburg. Langsam wird es ernst. Keinen Monat mehr dauert es bis zum ersten Pflichtspiel, der DFB-Pokal-Begegnung bei Energie Cottbus am 18. August. Seit fast fünf Wochen bereits bereitet Trainer Mirko Slomka die HSV-Profis auf die kommende Saison vor. Länger als jeder andere Bundesligist trainieren die Hamburger vor der neuen Spielzeit. „Man hat gesehen, dass wir eine intensive Vorbereitung nötig haben“, begründete Slomka nach der vergangenen Horrorsaison den frühzeitigen Beginn und meinte taktische wie konditionelle Defizite gleichermaßen.

Eine erste Standortbestimmung für die insgesamt 27 Spieler, die derzeit ohne die Rekonvaleszenten Slobodan Rajkovic und Maximilian Beister dem erweiterten Profikader angehören, wird es am kommenden Wochenende beim Telekom Cup in der heimischen Imtech-Arena geben. „In diesem Turnier muss man bereits eine Menge abrufen, um gegen hochkarätige Mannschaften bestehen zu können“, sagt Slomka. Der VfL Wolfsburg, Bayern München und Borussia Mönchengladbach sind bei der siebten Auflage des Vorbereitungsturniers dabei.

Bei den Trainingseinheiten am Montag ging es an der Arena erneut mit Zug und sehr engagiert zu Sache. Die HSV-Profis bestätigten damit den Eindruck der ersten Wochen. Der Kampf um die Plätze ist voll entbrannt, auch wenn längst nicht bei jedem klar ist, ob er tatsächlich beim Saisonstart noch beim HSV unter Vertrag steht.

Dass sich die harte körperliche Arbeit bereits auszahlt, ist klar zu erkennen. Insbesondere Dennis Diekmeier zeigt sich in exzellenter Verfassung, auch Marcell Jansen und Heiko Westermann scheinen körperlich schon gut drauf. Kapitän Rafael van der Vaart kam sichtbar leichter aus seinem Urlaub zurück und wirkt im Training spritzig und mit Lust auf Fußball. Zu Gerüchten über ein Interesse der Queens Park Rangers aus der englischen Premier League konnte der HSV-Kapitän nichts sagen: „Ich habe das gelesen, aber von dem Verein nichts gehört.“

Auffällig präsentierte sich bislang auch Neuzugang Zoltan Stieber, der etwas zu beweisen hat. Die Verpflichtung des Ungarn von der SpVgg Greuther Fürth wurde vom neuen Aufsichtsratschef Karl Gernandt und Investor Klaus-Michael Kühne ja durchaus kritisch gesehen.

Zu den Gewinnern der Vorbereitung bisher gehört Nachwuchsprofi Kerem Demirbay, der im Vorjahr monatelang wegen Verletzungen ausgefallen war und sich jetzt sehr präsent im Mittelfeld zeigt. Der 21-Jährige hat offenbar keine Angst vor dem Konkurrenzkampf, sondern nimmt die Herausforderung an. Auch Rückkehrer Gojko Kacar wirkt unter Slomka neu motiviert. Der Coach wollte den Serben Anfang 2013 zu Hannover 96 holen, der Wechsel scheiterte aber an Kacars Gehaltsforderungen. Nach seiner Ausleihe im letzten halben Jahr nach Japan ist der 27-Jährige nun zurück und geht den Job beim HSV mit neuem Mut und Zuversicht an. „Ich kehre mit neuer Seele zurück“, sagte Kacar dem Abendblatt im Trainingslager in Glücksburg.

Die erste Sitzung des neuen Aufsichtsrats ist an diesem Dienstag

Slomka und Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer machen allerdings kein Geheimnis daraus, dass sie gerne noch drei Spieler verpflichten möchten. Gesucht wird noch ein starker Innenverteidiger. Mit dem FC Augsburg gibt es weiterhin keine Einigung über die Ablöse für Matthias Ostrzolek, und nun deutet sich ein ähnliches Poker mit dem 1. FC Nürnberg über Mittelfeldspieler Hiroshi Kiyotake an. Er könnte beim HSV die Position von Hakan Calhanoglu übernehmen, steht in Nürnberg aber bis 2016 unter Vertrag.

Fünf bis sechs Millionen Euro Ablöse ruft Nürnbergs Sportvorstand Martin Bader auf, aber der „Club“ ist finanziell gesund und muss Kiyotake nicht zwingend verkaufen. Der Japaner ist technisch stark, war in Nürnberg aber keiner, der im Abstiegskampf geholfen hat. Dennoch hat Beiersdorfer laut „Kicker“ bei Kiyotakes Berater Thomas Kroth das grundsätzliche Interesse des HSV angemeldet.

Was, wie und wann es mit der weiteren Kaderplanung geht, das ist angesichts der finanziellen Situation beim HSV noch ungewiss. An diesem Dienstag tagt erneut der neue Aufsichtsrat der HSV Fußball AG, Beiersdorfer wird dort seine Ideen konkret vorstellen und dann bald wissen, in welchem Rahmen er tätig werden kann. Langsam wird es eben ernst.