Der frühere HSV-Stürmer Erik Meijer lobt die beiden Jung-Profis vor dem Bundesligaspiel in Leverkusen. Für die Aufstellung gegen die Werkself deuten sich keine Überraschungen an.

Hamburg. Wenn die HSV-Profis an diesem Sonnabend gegen 15.28 Uhr in der BayArena in Leverkusen auflaufen, wird ein altbekanntes Gesicht auf der Tribüne sitzen: Erik Meijer, einst Stürmer in Diensten beider Clubs. Der heutige TV-Fußballexperte absolvierte insgesamt 84 Bundesligaspiele für die Leverkusener und zwischen 2001 und 2003 für den HSV 58 Partien – insofern verfolgt er seine beiden „Herzensvereine“ auch heute noch intensiv. „Leverkusen hat eine enorm starke Mannschaft, und für den HSV ist das ein guter Test, um zu sehen, wie gut das Team wirklich ist“, glaubt der 44-Jährige.

Vor allem zum HSV hat Meijer seit der Amtsübernahme von Bert van Marwijk wieder ein ganz besonderes Verhältnis. Schließlich spielte der ehemalige Fan-Liebling als B-Jugendlicher unter dem heutigen Hamburger Coach in seinem Heimatort Meerssen, Co-Trainer Roel Coumans wuchs neben Meijer in derselben Straße auf. „Ich habe mir damals in van Marwijks Sportgeschäft meine Fußballschuhe gekauft, und mit Roel telefoniere ich heute noch mehrmals in der Woche – sofern ich ihn denn erreiche, denn er hat beim HSV ja einiges um die Ohren“, sagt Meijer.

Aktuell stand die Vorbereitung auf das Gastspiel bei der Werkself im Mittelpunkt (Sky und Liveticker auf abendblatt.de). Überraschungen in der Aufstellung oder Ausrichtung deuteten sich auch beim Abschlusstraining am Freitag nicht an, auch wenn mit Sven Neuhaus und Tomas Rincon ausgerechnet diejenigen Akteure die einzigen beiden Tore im Abschlussspiel erzielten, die nicht im Kader stehen. Insofern wird die gleiche Elf beginnen wie schon gegen Mönchengladbach.

Für Veränderungen gibt es, so Marcell Jansen, auch keinen Grund. „Wenn wir auf die gleiche Art und Weise wie gegen Gladbach auftreten, können wir dort bestehen – Ergebnisse spinnen halt manchmal ein bisschen rum“, sagte der Linksverteidiger, bezogen auf die letzte 0:2-Heimniederlage. Respekt vor dem Gegner ist trotzdem da. „Bayer spielt stark nach vorne, hat fast nur offensiv orientierte Spieler, die bei Ballbesitz wenige Fehler machen. Aber das ist kein Grund zur Panik.“

Auch Meijer sieht den HSV keinesfalls chancenlos beim zuletzt schwächelnden Gegner vom Rhein, der weder beim 0:1 in Braunschweig noch beim torlosen Remis in Donezk zu überzeugen wusste. Struktur und Vertrauen seien wieder da. Wenn die individuellen Fehler abgestellt würden, könne der Bundesliga-Dino auch dort eine gute Rolle spielen.

Vor allem zwei HSV-Spieler sind dem Niederländer in dieser Saison bisher positiv aufgefallen: Pierre-Michel Lasogga und Tolgay Arslan. „Es gibt ja nicht mehr so viele Bullen da vorne drin wie Pierre. Er arbeitet hart und ist extrem fleißig. Ich sehe ihn gerne spielen, da ich früher ähnlich aufgetreten bin“, lobt Meijer den Neuzugang. Auch über Arslan hat er trotz des mäßigen Saisonstarts fast nur lobende Worte übrig. „Er weiß auf dem Platz, was er will und hat enorm viel Selbstvertrauen, was ihm manchmal noch ein wenig im Weg steht. Aber ich kenne ihn noch aus meiner Zeit in Aachen, und seitdem hat er sich enorm weiterentwickelt“, sagt Meijer, der seinen B-Jugendtrainer dafür verantwortlich macht. „Ich kenne Bert: Er verteilt bei guten Aktionen gerne Komplimente, bei schlechten aber auch verbale Ohrfeigen. Und das macht er bei Arslan genauso wie bei fertigen Spielern wie van der Vaart.“

Auch Leverkusens Teamchef Sami Hyypiä, der auf Stefan Reinartz und Lars Bender verzichten muss, arbeitet bei seinem Club sehr erfolgreich. Vor dem Duell mit dem HSV zeigt er sich zuversichtlich – schließlich gab es in den vergangenen acht Duellen mit dem kommenden Gegner keine Niederlage zu verzeichnen. „Hamburg hat unter van Marwijk eine bessere Organisation und mehr Disziplin. Aber trotzdem haben wir das Selbstbewusstsein, den HSV schlagen zu wollen“, sagte Hyypiä.

Für Meijer ist der Ausgang des Spiels nur eine Nebensache. Die bessere Mannschaft solle gewinnen, sagt er diplomatisch. Viel wichtiger ist ihm aber, alte Weggefährten aus dem Fußballbusiness zu treffen, aus dem er seit dem Ausscheiden als Geschäftsführer Sport bei Alemania Aachen im Sommer letzten Jahres weitestgehend entflohen ist. „Ich vermisse momentan gar nichts. Das erste Mal seit 25 Jahren habe ich wieder einen strukturierten Kalender. Wenn ich Bock auf ein Spiel habe, fahre ich einfach hin. Und auf Leverkusen gegen den HSV habe ich richtig Bock.“