Schattenaufsichtsrat will Wechsel des Talents verhindern. Mehrere Vereine haben Interesse

Hamburg. Er ist einer der ganz wenigen HSV-Profis, die in dieser Saison wirklich überzeugen konnten. Mit elf Treffern und sechs Vorlagen sorgte Hakan Calhanoglu entscheidend dafür, dass der HSV auf der Zielgeraden der Saison überhaupt noch auf den Klassenerhalt hoffen darf. Logisch, dass diese Leistungen das Interesse der Konkurrenz geweckt haben. Scouts mehrerer Vereine aus dem In- und Ausland beobachteten den 20-Jährigen in den vergangenen Wochen. Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung zählt sogar der FC Bayern zu diesem Kreis. Aber auch Bayer Leverkusen und Manchester United haben ihre Fühler nach dem Mittelfeldspieler ausgestreckt. „Eine Anfrage vom FC Bayern macht schon stolz, das motiviert mich für die nächsten Spiele“, sagte Calhanoglu am Freitag vor der Abfahrt zum Spiel nach Mainz: „Aber das Wichtigste ist der Klassenerhalt, danach überlege ich mir in Ruhe, was ich in Zukunft machen werde.“

Laut Vertrag müsste er dies gar nicht tun. Denn der Profi mit deutschem und türkischem Pass hat einen Kontrakt bis 2018, der auch im Abstiegsfall gilt. Allerdings hat der HSV die Lizenz nur unter Auflagen erhalten. Vor allem bei einem Abstieg droht finanziell erhebliches Ungemach, der Gehaltsetat müsste von derzeit über 42 Millionen auf höchstens 25 Millionen Euro reduziert werden. Und Calhanoglu gilt als einer der ganz wenigen Spieler, die man versilbern könnte. Insider rechnen mit einer Ablösesumme von 17 Millionen Euro – eine stolze Summe für den klammen Verein mit rund 100 Millionen Euro Verbindlichkeiten.

Die Macher von HSVPlus, initiiert vom ehemaligen Aufsichtsratschef Ernst-Otto Rieckhoff, möchten indes einen Verkauf von Calhanoglu um jeden Preis verhindern. Um den ehemaligen Karlsruher, schon jetzt ein Idol für viele Fans, soll eine neue Mannschaft aufgebaut werden. Offiziell abgestimmt wird über die neue Vereinsstruktur, die neben einer Ausgliederung der Profiabteilung auch einen möglichen Verkauf von Anteilen an Investoren vorsieht, zwar erst am 25. Mai. Doch schon jetzt kümmert sich nach Abendblatt-Information Karl Gernandt, als Präsident des Verwaltungsrats von Kühne + Nagel ein enger Vertrauter des HSV-Mäzens Klaus-Michael Kühne, intensiv um die finanzielle Lage des Clubs.

Gernandt spricht mit möglichen strategischen Partnern, die wie Kühne bereit wären, Anteile am Verein zu erwerben. Kühne selbst hat bereits hinterlegt, dass er sich mit bis zu 20 Millionen Euro beteiligen würde. Dies gilt allerdings nur unter der Voraussetzung, dass eine Mehrheit von über 75 Prozent der Vereinsmitglieder am 25. Mai für HSVPlus votiert. Denn nur dann kommt die Ausgliederung – und nur dann würde Karl Gernandt neuer Aufsichtsratschef. Nach Abendblatt-Informationen ist Kühne nur bereit, weiteres Geld in den Verein zu pumpen, wenn Gernandt dort künftig eine maßgebliche Rolle spielt. Für den neuen, nur sechsköpfigen Aufsichtsrat kandidieren auch die ehemaligen HSV-Stars Peter Nogly und Thomas von Heesen.