Vor dem Test gegen Inter Mailand hat HSV-Trainer Thorsten Fink in nahezu allen Mannschaftsteilen noch einige Sorgen. Eine Bestandsaufnahme.

Hamburg. Wenn der HSV am Sonnabend (15.30 Uhr/Liveticker auf abendblatt.de) Inter Mailand zur Generalprobe in der Imtech-Arena empfängt, will Trainer Thorsten Fink eine Mannschaft auf den Platz schicken, die so auch das erste Pflichtspiel acht Tage später im Pokal gegen Schott Jena bestreiten könnte. „Die Zeit der vielen Wechsel ist vorbei, auf den umkämpften Positionen können sich die infrage kommenden Spieler jetzt noch empfehlen“, sagte der Coach.

Auf die vom Wetterdienst angekündigte Hitzewarnung reagiert der HSV gelassen, plant keine besonderen Aktionen wie beim Zweitligaspiel des FC St. Pauli in Karlsruhe. Der Ordnungsdienst im Wildparkstadion wird die Besucher in regelmäßigen Abständen über Feuerwehrschläuche mit Wasser besprühen. „Der Schiedsrichter wird möglichweise Trinkpausen genehmigen. Ansonsten haben wir diesbezüglich nichts geplant“, sagt Lars Wegener von HSV-Presseabteilung.

Trotz Hitze müssen die HSV-Profis Gas geben, um sich bei Trainer Fink für einen Startelfplatz gegen Schott Jena zu empfehlen. Jacques Zoua und Artjoms Rudnevs kämpfen beide derzeit um den einzigen Platz im Sturmzentrum des HSV. Wirklich aufdrängen konnte sich in der Vorbereitung keiner von ihnen. Torerfolge in den Testspielen? Fehlanzeige. Während Rudnevs zudem nicht der Spielertyp ist, den sich Fink in seinem favorisierten System vorstellt, hat sich Neuzugang Zoua bisher lediglich als Anspielstation empfehlen können. Doch von Durchschlagskraft und Abschlussstärke war nur wenig zu sehen. „Wir sind im Sturm ganz gut besetzt“, nimmt Fink seine Angreifer noch in Schutz. Doch wenn die Möglichkeit bestünde, einen „internationalen Top-Stürmer“ zu verpflichten, könne er sich mit einem Weggang des offenbar umworbenen Rudnevs anfreunden.

Das Tief im Sturm ist nicht die einzige Baustelle im Kader der Hamburger – andere Mannschaftsteile sind dagegen durchaus gut besetzt. Eine Bestandsaufnahme.

Tor: Stammtorhüter René Adler hat fast die gesamte Vorbereitung verpasst, was zu einem Problem werden könnte, wenn er gleich ins heiße Feuer geworfen wird. Jedoch hat der HSV mit Jaroslav Drobny wohl den besten zweiten Mann der Bundesliga in seinen Reihen, was der Tscheche auch in den Testspielen erneut fast ausnahmslos unter Beweis gestellt hat. Sehr gut aufgestellt.

Rechter Verteidiger: Dennis Diekmeier hat eine gute Vorbereitung hinter sich, scheint sich weiterzuentwickeln. Das Problem: Sollte er länger ausfallen, hat der HSV durch den Weggang von Jacopo Sala und das verletzungsbedingte Fehlen Zhi Gin Lams keine Alternativen. Zuletzt durfte sich Per Skjelbred hier ausprobieren. Falls am Ende des Transferfensters Geld übrig ist, will Sportchef Oliver Kreuzer noch einen Rechtsverteidiger holen. Kritisch.

Innenverteidigung: Quantitativ ist der HSV hier top besetzt – qualitativ sicherlich nicht schlechter als letzte Saison. Doch Neuzugang Johan Djourou fällt die gesamte Vorbereitung aus, und Lasse Sobiech ist sicherlich nicht der gewünschte, technisch starke Aufbauspieler, auch wenn der Ex-Fürther bisher einen guten Eindruck macht. Ordentlich.

Linker Verteidiger: Marcell Jansen ist schon lange verletzungsfrei geblieben und in Form. Sollte er ausfallen, stünden mit Dennis Aogo und Petr Jiracek hochkarätige Alternativen zur Verfügung. Auf der bei vielen Clubs kritischen Situation hinten links hat der HSV keine Sorgen. Sehr gut aufgestellt.

Defensives Mittelfeld: Auch auf dieser Position kann der HSV aus vielen Alternativen wählen, wobei sich bisher nur einer in den Vordergrund spielen konnte, mit dem niemand gerechnet hat: Kerem Demirbay vom BVB II. Der wohl gesetzte Milan Badelj zeigte in der Vorbereitung Licht und Schatten, Tolgay Arslan war eher schwach, Tomas Rincon ist für die Stärkung der Defensive eine Option. Durchschnittlich besetzt.

Rechtes Mittelfeld: Maximilian Beister soll auf dem rechten Flügel wirbeln, wie es in der Vergangenheit Heung Min Son getan hat. Seine Vorbereitung war ordentlich. Falls Beister mal ins Sturmzentrum gezogen wird, kann Skjelbred die defensivere Variante geben. Oder Neuzugang Hakan Calhanoglu überzeugt seinen Trainer derart, dass er nicht nur als Van-der-Vaart-Ersatz infrage kommt, sondern neben ihm auf dem Flügel spielt, was er auch in Karlsruhe oft getan hat. Nur Mittelmaß.

Offensives Mittelfeld: Rafael van der Vaart ist zunächst gesetzt. Doch nach den Eindrücken der Vorbereitung muss das kein Dauerzustand sein. Zunächst mit Übergewicht angereist, dann auch nur in Ansätzen der Denker und Lenker des Teams. Er muss sich steigern. Calhanoglu wittert seine Chance. Ordentlich aufgestellt.

Linkes Mittelfeld: Fink steht auf die Spielweise des oft verletzten Ivo Ilicevic, der aber erst beweisen muss, dass er Belastungen dauerhaft verkraften kann. Aogo verpasste zwar einen Großteil der Vorbereitung, scharrt aber mit den Hufen. Und auch Jiracek will dort auflaufen. Guter Konkurrenzkampf.

Eine der größten, positionsunabhängigen Baustellen ist Fink bereits im Training am Donnerstag angegangen: die Schwäche bei gegnerischen Standards. So probierte der Coach auch eine Raumdeckung aus, um das Zentrum mit groß gewachsenen Spielern „dichtzumachen“.