Dennis Diekmeier und Heiko Westermann kämpfen nach ihren Verletzungen um die Rückkehr – und eine bessere HSV-Rückrunde. „Ich bin schon sehr ungeduldig“, sagt Westermann.

Hamburg. Dennis Diekmeiers Programm für den vorerst letzten freien Tag stand nach kurzer Rücksprache mit Melina Charlize schnell fest. Ins Schwimmbad nach Kaltenkirchen wollte die fünfjährige Tochter des HSV-Profis am Donnerstag. „Und diesen Wunsch konnte ich ihr natürlich nicht abschlagen“, sagt Diekmeier, der von diesem Freitag an für die nächsten Wochen kaum noch Zeit für einen gemeinsamen Papa-Tochter-Ausflug haben wird, darüber aber nur bedingt traurig sein dürfte: Nach knapp viermonatiger Leidenszeit steht Diekmeier endlich vor der ersehnten Rückkehr ins Mannschaftstraining.

Rückblick: Beim Vormittagstraining am 18. September landete Ersatztorhüter Sven Neuhaus unglücklich mit seinem Knie auf Diekmeiers linkem Fuß. „Am Anfang hatte ich noch gehofft, dass nichts gebrochen ist. Aber als ich dann nachmittags ins Krankenhaus musste, war der Fuß schon ziemlich dick angeschwollen. Da wusste ich, dass es wohl was Ernsthaftes ist“, erinnert sich der Rechtsverteidiger, dessen böse Vorahnung nach einer MRT-Untersuchung bestätigt wurde. Diagnose: Kahnbeinbruch im linken Mittelfuß. „Zunächst war ich schon ziemlich geschockt, besonders weil wir ja gerade einen neuen Trainer bekommen sollten“, sagt Diekmeier, der sich bis heute nur wenige Minuten mit Neu-Trainer Bert van Marwijk ausgetauscht hat: „Was sollte ich ihm auch groß erzählen? Es war ja klar, dass ich erst mal lange ausfalle.“

Nach der ersten Reha-Phase im UKE, wo sich der 24 Jahre alte Fußballer wochenlang von Physiotherapeut Sebastian Grützner und Mannschaftsarzt Philip Catala-Lehnen quälen lassen musste, arbeitete Diekmeier in den vergangenen Wochen täglich mit Reha-Trainer Markus Günther zusammen. „Das größte Problem war, dass Dennis wochenlang einen Spezialschuh tragen musste, durch den das Gelenk steif blieb. Also mussten wir uns zunächst mal um die Beweglichkeit und die Muskulatur des Fußes kümmern“, sagt Günther, der seit 2003 beim HSV unter Vertrag steht und sich somit als Trainer-Dino des Dinos bezeichnen darf.

Diekmeier ist weiter als Westermann

Neben Diekmeier zählte mit Heiko Westermann (Kniereizung) ein weiteres eigentlich gesetztes Mitglied der HSV-Viererkette zu Günthers Rekonvaleszenten, um die er sich in diesem Winter zu kümmern hat. „Bei Dennis sieht es wieder sehr gut aus. Er wird schon im Trainingslager in Abu Dhabi wieder voll einsteigen können. Heiko muss sich leider noch ein wenig gedulden“, sagt Günther, der bereits an diesem Freitag ins Emirat reisen wird, wo er mit den angeschlagenen Profis (Diekmeier, Westermann, Slobodan Rajkovic, Kerem Demirbay) in den kommenden Tagen trainieren soll, während der Rest der Mannschaft noch einen Zwischenstopp in Indonesien einlegt.

„Ich bin schon sehr ungeduldig, aber es bringt ja jetzt nichts, etwas zu überstürzen“, sagt Westermann, dessen Rückkehr in die zuletzt anfällige Innenverteidigung auch von van Marwijk herbeigesehnt wird. Über die Feiertage trainierte der Nationalspieler, der im Gegensatz zu Diekmeier in Augsburg sogar operiert werden musste, mit einem Personaltrainer, bekam zudem einen Plan mit in den Urlaub. Zehn bis 15 Minuten durfte er sein linkes Knie zuletzt voll belasten, soll die Intensität in den kommenden Tagen in Abu Dhabi erhöhen. „Mitte Januar können wir wohl mit fußballspezifischem Training anfangen“, sagt Günther.

Wie wichtig Westermann und Diekmeier für den HSV sind, wurde erst so richtig offensichtlich, als die beiden zuletzt fehlten. Während auf der rechten Abwehrseite ohnehin niemand den pfeilschnellen Diekmeier ersetzen konnte, zeigte auch der formschwache Johan Djourou, dass er Westermanns Ausfall im Abwehrzentrum nicht kompensieren konnte. Ohne die beiden Verteidiger verlor der HSV die letzten drei Partien, kassierte sieben Gegentore gegen Augsburg, Bayern und Mainz. „Es tut schon weh, wenn man die ganze Zeit nur auf der Tribüne sitzt und nicht angreifen kann“, sagt Diekmeier.

Bis zum Rückrundenauftakt will sich der Außenverteidiger, den Westermann kurioserweise bis zu seiner Verletzung rechts in der Viererkette vertreten hatte, seinen Stammplatz unbedingt wieder erkämpft haben. „Mein Ziel ist es, gegen Schalke in der Startelf zu stehen“, sagt Familienvater Diekmeier, der im Februar erneut Nachwuchs erwartet. Die Silvesternacht hat der Rückkehrer in London verbracht und sich während des Feuerwerks über der Themse eigentlich nur zweierlei gewünscht: „Ein gesundes Baby – und ein Jahr komplett ohne Verletzungen.“

Gojko Kacar und Valmir Nafiu, die sich einen neuen Verein suchen sollen, dürfen nicht mit nach Abu Dhabi. Mit dabei ist dagegen Artjoms Rudnevs, der nach dem erloschenen Interesse von Hannover 96 bei einem anderen Bundesligaclub auf dem Zettel stehen soll. Als Ersatz wird bereits Austria Wiens Philipp Hosiner, 24, gehandelt. „Der HSV ist eine Top-Adresse. Es wäre sehr schön, wenn es hier Interesse gibt“, sagte der Stürmer der Zeitung „Österreich“.