Der Verteidiger fordert mehr Gehalt, doch Sportdirektor Kreuzer verweist auf den Sparzwang. Denkbar ist jetzt sogar ein schneller Verkauf Diekmeiers, um noch eine Ablöse zu erhalten.

Hamburg. Es sind nur noch wenige Kleinigkeiten, die zum großen Glück fehlen. „Das Übliche“, sagt Dennis Diekmeier. Kleinere Nacharbeiten der Handwerker, mehr wäre an seinem neuen Haus in Niendorf nicht zu erledigen. „Der letzte Feinschliff fehlt noch, aber wir sind natürlich geduldig“, sagt der Hamburger Rechtsverteidiger.

Im Vertragspoker mit dem HSV ist Diekmeiers Geduld dagegen offenbar aufgebraucht. Noch am Montag hatte Sportchef Oliver Kreuzer betont, den 23-Jährigen unbedingt halten zu wollen, während Thorsten Fink in Diekmeier einen potenziellen Nationalmannschaftskandidaten sah: „Wenn Dennis die Leistung aus dem Schalke-Spiel konstant beibehält, kommt die Nationalelf von ganz allein.“

Doch sollte die Nationalmannschaft tatsächlich anklopfen, dann wahrscheinlich erst, nachdem Diekmeier im kommenden Sommer den Verein ablösefrei gewechselt hat. Das ist jedenfalls nach Abendblatt-Informationen beschlossene Sache, obwohl es zuletzt immer hieß, dass – ähnlich wie bei Diekmeiers neuem Haus – im Poker lediglich der letzte Feinschliff gefehlt hat.

Nachdem am vergangenen Wochenende Diekmeiers Berater Volker Struth mehr als zwei Stunden mit Kreuzer zusammensaß, schickte der HSV-Sportchef dem Agenten am Dienstagabend ein konkretes Angebot, das nahezu unverändert der Offerte Frank Arnesens aus dem April glich. Demnach hätte Diekmeier rund 1,3 Millionen Euro verdienen sollen. „Wir wollen den Spieler über 2014 halten, aber es gibt bei diesem Verein einen gewissen finanziellen Rahmen“, erklärte Fink am Donnerstag.

„Ich denke schon, dass ich von Jahr zu Jahr besser geworden bin. Und dafür möchte ich eine kleine Wertschätzung“, sagte Diekmeier dem Abendblatt. Dem Vernehmen nach soll der Rechtsverteidiger weniger als 200.000 Euro jährlich mehr gefordert haben, was Kreuzer aufgrund des allgemeinen Sparzwangs des HSV nach Rücksprache mit seinen Vorstandskollegen abgelehnt haben soll. Kreuzers Einschätzung von Wochenanfang, dass nur letzte Details zu erledigen seien, ist somit hinfällig.

Nun stellt sich die Frage, wie es weitergeht. Bereits der Fall Heung-Min Son zeigte, dass der HSV wenig Interesse daran hat, die Verträge von Leistungsträgern auslaufen zu lassen. „Entweder verlängert Son oder er geht. Seinen Vertrag einfach so auslaufen zu lassen, kam nie in Frage", erklärte Club-Boss Carl Edgar Jarchow damals. Ähnliches könnte nun auch mit Diekmeier passieren. Wenn das Angebot stimmt, wird der Rechtsverteidiger den Verein wohl noch im August verlassen. 10 Millionen Euro Ablöse wie Son wird er wohl aber nicht in die Kasse des klammen HSV spülen.

Klar ist, dass Diekmeier, dem Anfragen mehrerer Bundesligaclubs vorliegen, offizielle Verhandlungen erst ein halbes Jahr vor Vertragsende führen darf. Doch nun scheint auch ein sofortiger Verkauf des Verteidigers, der eigentlich in Hamburg bleiben will, nicht ausgeschlossen. Es wäre die letzte Möglichkeit für den HSV, noch eine Ablöse zu erhalten. Und die Fertigstellung seines Hauses? Die könnte sich Diekmeier schweren Herzens sparen.