Der Rückblick auf das HSV-Jahr 2013 fällt nicht einfach. Zwölf Monate voller Pleiten, Pech und Pannen – und weniger positiver Ausnahmen. Das 2:3 gegen Mainz war der Schlusspunkt eines Seuchenjahrs.

Hamburg. Sportchef Oliver Kreuzer fasste 2013 nach dem Schlusspfiff mit einem Satz zusammen: „Das war ein Seuchenjahr.“ Wie recht Kreuzer doch hat, wird bei einem Rückblick auf die Ereignisse des Jahres deutlich.

1. Januar: Rafael van der Vaart und seine Ex-Gattin Sylvie, heute Meis, lieferten sich in der Nacht zu Neujahr eine „handfeste“ Auseinandersetzung.

9. Januar:„Die wirtschaftliche Lage ist ernst“, sagt HSV-Chef Carl Jarchow zu den Finanzen, betont aber, den 2015 auslaufenden Vertrag mit Sportfive nicht verlängern zu wollen.

13. Januar: Auf der Mitgliederversammlung zieht der unbekannte Ali Eghbal sein Sakko und sein Hemd aus und ruft im roten HSV-Trikot: „Mein Name ist Eghbal, immer noch besser als Freistoß oder Elfmeter.“ Mit 535 Stimmen wird der Unternehmensberater in den Aufsichtsrat gewählt.

21. Januar: Manfred Ertel wird „mit großer Geschlossenheit“ zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt.

26. Januar: Trainer Thorsten Fink liest seinen Spielern aus Paulo Coelhos Bestseller „Sei wie ein Fluss, der still die Nacht durchströmt“ vor – und besiegt anschließend Werder Bremen mit 3:2.

1. Februar: Uwe Seelers Enkel Levin Öztunali wechselt nach Leverkusen, was einen öffentlichen Streit zwischen Sportchef Frank Arnesen und der Familie Seeler nach sich zieht. Der erboste „Uns Uwe“: „Der HSV hat seine Seele und Tradition ein bisschen verloren.“

6. Februar: Nach 812 Tagen Pause feiert René Adler beim 2:1 gegen Frankreich sein Comeback im Nationalteam.

9. Februar: Der HSV gewinnt nach dem besten Spiel des Jahres mit 4:1 in Dortmund. „Heute ist wohl mein glücklichster Tag als HSV-Trainer“, sagt Fink.

16. Februar: Nach dem 1:0 gegen Gladbach ist der HSV erstmals auf dem begehrten sechsten Platz.

23. Februar: Fink kündigt harte Konsequenzen nach dem 1:5 in Hannover an: „Wir haben wie eine A-Jugend gespielt.“

2. März: Beim Projekt Wiedergutmachung enttäuschte der HSV mit einem 1:1 im eigenen Stadion gegen Fürth.

4. März: Sportchef Frank Arnesen stellt dem Aufsichtsrat sein neues Jugendkonzept vor. Bastian Reinhardts Tage als Nachwuchschef sind gezählt. Nachfolger Michael Schröder ist der siebte Nachwuchsleiter seit 2007.

6. März: Der Vorstand empfiehlt dem Aufsichtsrat aufgrund der desaströsen Finanzlage die Verlängerung des auslaufenden Sportfive-Vertrags.

16. März: Erneut stolpert der HSV im Volkspark, Augsburg gewinnt 1:0, Beister sieht Rot, schweigt bis Saisonende.

24. März:Nach zweieinhalb Jahren Pause wird Marcell Jansen erstmals wieder beim DFB nominiert.

31. März: Der Tiefpunkt des Jahres: Der HSV verliert 2:9 gegen Bayern, als Entschuldigung soll ein Grillfest organisiert werden. Rummenigge rät Arnesen: „Trink einen Schnaps und verdau’s.“

