Hamburg. Bereits die erste Frage auf der Pressekonferenz, auf der doch eigentlich über die Gründe für die Beurlaubung von Trainer Thorsten Fink gesprochen werden sollte, hatte es in sich: Ob nun nicht der Zeitpunkt gekommen sei, wollte eine Journalistin von HSV-Chef Carl Jarchow wissen, an dem auch er seine eigene Zukunft überdenken und als Gesamtverantwortlicher die entsprechenden Konsequenzen ziehen müsse? Jarchow, offenbar überrascht vom Frontalangriff auf seine Person, musste kurz schlucken, antwortete dann aber klar und bestimmt: „Es ist doch gar keine Frage, dass eine solche Entscheidung gegen den Trainer immer auch sehr bitter für denjenigen im Vorstand ist, der dafür verantwortlich ist. Aber ich habe keinerlei Anlass, an meiner eigenen Position Zweifel aufkommen zu lassen oder den Eindruck zu erwecken, dass ich das nicht mehr machen wollen würde.“

Die Kritik an Jarchow, der gemeinsam mit Marketing-Vorstand Joachim Hilke im März 2011 Bernd Hoffmann und Katja Kraus beerbte, hat in den vergangenen Monaten dennoch stark zugenommen. Hauptsächlich wird moniert, dass der Vorstandsvorsitzende keines seiner bei Amtsantritt proklamierten Versprechen einlösen konnte: weder die finanzielle Konsolidierung noch die erhoffte Kontinuität.

Unter Jarchow wird nun nach Michael Oenning und Thorsten Fink der dritte Cheftrainer gesucht, zudem versuchten sich Frank Arnesen und Rodolfo Cardoso als Interimstrainer. Mit Arnesen und Oliver Kreuzer haben zudem auch schon zwei Ex-Profis in der Ära Jarchow, die laut Vertrag mindestens bis Mai 2015 laufen soll, den Sportchef-Posten bekleidet. Ob FDP-Politiker Jarchow seinen Vertrag tatsächlich erfüllen darf, dürfte sich wohl bereits im Lauf dieser Saison entscheiden.