Optimismus beim HSV: Nach dem starken 1:1 in Wolfsburg gehen die Hamburger mit viel Selbstvertrauen in das DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Köln (Dienstag, 18 Uhr im Liveticker auf abendblatt.de).

Hamburg. Die Analyse des unterm Strich sehr beachtlichen Auftritts in Wolfsburg (1:1) war vor dem lockeren Training am Sonntag erledigt, die Stimmung auf dem Platz wirkte gelöst. Es wurde gelacht, gejohlt. Und nach dem Duschen ging der Blick nach vorne. Die Augen von Maximilian Beister begannen zu leuchten, als er sich an seine Berliner Ausflüge als Jugendlicher erinnerte. „Sechs-, siebenmal war ich bestimmt schon live beim Pokalfinale im Olympiastadion dabei“, erinnerte sich das 23-jährige HSV-Talent, „ich weiß, wie die Stimmung bei diesen Endspielen ist. Einfach schön.“

Wie wunderbar muss diese Erfahrung erst sein, wenn man als Spieler auf dem Rasen einlaufen darf? Fußballer, die in den vergangenen 26 Jahren das HSV-Trikot trugen, können nichts Erhellendes zur Beantwortung dieser Frage beitragen, da dem Club seit dem letzten Pokalsieg 1987 nur die Zuschauerrolle blieb. Die letzte große Chance für ein Finalerlebnis gab es 2009, als der HSV im denkwürdigen Halbfinale im Elfmeterschießen an Werder Bremen scheiterte (1:1 n.V., 1:3 i.E.). Damals schon dabei, aber nur als Tribünengast: Maximilian Beister. „An diese Atmosphäre kann ich mich gut erinnern, die hat kein Besucher vergessen. Das war bitter, ist aber Vergangenheit. Jetzt haben wir es in der Hand, für neue, positive Schlagzeilen zu sorgen.“

Gemeint war, natürlich, das anstehende Achtelfinale im DFB-Pokal zwischen dem HSV und dem 1. FC Köln (Dienstag, 19 Uhr im Liveticker auf abendblatt.de). Nur noch wenige hundert Restkarten sind für die Partie erhältlich, die aus vielerlei Gründen für den Verein von herausragender Bedeutung ist, angefangen bei den Finanzen.

Allein in dieser Runde nimmt der HSV 540.000 Euro aus dem TV- und Vermarktungstopf ein, zuzüglich der Zuschauerlöse, die mit den Rheinländern geteilt werden. Der Einzug ins Viertelfinale würde mit 1,2 Millionen Euro belohnt, plus Ticketeinnahmen und einem möglichen Livespiel, das weitere rund 500.000 Euro brächte. Fast wie ein kleiner Lottogewinn, betrachtet man die leeren Kassen.

Für den HSV steht allerdings noch weit mehr auf dem Spiel. „Sollten wir gewinnen, wären wir unter den letzten Acht. Das ist für den Verein, für die Mannschaft eine Riesensache, mal abgesehen vom finanziellen Aspekt“, sagte Oliver Kreuzer. Was der HSV-Sportchef meinte: Neben dem Extraschuss Motivation für die Mannschaft könnte man endlich mal wieder überregional sportlich für Aufsehen sorgen, nachdem in jüngster Vergangenheit eher das Image des dahinsiechenden Bundesliga-Dinos skizziert wurde, der ständig vor dem Absturz steht und eine positive Entwicklung mit seinen vereinsinternen Dauerquerelen selbst behindert.

Der Einzug ins Viertelfinale würde daher nicht nur die Arbeit der Führungskräfte erleichtern, es käme ebenso einem Symbol des Aufbruchs, einem Statement der verjüngten Mannschaft gleich, selbst wenn es „nur“ gegen einen unterklassigen Verein geht, nach dem Motto: Seht her, hier in Hamburg wächst etwas heran! Wobei Beister warnt: „Der größte Fehler wäre es, die Kölner zu unterschätzen. Für mich ist das gefühlt kein Zweitligaclub, sondern personell sehr gut bestückt.“

Zumal der FC nach dem 3:0-Erfolg beim FC St. Pauli wieder Rang eins erobert hat. Gutes Omen für den HSV: Auch Greuther Fürth, das in der zweiten Runde 1:0 besiegt wurde, reiste damals als Spitzenreiter an. Die Statistik spricht eher für den Gast: Viermal trafen Hamburg und Köln im Pokal aufeinander, dreimal setzten sich die Rheinländer durch, zuletzt 1973.

Für das gestiegene Selbstvertrauen spricht, dass Beister seine Gedanken über das Achtelfinale hinaus kreisen ließ: „So lustig es vielleicht klingen mag: Es sind nur noch drei Runden bis Berlin. Jedes Spiel ist wie ein Finale, die Tagesform ist mitentscheidend, und ein bisschen Losglück braucht es auch.“ Wie in dieser Pokalsaison. Nachdem der HSV in den vier vergangenen Spielzeiten nie ein Heimspiel zugelost bekommen hatte, sind es nun zwei in Folge.

„Der Pokal ist einfach ein geiler Wettbewerb“, schwärmte der in Wolfsburg so spielfreudige Arslan, der es mit Alemannia Aachen in der Saison 2010/11 bis ins Viertelfinale gegen die Bayern schaffte (0:4), „nur fünf siegreiche Spiele, und du stehst im Finale, bist womöglich für einen internationalen Wettbewerb qualifiziert. Im Pokal passieren die außergewöhnlichsten Dinge. Unsere Aufgabe als Favorit am Dienstag wird sein, dafür zu sorgen, dass nichts Außergewöhnliches passiert.“

Ob in dieser Saison oder in der kommenden, allzu viel Zeit sollten sich die ambitionierten HSV-Talente jedenfalls nicht lassen beim Unterfangen, sich einen Platz auf den aktuellen Trophäen zu sichern: Auf dem Sockel des 52 Zentimeter großen DFB-Pokals – übrigens von einem Kölner Goldschmied gefertigt – ist noch bis zum Jahr 2020 Platz für Gravuren.