Jürgen Hunke kritisiert den Wahlkampf vor der Mitgliederversammlung im Januar und spricht von der Abwahl des Vorstands.

Hamburg. Es ist nicht einfach, Jürgen Hunke an den Festtagen zu erreichen. Nicht, weil sich der Aufsichtsrat des HSV über Weihnachten jegliche Störung verbietet. Sondern vielmehr, weil er das Fest der Liebe mit seiner chinesischen Frau Chun Li und seiner Tochter Sara-Li, 6, in deren Heimat verbringt, wo er bis 3. Januar an der Küste bleiben will. Und da Silvester und Weihnachten in China ohnehin nicht so richtig gefeiert werden, hat der streitbare Kontrolleur alle Zeit der Welt, sich auf den Endspurt des Wahlkampfes um eine neue HSV-Struktur vorzubereiten – macht und will der Initiator von „HSV – Zukunft mit Tradition“ aber nicht.

„Wir haben doch kein Persil zu verkaufen!“, kritisiert Hunke, der im Gegensatz zu den Befürwortern der konkurrierenden Modelle keinen aktiven Wahlkampf vor der Mitgliederversammlung am 19. Januar im CCH betrieben hat. Die Anhänger des HSVPlus-Konzepts waren bis Weihnachten bei 21 Veranstaltungen in der ganzen Republik unterwegs. Und auch „HSV-Reform“-Wahlkämpfer wie Chefkontrolleur Manfred Ertel oder HSV-Ultra Jojo Liebnau haben in den vergangenen Wochen Überzeugungsarbeit in eigener Sache in ganz Deutschland gemacht, was Hunke nicht verstehen will: „Es geht hier um die Zukunft eines über 125 Jahre alten Traditionsvereins und nicht um ein Waschmittel, dessen Vorzüge man von Tür zu Tür anpreist.“

Trotz aller Kritik sei er aber noch immer an einem Kompromiss der unterschiedlichen Fraktionen bemüht, sagt Hunke. So traf sich der 70-Jährige unlängst mit HSVPlus-Frontmann Otto Rieckhoff und „HSV-Reformer“ Liebnau zum Sechsaugengespräch im Hotel Treudelberg. Mehr als sechs Stunden lotete das Trio die Möglichkeit eines Kompromisskonzepts aus. Dabei bot Hunke an, sein Modell zurückzuziehen, sollte HSVPlus auf eine Ausgliederung und einen Verkauf verzichten, die allerdings essenzielle Bestandteile des Konzepts sind. Hunke will die in der Satzung verankerte Beteiligung eines Investors dagegen um jeden Preis verhindern. Zu diesem Zweck flog er sogar zu Milliardär Klaus-Michael Kühne, der auch mit Rieckhoff und „HSV-Reform“-Befürworter Manfred Ertel Gespräche führte. Ihn wollte Hunke überreden, sich nur noch als Mäzen zu engagieren.

Sollten die Mitglieder am 19. Januar aber dennoch für HSVPlus und somit für die Ausgliederung und Investoren stimmen, erwägt Hunke einen krassen Schritt. „Wenn das wirklich so kommt, dann gehe ich nicht mehr ins Stadion, sondern zu NTSV Strand 08“, soll der Wahl-Timmendorfer Vertrauten unlängst angedroht haben. Gegenüber dem Abendblatt bestätigt Hunke, dass ihn ein Ende als Aufsichtsrat nicht schocken würde: „Wenn man will, dass Köpfe rollen, dann sollten die Mitglieder vom demokratischen Prinzip Gebrauch machen und den kompletten Aufsichtsrat und Vorstand abwählen.“

Dann hätte er auch Zeit, am 31. Januar ganz entspannt das chinesische Neujahrsfest zu feiern.