Eine Glosse von Christian-A. Thiel

HSV gegen Bayern München. Das Spiel des Jahres. Ein Gegner, nach dem sich 99 Prozent aller Fußballmannschaften die Finger lecken würden, ganz gleich, wie erwartbar das Ergebnis an diesem Mittwoch auch sein wird. Es geht um die Chance auf das Halbfinale im DFB-Pokal, auf das große Geld. Eigentlich.

Doch in Hamburg scheint es, als existiere dieses Spiel gar nicht. Niemand redet über Guardiolas Hochbegabte, obwohl Münchens Trainerguru den angeschlagenen Gegner starkredet: „Die Situation in Hamburg macht sie noch gefährlicher...“

Stattdessen geht es in Hamburg in diesen Tagen ausschließlich um einen bald fliegenden Holländer, überforderte Manager, eitle Selbstdarsteller und Sonnenkönige, die gern gerufen werden möchten. Bert van Marwijk oder Oliver Kreuzer, Felix Magath oder Klaus-Michael Kühne, Carl Jarchow oder Joachim Hilke, Jens Meier oder Manfred Ertel – alle sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass die Bayern überhaupt keine Rolle spielen. Das Spiel, von dem der ganze HSV spricht, ist jenes am Sonnabend in der Bundesliga-Provinz, in Braunschweig. Platz 17 gegen 18. Das Tief im Norden.

Über Jahrzehnte haben sich die HSV-Fans nach dem Nord-Süd-Gipfel gesehnt. Aber aus legendären Schlachten ist leider grauenhaftes Abschlachten geworden. Die Kluft zwischen den Vereinen ist größer als die Distanz zwischen Hamburg und München. Der letzte Pokalsieg des HSV gegen die Bayern liegt schon 26 Jahre zurück. Damals schossen Kastl und Gründel die Hamburger ins Halbfinale – das sie dann 0:2 in Bochum verloren. Schon damals irgendwie typisch HSV.