Comeback, ja – aber wie? Ein Kommentar von Rainer Grünberg

They never come back – sie kommen nie mehr zurück. Die Erkenntnis, die jahrzehntelang für geschlagene Boxweltmeister im Schwergewicht galt, hat ihren Schrecken in der Fußball-Bundesliga verloren. Der 1. FC Nürnberg, wie der HSV Gründungsmitglied dieser Spielklasse, schoss sich inzwischen siebenmal ins Oberhaus zurück, der 1. FC Köln, ebenfalls schon 1963 dabei und gleich in der ersten Saison Meister, nun zum fünften Mal. In Köln träumen sie jetzt wieder vom Europapokal. Wahrscheinlicher ist ein anderes Szenario: der Kampf gegen den sechsten Abstieg. Das jedenfalls lehren die Erfahrungen anderer Traditionsvereine wie Eintracht Frankfurt, 1. FC Kaiserslautern oder Hertha BSC.

Die Zeiten, als Clubs wie Borussia Dortmund (Bundesliga-Abstieg 1972), Werder Bremen (1980) oder Schalke 04 (1981, 83 und 88) in der Zweiten Liga die Reset-Taste drücken, sich strategisch neu aufstellen und nach dem Wiederaufstieg große Erfolge feiern konnten, sind vorbei. Damals verbreiteten Meisterschafts- oder Europapokaltriumphe in den Clubführungen eher Angst und Schrecken, weil entsprechende Prämien das Budget zu sprengen drohten.

Heute ist der Abstieg vor allem ein finanzielles Desaster. Ein Großteil der Fernseh- und Sponsorengelder bleiben aus, die Zuschauereinnahmen sinken wie der Gesamtumsatz. Eine sportliche und strukturelle Sanierung ist in der Zweiten Liga nicht mehr möglich. Ein Jahr Zweite Liga sei gerade noch aufzuholen, hat Kaiserslauterns Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz einmal gesagt, ein zweites kaum noch. Die einzige Chance, dem Teufelskreis Fahrstuhlmannschaft zu entkommen, ist eine hervorragende Nachwuchs- und Scoutingabteilung. Weil der HSV beides nicht (mehr) hat, sollte er besser nicht absteigen.