2. April: Um 8.30 Uhr muss Trainer Fink zum Rapport bei Arnesen. Es folgen Krisensitzungen.

5. April: Ex-HSV-Trainer Klaus Toppmöller glaubt an eine Trotzreaktion: „Der HSV wird Freiburg überrennen.“

6. April: Freiburg gewinnt 1:0.

7. April:Die U23 des HSV verliert mit der Unterstützung von acht Profis 1:4 in Rehden und ist in Abstiegsgefahr.

9. April: Fink entmachtet Westermann, van der Vaart wird neuer Kapitän.

11. April: Im Abendblatt-Interview bekräftigt Jarchow, dass das Ziel für 2013/14 ein internationaler Startplatz ist.

15. April: Heung-Min Son sorgt mit zwei Treffern beim 2:1 gegen Mainz endlich wieder für positive Schlagzeilen.

19. April: Fink will seine lethargischen Profis im Abschlusstraining aufrütteln und schreit: „Ihr Penner!“

21. April: Einen Tag nach dem 2:1-Sieg gegen Düsseldorf grillen die Spieler gemeinsam mit den Fans.

23. April: „FC Bayern vor nächstem Hammertransfer: Hoeneß zu JVA München“, postet Aufsichtsratschef Ertel bei Facebook – und muss sich später dafür entschuldigen.

27. April: Das als „Endspiel um die Champions League“ titulierte Spiel gegen Schalke verliert der HSV mit 1:4.

10. Mai: NDR 90,3 berichtet von einem drohenden Rekordminus von 24 Millionen Euro. Der HSV dementiert empört.

11. Mai: Nach dem 4:1 in Hoffenheim freut sich der HSV auf das Finale um Europa gegen Leverkusen.

18. Mai: Der HSV verliert 0:1 gegen Bayer und verpasst die Europa League. Sportchef Arnesen steht vor dem Aus.

21. Mai:Der Aufsichtsrat stimmt gegen die von Arnesen vorgeschlagene Vertragsverlängerung Drobnys.

22. Mai: Arnesen wird beurlaubt, Andreas Rettig gibt dem HSV einen Korb.

23. Mai: Der Aufsichtsrat trifft Jörg Schmadtke und Oliver Kreuzer zu „Geheimgesprächen“ am Flughafen.

26. Mai: Auch Schmadtke sagt ab.

2. Juni:Der HSV verkündet auf der Mitgliederversammlung die Einigung mit Kreuzer – erntet aber trotzdem beißende Kritik der Mitglieder. Tosenden Applaus erhält nur Otto Rieckhoff, der die Struktur des HSV ändern will.

4. Juni: „Das Ziel sind Titel“, sagt Kreuzer bei seiner Präsentation.

7. Juni: Kreuzer sortiert Berg, Tesche und Kacar von den Profis aus.

10. Juni: Rieckhoff kündigt im Abendblatt an, nach einer Reform HSV-Anteile an Investoren verkaufen zu wollen.

13. Juni: Son wird für zehn Millionen Euro, von denen der HSV acht Millionen Euro erhält, an Bayer verkauft.

19. Juni:Stadionsponsor Imtech kündigt an, schnellstmöglich aus dem bis 2016 laufenden Vertrag auszusteigen.

21. Juni: Milliardär Klaus-Michael Kühne signalisiert Bereitschaft, den Stadionnamen zu kaufen.

Saison 2013/2014

1. Juli: „Ich bin schnell wieder von der Waage heruntergesprungen“ witzelt Kapitän van der Vaart, der mit knapp fünf Kilo Übergewicht beim Trainingsauftakt erscheint.

2. Juli: Die „Bild“ titelt: „HSV völlig blank“ und berichtet von einem Transferstopp. Auf der Aufsichtsratsitzung am Vorabend sollte Chef Ertel nach Angaben der „Bild“ gestürzt werden.

5. Juli: Nach dem 0:2 im Test gegen Innsbruck platz Sportchef Kreuzer der Kragen: „So darfst du dich als Bundesligist nicht präsentieren!“

17. Juli: Die „Sportbild“ druckt einen Brandbrief des Vorstandes an den Aufsichtrat, in dem juristische Schritte wegen ständiger Indiskretionen angedroht werden.

20./21. Juli: Der HSV enttäuscht beim Telekom-Cup, erzielt keinen Treffer und kassiert gleich fünf gegen Bayern und Dortmund.

23. Juli: Auch im Test gegen West Ham verliert der HSV 1:3.

31. Juli:Beim Zweitligisten Dynamo Dresden verliert der HSV 0:4. „Gucci hier, Gucci da“, beschimpft Kreuzer die angeblich verwöhnten Profis.

6. August: Der aussortierte Paul Scharner will seine Degradierung nicht hinnehmen: „Ich kann auch Krieg führen“, sagt er – und führt einen verbalen Krieg.

