Ein Kommentar von Kai Schiller

Die nackten Zahlen beeindrucken: Zwölf Tore in der vergangenen Saison, 22 Treffer davor, elf davor und 20 Treffer in der Serie 2009/10. Artjoms Rudnevs ist zweifellos einer, den man Knipser nennt. Für den HSV, dem dieser Knipser vor anderthalb Jahren 3,5 Millionen Euro wert war, sind diese Zahlen allerdings nicht gut genug. Deshalb wird Rudnevs ab sofort für Hannover 96 auf Torejagd gehen – für die Null-Risiko-Gebühr von 500.000 Euro und einer Kaufoption von zwei Millionen Euro, die sich die Niedersachsen gesichert haben.

Nun sind zwei Szenarien in der Rückrunde denkbar. Szenario Nummer eins: Rudnevs macht das, was er am besten kann, schießt Tor um Tor, und 96 verpflichtet den Angreifer. Szenario Nummer zwei: Rudnevs macht das, was er am schlechtesten kann, lässt die Bälle verspringen, und Hannover schickt den Letten postwendend wieder nach Hamburg.

Ein wirklich guter Deal sieht auf den ersten Blick anders aus – und auch Bert van Marwijks lautstarke Forderung nach einem sofortigen Ersatz wertet das Bild nicht gerade auf. Doch in diesen Tagen muss auch ein zweiter Blick auf das Gesamtbild erlaubt sein. Und angesichts der desaströsen Bilanz, die der Vorstand im Dezember gerade erst vorgelegt hat, kann das Fazit nur lauten, dass Oliver Kreuzer gar keine andere Wahl hatte. Nun muss der Sportchef nur noch hart bleiben, kein weiteres Geld ausgeben, beten, dass Pierre-Michel Lasogga gesund bleibt und hoffen, dass Jacques Zoua den Neu-Hannoveraner Rudnevs ersetzen kann. Tritt all das ein, dann war es ein aus der Not geborener Deal, oder anders: ein notwendiger Transfer.