Drei Titelträger erinnern sich an den Moment des Triumphes: Uwe Seeler, Peter Nogly und Ditmar Jakobs blicken zurück. Der HSV will am Dienstag mit einem Sieg gegen Köln ins Viertelfinale.

Hamburg. Rot-Weiss Essen, Alemannia Aachen oder der MSV Duisburg – all diese in der Versenkung verschwundenen Vereine können für sich reklamieren, etwas erreicht zu haben, von dem der HSV seit dem letzten DFB-Pokalsieg im Jahr 1987 nur träumt: das Pokalfinale in Berlin zu spielen. Drei Halbfinalteilnahmen sind alles, was der Bundesliga-Dino aus diesen 26 Jahren vorweisen kann. Mit einem Sieg im Achtelfinalspiel gegen den 1. FC Köln an diesem Dienstag (19 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) kann der HSV zumindest einen Schritt in die richtige Richtung machen.

Nicht nur das Finale erreicht, sondern sogar triumphiert hat der HSV in seiner Geschichte dreimal: 1963, 1976 und eben 1987. Lange ist es her, doch die Erinnerung an diese Titel ist bei den Protagonisten von damals noch immer frisch. „Ich hab das noch gut im Gedächtnis“, sagt Uwe Seeler über den 3:0-Erfolg gegen den damaligen Meister Borussia Dortmund im Jahr 1963. „Das Finale war ja in Hannover. Ausverkauftes Haus, das war ein sehr schönes Stadion damals. Hannover ist ja nicht weit weg, deshalb waren viele HSV-Fans dabei. Da war natürlich schwer was los. Und dann noch der glatte Sieg.“ Alle drei Treffer zum Pokalerfolg hatte das HSV-Idol selbst beigesteuert.

Im Nachhinein glaubt Seeler, dass der BVB seine Mannschaft wohl auf die leichte Schulter genommen habe, da die Hamburger klarer Außenseiter gewesen seien. Also andere Voraussetzungen als vor dem anstehenden Köln-Spiel, bei dem der HSV als Favorit aufläuft. „Wir müssen aufpassen. Doch allein die Feier danach ist es wert, sich ins Zeug zu legen. Wir waren damals aber nicht auf dem Rathausmarkt oder dem Balkon. Wir wurden von den Fans am Rothenbaum gefeiert. So wie drei Jahre vorher bei der Meisterschaft. Einen Empfang im Rathaus gab es erst ein paar Wochen später“, erinnert sich Seeler, der am Dienstag nicht im Stadion sein kann, da er privat in Österreich weilt.

13 Jahre mussten die HSV-Fans warten, ehe sie einen erneuten Pokaltriumph bejubeln durften. Entscheidender Mann beim 2:0-Finalsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern war 1976 Peter Nogly, der mit seinem Führungstreffer die Weichen auf Sieg stellte und schon im Halbfinale gegen Bayern München durch sein Tor in der Verlängerung den Grundstein für den späteren Erfolg gelegt hatte. „Das war wirklich ein schöner Treffer im Finale. Ich hatte mir den Ball im eigenen Sechzehner erkämpft, bin rausgedribbelt und habe auf Ole Björnmose gepasst, der den Ball nach einem Dribbling in den gegnerischen Strafraum spielte, wo ich schon wieder zur Stelle war und das Leder über Schlussmann Ronnie Hellström ins Tor schoss“, erinnert sich der torgefährliche Vorstopper, der heute noch fast jede HSV-Partie live im Stadion verfolgt.

Damals wurde das Pokalfinale noch nach der Europameisterschaft Ende Juni angesetzt – heute undenkbar. Doch Nogly war in der Nationalmannschaft nur Ersatzmann und ging daher „topfit“ in das letzte Spiel der Saison. „Das war die Krönung einer guten Saison, wir wurden ein Jahr später ja sogar Europapokalsieger. Doch die Meisterschaft drei Jahre später ist für mich der noch wichtigere Erfolg gewesen“, sagt der heutige Altligaspieler.

Beim bisher letzten Pokaltriumph 1987 war Ditmar Jakobs unumstrittener Abwehrchef der Hamburger. Mit 3:1 besiegte der HSV Außenseiter Stuttgarter Kickers, obwohl das Team einen Rückstand zu verkraften hatte. „Wir sind schwer in das Spiel gekommen, haben es aber verdient gedreht“, sagt Jakobs. „Dieser Erfolg wird immer in meinem Gedächtnis bleiben. Auch wegen des sensationellen Freistoßtores von Manni Kaltz. Mit ein wenig Losglück kann der HSV das in dieser Saison vielleicht wiederholen.“ Warum es in den letzten 25 Jahren nie wieder zu einer Finalteilnahme gereicht hat, kann sich der ehemalige Nationalverteidiger nicht erklären. „Ich glaube nicht, dass es eine besondere ,Pokalmentalität‘ gibt. Die Qualität des HSV war in den letzten Jahren einfach nicht so hoch.“

Alle drei HSV-Größen eint, dass sie nach wie vor um den Verein bangen und nach langen Durststrecken einen Hoffnungsschimmer am Horizont erkannt haben wollen. Höhere Ziele in der Liga seien zwar noch nicht angemessen, doch ein Aufwärtstrend unverkennbar. „Es sind wieder Strukturen auszumachen“, lobt Nogly, der den jungen Spielern jedoch noch Zeit einräumen will. „Wir haben 1971 die komplette A-Jugend übernommen mit Spielern wie Kaltz und Caspar Memering und wurden zunächst Zehnter, 14. und Zwölfter. Doch mit etwas Geduld hat sich die Entscheidung dann ausgezahlt.“

Auch in der aktuellen HSV-Mannschaft gibt es eine Reihe talentierter Spieler – doch noch niemand hat ein Finale in Berlin gewonnen. Marcell Jansen gehörte im Jahr 2008 zwar den siegreichen Bayern an, stand im Endspiel aber nicht im Kader. Als Sportchef Oliver Kreuzer zwischen 1991 und 1997 sechs Jahre in Folge beim FC Bayern spielte, stand der Rekordmeister nicht ein Mal im Pokalfinale. „Ich kann mich an die 0:1-Blamage gegen Vestenbergsgreuth erinnern und an eine Heimniederlage gegen die Stuttgarter Kickers – wirklich Positives fällt mir nicht ein“, sagt Kreuzer, der auch deshalb den Einzug ins Viertelfinale herbeisehnt. „Entscheidend ist das Unterbewusstsein. Wenn wir unsere normale Leistung abrufen, werden wir auch gewinnen.“