Nachdem der Schweizer beim HSV zum Topverdiener wurde, will er gegen Hannover zeigen, dass er sein Geld wert ist. Vor allem aber will er das in ihn gesetzte Vertrauen mit Leistung zurückzahlen.

Hamburg. Johan Djourou wusste genau, dass diese Frage kommen würde. „Natürlisch habe isch noch guten Kontakt nach Hannover“, antwortete der Schweizer mit diesem charmanten französischen Akzent. Er spreche noch regelmäßig mit seinem früheren Kollegen Didier Ya Konan, mit dem er in dieser Woche vor dem Wiedersehen in Hannover (Sonnabend, 15.30 Uhr/Sky und Liveticker bei abendblatt.de) einige nicht ganz ernst gemeinte Kurznachrichten ausgetauscht hätte. Was denn in diesen SMS so drinstand? Djourou grinst: „Ich habe ihn gefragt, ob er bereit sei für ein Spiel gegen mich. Wir haben dann so ein wenig herumgeblödelt.“

Dabei war dem früheren Hannoveraner in seiner neuen Wahlheimat Hamburg lange Zeit so überhaupt nicht zum Herumblödeln zumute. Nach einer schwachen Hinrunde hatte sich Djourou zu allem Überfluss während der Wintervorbereitung auch noch einen Muskelfaserriss zugezogen, den zweiten in dieser Saison. Es war wohl der Moment, als man sich beim HSV gegen eine Zukunft für den Nationalspieler in Hamburg entschied. Bei 20 Einsätzen, so stand es schon damals in der Vereinbarung mit Arsenal London, würde sich der Leihvertrag des Innenverteidigers automatisch in einen Kaufvertrag für drei Millionen Euro verwandeln. Der damalige Trainer Bert van Marwijk deutete an, dass er nicht mehr auf Djourou, der zu diesem Zeitpunkt zwölf Einsätze hatte, setzen würde. Als Sportchef Oliver Kreuzer kurze Zeit später die Planungen für die nächste Saison im Aufsichtsrat umreißen sollte, klärte er die Kontrolleure auf. Die kostspielige Verpflichtung Djourous, die sich der HSV aus finanziellen Gründen und angesichts von fünf weiteren Innenverteidigern eigentlich gar nicht leisten konnte, sei nun mehr als unwahrscheinlich. Der Abwehrmann, so Kreuzer damals, würde kaum auf 20 Einsätze kommen. Ein Kauf sei also nicht mehr angedacht.

Schallmauer durchbrochen

Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Fast genau so schnell wie Djourous Muskelprobleme verschwanden, verschwand auch van Marwijk. Djourou-Förderer Mirko Slomka wurde geholt – und mit ihm die Gewissheit, dass dessen Lieblingsschüler aus Hannoveraner Zeiten möglicherweise doch eine Zukunft in Hamburg haben könnte. „Für mich war es ein Glücksfall, dass Mirko Slomka zum HSV gekommen ist“, sagt Djourou, der seitdem keine einzige Minute mehr verpasst hat. Die Schallmauer von 20 Spielen durchbrach der Nationalspieler, der fest für die WM in Brasilien eingeplant ist, bereits beim 1:3 in Mönchengladbach Ende März. „Es ist schon gut, dass jetzt meine Zukunft geklärt ist. Aber ich war mir immer sicher, dass ich diese 20 Spiele machen werde“, sagt Djourou.

Doch die gute Nachricht für Förderer Slomka bleibt aus finanzieller Sicht für den HSV eine Absurdität: Der frühere Londoner, dessen Vertrag bei Arsenal ohnehin 2015 ausgelaufen wäre, soll 1,8 Millionen Euro Grundgehalt beim HSV bekommen, mit Prämien darf Djourou auf einen Verdienst von rund 2,4 Millionen Euro hoffen. Ein Gehalt, das sich der Verein in der Bundesliga kaum leisten kann, in der Zweiten Liga wäre es schlicht unmöglich. Djourou müsste verkauft werden, sollte der Club doch absteigen. Die Ablöse würde dann aber sicherlich weit unter den gerade erst bezahlten drei Millionen Euro liegen.

Sportlich ist Djourous Verbleib in Hamburg dagegen eine gute Nachricht – eine sehr gute für Slomka, der ihn auch damals unbedingt in Hannover halten wollte. „Eigentlich wollte ich wegen Slomka in Hannover bleiben. Der Trainer hat eine sehr große Persönlichkeit, er verbreitet auch sofort gute Stimmung“, lobt Djourou, der seinen Kauf nun mit Leistung zurückzahlen will und der schon unter Slomka von Spiel zu Spiel besser wird. Die Erklärung dafür fällt Djourou nicht schwer: „Wir haben mit dem alten Trainer nicht so hart trainiert wie unter Slomka. Die Mannschaft ist jetzt einfach fitter“, sagt der 27-Jährige, der zudem mit dem unter van Marwijk nicht berücksichtigten Michael Mancienne ein sicheres Abwehrpärchen bildet. Mit dem Engländer verstehe er sich nicht nur auf dem Platz gut, sondern auch privat: „Er ist ein sehr guter Freund. Wir vertrauen uns sehr. Ich weiß, dass er hinter mir ist, wenn ich nach vorne gehe und umgekehrt.“

Mit Kumpel Mancienne will Djourou also am Sonnabend Kumpel Ya Konan stoppen. Und herumblödeln kann man dann ja nach dem Spiel wieder.