Ein Kommentar von Peter Wenig

Und nun also Dennis Aogo. Der ehemalige HSV-Profi, inzwischen Stammspieler beim Champions-League-Club Schalke 04, wird nach seinem Kreuzbandriss mindestens sechs Monate im Krankenstand verweilen müssen. Seine durchaus berechtigten Hoffnungen auf einen Sprung in den WM-Kader für Brasilien sind damit Richtung Nullpunkt gesunken.

Es ist kein Trost für Aogo, dass er sich in guter Gesellschaft befindet. Die Nationalspieler Mario Gomez, Sami Khedira, Lukas Podolski, Holger Badstuber, Illkay Gündogan, Miroslav Klose, Bastian Schweinsteiger und Mats Hummels laborieren allesamt an langwierigen Verletzungen. Erfahrene Mediziner sind überzeugt, dass die Krankenakte vor allem durch die Überlastung immer dicker wird.

Nun wäre es utopisch zu glauben, dass die Fußballverbände die Zahl der nationalen und internationalen Pflichtspiele herunterschrauben werden – das Milliardenrad Profifußball wird sich eher noch schneller drehen. Viel gewonnen wäre aber schon, wenn die Clubverantwortlichen ihren Stars die nötige Zeit geben würden, sich komplett auszukurieren. Vor allem aber muss die Branche endlich aufhören, die Qualität ihrer sportmedizinischen Abteilung an der Kürze der Rekonvaleszenzzeiten zu messen. Und die Medien, auch das sei an dieser Stelle gesagt, haben eine gehörige Mitverantwortung. Wer Sportärzte, die besonders fix die Millionäre in kurzen Hosen zurück in die Arenen jagen, zu Wunderheilern hochjazzt, darf sich nicht wundern, wenn das Krankenlager immer größer wird.