Der Nürnberger Trainer gilt als eigenwillig und hat seinem Team so neues Leben eingehaucht

Hamburg. Der 5:0-Erfolg des HSV in der Hinrunde beim 1. FC Nürnberg bedeutete auch das Aus für den damaligen Trainer Michael Wiesinger. Ihm folgte im Oktober der Niederländer Gertjan Verbeek, der bis dahin nur Experten ein Begriff war. Doch schon durch sein Äußeres wurde schnell klar: Hier kommt ein echter Typ! Seine Haarpracht erinnert an eine Mischung aus Rod Stewart und Albert Einstein, tief eingeprägte Falten formen ein Charaktergesicht. Sogar in diesem wucherten zwischenzeitlich die Haare, da sich während der ersten Wochen kein dreifacher Punktgewinn einstellen wollte und Verbeek sich eine Rasur seiner Ansicht nach erst verdient hätte, wenn er seine Mannschaft zu einem Sieg führen würde. Erst Ende Januar war es dann so weit. Der Bart kam ab.

Mittlerweile hat sich Verbeek in der Bundesliga auch durch seine taktischen Raffinessen und die damit verbundenen Erfolge einen Namen gemacht. Der Fußballlehrer übernahm das sieglose Team auf dem Relegationsplatz und führte es durch vier Siege zwischenzeitlich bis ins Mittelfeld. Nach zuletzt zwei Niederlagen muss Nürnberg nun wieder bangen, in einer Verbeek-Tabelle stände der Club aber noch auf dem elften Rang.

Der 51-Jährige war als Spieler ein höchst durchschnittlicher Profi, als Coach konnte er jedoch vor allem bei AZ Alkmaar überzeugen. Er gilt als Trainer, der auch Vereine mit geringer finanzieller Ausstattung zu erfolgreichem Fußball verhelfen kann. Sein Stil wird als autoritär und eigenwillig beschrieben, weshalb sein Vertrag in Alkmaar wegen interner Querelen im September 2013 aufgelöst wurde.

In Nürnberg vertrauen sie dem Querkopf, der auch im Abstiegskampf die offensive Marschroute favorisiert. Ähnlich wie sein Gegenüber Mirko Slomka hat er allerdings mit Personalproblemen zu kämpfen. Marco Gebhart, Daniel Ginczek, Timothy Chandler und Makoto Hasebe fallen ohnehin schon aus, am Donnerstag hatte sich auch noch Abwehrchef Per Nilsson (Muskelfaserriss) abgemeldet. Immerhin meldete sich Torwart Raphael Schäfer wieder zurück. Der 35-Jährige hatte sich gegen Werder Bremen am vergangenen Sonnabend am Hüftbeuger verletzt, konnte am Freitag aber wieder ohne Probleme trainieren.

Das brachte schon eine gewisse Erleichterung, auch wenn Verbeek nie auf die Idee käme, sich zu beklagen. So gab er vor dem HSV-Spiel verbal auch kräftig Gas. „Am Ende werden Nuancen die Partie entscheiden. Aber wenn wir so wie gegen Bremen spielen, wird es für den HSV schwer.“ Zur Erinnerung: Der Club hatte 0:2 verloren.