Mit dem hochverdienten 2:1-Heimsieg gegen den 1. FC Nürnberg verbessert sich der HSV auf Rang 14

Hamburg. In der 88. Minute stand das ganze Stadion. „Sha nanana, Sha nanana, hey, hey, hey – HSV!“, dröhnte es von den Rängen. Eine Atmosphäre, als ob die Hamburger kurz vor der Meisterschaft stünden. Bis die Fans einmal wieder den Gewinn der Schale feiern, dürfte ja noch ein wenig Zeit vergehen. Aber das, was die Profis gegen den 1. FC Nürnberg boten, war zumindest eine Auszeichnung in Form einer Medaille wert. Man muss es mal so direkt sagen dürfen: Was für ein geiler Sieg!

Wie eine Erlösung feierten Spieler und Mannschaft nach dem Abpfiff den 2:1-Erfolg. Erstmals seit dem 17. Spieltag Ende Dezember verlässt der HSV wieder die Abstiegsränge und klettert auf Position 14. Dass es der Verein neun Spieltage vor dem Saisonende in eigener Hand hat, den Klassenerhalt zu schaffen, liegt vor allem an der neu gewonnenen Heimstärke unter Mirko Slomka: Unter seiner Führung holte der HSV in drei Spielen sieben Punkte.

Bemerkenswert waren aber nicht diese Zahlen. „Das war von A wie Adler bis Z wie Zoua eine geschlossene Mannschaftsleistung“, freute sich Slomka über den Auftritt seines Teams. Wer sich noch an das 0:3 gegen Hertha BSC und andere Gruselauftritte erinnert, kann es kaum glauben, wie die Slomka-Elf mit einer gesunden Mischung agierte: mit dem nötigen Schuss Aggressivität (55 Prozent gewonnene Zweikämpfe), aber auch der nötigen Spielfreude.

„Wir sind im Kopf klarer und wissen genau, worum es geht“, sagte Hakan Calhanoglu, der in der 80. Minute mit einem von Mike Frantz abgefälschten Schuss die Führung erzielen konnte. Frantz war es auch, der sechs Minuten später eine Flanke von Petr Jiracek zum 2:0 einschob. Zwei glückliche Tore. „Aber wir haben uns heute das Glück erzwungen“, strahlte Milan Badelj, „wir haben uns diese Tore verdient.“

Kein Widerspruch. 26 Torschüsse hatte der HSV abgegeben und sich eine ganz Reihe klarer Chancen herausgearbeitet. Genau dies war zuvor die Schwäche gewesen. Der bisherige Wert lag bei nur 3,9 Torchancen pro Partie.

Das große Plus gegen Nürnberg: Angetrieben von den spiel- und kampfstarken Tolgay Arslan und Milan Badelj im Zentrum sorgten vor allem die Außenspieler Ivo Ilicevic und Calhanoglu immer wieder für Druck. Auffällig auch, wie häufig sich Dennis Diekmeier und Heiko Westermann in die Offensive einschalteten. So erarbeitete sich der HSV eine Menge gefährliche Freistöße rund um den Nürnberger Strafraum, getreten von Calhanoglu (von links) und Rafael van der Vaart (von rechts). Nur die Effektivität ließ zu wünschen übrig. Und auch der genesene Kapitän fiel, abgesehen von den Standards, etwas ab.

Nicht vergessen werden darf aber auch, dass die in der Regel gut organisierte Defensive auch einige Nürnberger Chancen zulassen musste. So zielte Markus Feulner nach 49 Sekunden nur knapp vorbei und traf später den Außenpfosten (24.). Bei einem abgefälschten Schuss von Hiroshi Kiyotake musste der stark spielende René Adler erstmals sein Können zeigen (36.).

Es spricht für die Trainingsarbeit Slomkas, dass seine Spieler in der zweiten Hälfte den Angriffsdruck noch einmal erhöhen konnten. Und wie bereits vor der Pause versuchte es der HSV vor allem mit Distanzschüssen. Die größte Chance hatte allerdings der fleißige Jacques Zoua per Kopf nach einer Van-der-Vaart-Ecke, als Javier Pinola mit seiner Resthaarpracht auf der Linie retten musste ( 71.).

Obwohl die Zeit knapp wurde, behielt der HSV, angetrieben von einem fantastisch mitgehenden Publikum, die Ordnung und Übersicht und schnürte die Gäste förmlich ein. Belagerungszustand vor dem glänzenden Club-Torhüter Raphael Schäfer, der auch den Schuss von Ilicevic parierte (74.). So waren die beiden Tore am Ende nur der gerechte Ertrag für die investierte, großartige Arbeit. Wenn es etwas zu kritisieren gab, dann nur der Spannungsabfall nach dem 2:0, den die Franken sofort zum 2:1 durch Josip Drmic (90.) nutzen konnten. Doch es wurde nur noch einmal brenzlig, als José Campana Adler zu einer letzten Glanztat zwang (90.+4).

„Wir müssen konzentriert bleiben, weiter an unserer Form arbeiten“, dämpfte Slomka sofort verfrühte Euphorie, „wir haben zwei Mannschaften überholt, aber es bleibt weiter extrem eng.“ Wie recht er hat, bewies kurz darauf das 4:1 von Freiburg in Frankfurt. Und am Sonnabend kommt es schließlich in Stuttgart bereits zum nächsten Duell gegen einen Konkurrenten.

Aber zumindest für einen Tag durfte gefeiert werden. Eine halbe Stunde nach dem Abpfiff rollte ein Speisewagen Richtung Mannschaftskabine, versehen mit allen Zutaten für Hotdogs. Die Fans gingen unterdessen mit einem lange vermissten Gefühl nach Hause: So spielt kein Absteiger.