Verspannte Muskeln, schmerzende Knie und verstauchte Knöchel sind sein tägliches Brot. Und über mangelnde Arbeit kann sich Stefan Kliche, 33,derzeit nicht beschweren. Der Physiotherapeut des HSV ist aufgrund der aktuellen Verletzungsmisere seines Vereins gefragter denn je. Sieben Tage in der Woche, bis zu zwölf Stunden am Tag steht er den Spielern momentan zur Verfügung – Arbeitszeiten, die den Profifußballern selbst völlig fremd sind.

Seit zwölf Jahren arbeitet der frühere Jugendnationaltorwart für den Bundesliga-Dino. Nach dem Ausscheiden des kürzlich verstorbenen Kultmasseurs Hermann Rieger rutschte er 2004 im Alter von 23 Jahren ins Profiteam, kümmert sich seitdem mit seinen Kollegen und den Mannschaftsärzten um die Genesung. Das ist nicht alles, denn in seiner Funktion betreut Kliche die Profis vom ersten Tag an, leistet vor allem präventives Training und ist auch Vertrauensmann. Persönliche Probleme erfährt er an der Massagebank oft als Erster. So wird aus einem Physio- auch ein Psychotherapeut.

Kliche will sich mit seinem offenherzigen Vorgänger nicht vergleichen, beschreibt sich selbst auch eher als introvertiert. Doch das kommt bei seinen Patienten und im Verein offenbar gut an, denn der gebürtige Hamburger ist mittlerweile einer der dienstältesten Angestellten. Mit seiner Vereinstreue wird er vielleicht doch irgendwann in die Fußstapfen Riegers treten.