7. August: „Europa ist das einzige logische Ziel“, sagt Torhüter René Adler.

11. August: Der HSV begeistert beim Auftakt mit einem 3:3 auf Schalke.

19. August: „Böse abgestürzt“, titelt das Abendblatt nach der 1:5-Pleite beim Heimauftakt gegen Hoffenheim. Trainer Fink gibt trotzdem einen Extratag trainingsfrei, den Dennis Aogo und Tomas Rincon zu einem Trip nach Mallorca nutzen. Fink flog nach München.

20. August: Aogo wird für ein Spiel gesperrt, Aufsichtsrat Hans-Ullrich Klüver hat einen „handfesten“ Streit mit einem Ordner, und Scharner kündigt an, den HSV zu verklagen.

21. August: Auch Mallorca-Urlauber Rincon wird suspendiert.

22. August: Fink will die Suspendierungen rückgängig machen, Kreuzer bleibt jedoch hart.

23. August: Milliardär Kühne holt zum Rundumschlag im Abendblatt-Interview aus. Er fordert einen neuen Vorstand, einen neuen Aufsichtsrat, einen neuen Trainer – und Felix Magath als Präsidenten.

24. August: „Ich glaube, nur Herr Kühne kann den HSV retten“, sagt Magath.

31. August: Fink freut sich über den 4:0-Sieg gegen Braunschweig: „Vielleicht hat der Trainer heute ja mal richtig aufgestellt.“

1. September: Kreuzer leiht Torjäger Pierre-Michel Lasogga aus.

3. September: Im Olympiasaal des Haus des Sports präsentiert Rieckhoff sein Strukturmodell HSVPlus. Es ist der Anfang der Strukturdebatte. Auch Jürgen Hunke und Fan Jojo Liebnau werden später eigene Reformvorschläge unterbreiten.

12. September: „In Europa gilt der HSV vielen als Vorbild“, sagt Aufsichtratschef Ertel im Abendblatt-Interview.

14. September:Der HSV verliert 2:6 in Dortmund.

15. September: Kreuzer versucht Fink zu überreden, nicht am Sonntag nach München zu fliegen. Fink fliegt.

16. September: Fink fliegt. In München erklärt Kreuzer dem Trainer, dass dieser beurlaubt ist.

17. September: Rodolfo Cardoso wird zum Interimstrainer ernannt.

21. September: Kreuzer kontert Kühne. Der Milliardär sei „alt und peinlich“.

22. September:Nach dem 0:2 gegen Bremen fliegt Kreuzer nach Basel und trifft Christian Gross. Doch der Schweizer ist nur ein Ersatzkandidat. Längst hat sich Kreuzer für Bert van Marwijk als Fink-Nachfolger entschieden.

6. Oktober: Nach dem 2:2 im Debütspiel gegen Frankfurt darf sich van Marwijk über einen 5:0 in Nürnberg freuen.

14. Oktober: Der Vorstand erhält vom Aufsichtsrat einen Maulkorb verpasst. „Aufsichtsrat und Vorstand erklären gemeinsam, dass sie in ihrer Eigenschaft als Organe des Vereins keinerlei Stellungnahmen zu derzeit diskutierten Modellen für eine Strukturänderung des HSV abgeben werden“, heißt es.

19. Oktober: Der HSV holt gegen Stuttgart (3:3) dreimal einen Rückstand auf.

27. Oktober: Nach drei Baumann-Fehlern geht der Aufwärtstrend des HSV auch in Freiburg mit einem 3:0 weiter.

9. November:Alles wie immer. Der HSV verliert zunächst 0:2 gegen Gladbach und dann auch noch 3:5 in Leverkusen.

12. November: Auf der Aufsichtsratssitzung wird deutlich, dass Rieckhoffs Reformvorschlag HSVPlus nahezu geschlossen nicht befürwortet wird.

3. Dezember: Nach ordentlichen Spielen gegen Hannover (3:1) und Wolfsburg (1:1) bezwingt der HSV auch Köln mit 2:1 und zieht ins Pokalviertelfinale ein. Der Gegner: Bayern München.

7. Dezember: Der HSV blamiert sich im Volkspark mit 0:1 gegen Augsburg.

12. Dezember: Zwei Tage vor dem Spiel in München attackiert Trainer van Marwijk die eigenen Profis: „Diese Zufriedenheit hier irritiert mich.“

14. Dezember: Die Wutrede hat nur bedingt gefruchtet. Der HSV verliert leidenschaftslos 1:3 gegen die Bayern.

21. Dezember: Das 2:3 gegen Mainz ist der Schlusspunkt eines Seuchenjahrs.