Der HSV holt sich nach Siegen gegen Braunschweig und Kopenhagen den Nordcup. Am Montag reist das Team ins Trainingslager nach Klagenfurt.

Hamburg. Das übliche Jubelprogramm wurde am frühen Sonntagabend im Schnelldurchlauf geboten. Ein bisschen „Uffta-Uffta-Tätärä“, ein kleines Tänzchen vor der Nordkurve und sogar „We Are The Champions“ durfte gespielt werden. HSV-Marketingvorstand Joachim Hilke eilte mit dem Nordcup-Pokal herbei und überreichte die Trophäe nur allzu gerne an Hamburgs Kapitän Rafael van der Vaart. Das erste Titelchen der Saison war nach Siegen gegen Braunschweig und Kopenhagen vor zweimal knapp 14.000 Zuschauern geschafft. „Ich bin zufrieden. Unser Spiel hat mir gefallen“, lobte entsprechend gut gelaunt Trainer Thorsten Fink.

Sportchef Kreuzer kritisierte erneut die fehlende Entschlossenheit

Lediglich Sportchef Oliver Kreuzer wollte nicht in die allgemeine Jubel-Trubel-Heiterkeits-Stimmung einstimmen. In bester Matthias-Sammer-Manier nutzte er bereits am Sonnabend den Nordcup, um seiner Mannschaft unabhängig vom Erfolg erneut deutliche Worte mit auf den Weg zu geben. „Die Zielstrebigkeit hat noch gefehlt. Die letzte Entschlossenheit habe ich vermisst“, kritisierte „Motzki“ Kreuzer nach dem torlosen Halbfinale gegen Eintracht Braunschweig, als der HSV zahlreiche Torchancen ungenutzt ließ. Gegen Kopenhagen gelangen immerhin den Abwehrspielern Marcell Jansen und Michael Mancienne zwei Tore.

Tatsächlich hat Kritiker Kreuzer, der auch schon im ersten Trainingslager im Zillertal seine Spieler verbal in die Pflicht genommen hatte, das Kernproblem des HSV erkannt und benannt. Nach dem geplatzten Transfer von Roque Santa Cruz fehlt der Mannschaft noch immer der von Trainer Fink gewünschte spielstarke Torjäger. Neuzugang Jaques Zoua wusste bei seinem ersten Auftritt an seiner neuen Arbeitsstelle zwar durchaus als Anspielstation, Ballverteiler und artistischer Seitfallschütze zu gefallen, hat im Abschluss allerdings, vorsichtig formuliert, Luft nach oben. „Man hat gesehen, dass Zoua Fußball spielen kann“, lobte Kreuzer, ergänzte dann aber: „Wir sind weiterhin auf der Suche nach einem Stürmer.“

Nach den Abgängen von Heung Min Son, der in einem Test gegen 1860 München am Sonnabend sein erstes Tor für Bayer Leverkusen erzielte, und Bankdrücker Marcus Berg kämpfen nun Artjoms Rudnevs, Zoua und Maximilian Beister um den vakanten Platz im Sturmzentrum. Anders als Rudnevs, der Fink noch immer technisch zu limitiert ist, können Zoua und Beister auch offensiv als Flügelstürmer agieren. Und genau in dieser Rolle konnte Beister nach einer schwierigen Vorsaison am Wochenende durchaus punkten. „Wir haben uns viele Chancen herausgespielt“, sagte der 22-Jährige, der allerdings auch Kreuzer recht gab: „Im Abschluss müssen wir besser werden.“

Der HSV blieb als einzige Mannschaft beim Nordcup ohne Gegentor

Mit seiner Defensive konnte Trainer Fink dagegen uneingeschränkt zufrieden sein. Als einziges Team blieb der HSV beim Nordcup ohne Gegentor, ließ zudem kaum Torchancen zu. Besonders Heiko Westermann und Neuzugang Lasse Sobiech, der den verletzten Johan Djourou (Adduktorenzerrung) vertrat, konnten als Pärchen in der Abwehrzentrale überzeugen. Dass auch die Streichkandidaten Paul Scharner und Mancienne jeweils insgesamt 30 Turnierminuten spielen durften, erklärte Kreuzer mit den Ausfällen von Djourou und Jonathan Tah (Fußprellung). Doch zumindest Mancienne sollte die Chance, die er laut Kreuzer gar nicht hat, gegen Kopenhagen nutzen. Nach einer Ecke von Kumpel Jacopo Sala traf der Engländer per Volley-Traumtor aus elf Metern zum 2:0-Endstand.

Chance hin oder her, in das an diesem Montag startende Trainingslager in Klagenfurt dürfen natürlich auch Mancienne, Scharner und Slobodan Rajkovic, der als einziger Feldspieler ohne Nordcup-Minute blieb, mitreisen. Fünf Tage lang will Fink seine Mannschaft in Österreich drillen, um am kommenden Wochenende den nächsten Erfolg einzufahren. Beim T-Cup in Mönchengladbach wird gegen Borussia Dortmund, Bayern München und Borussia Mönchengladbach der zweite Titel der Saison angestrebt, was dann sogar Chefkritiker Kreuzer besänftigen dürfte: „Das Wort Titel gefällt mir.“

HSV gegen Braunschweig: Drobny – Sala, Sobiech, Westermann, Jansen – Demirbay (ab 46. Rincon), Badelj – Beister (ab 56. Skjelbred), van der Vaart, Ilicevic (ab 40. Jiracek) – Zoua (ab 31. Rudnevs).Elfmeterschießen:van der Vaart, Sobiech, Badelj und Sala treffen, Jansen vergibt, Drobny hält zweimal.

HSV gegen Kopenhagen: Drobny – Diekmeier, Scharner (ab 31. Mancienne), Westermann (ab 31. Sobiech), Jansen (ab 42. Zoua) – Badelj (ab 31. Sala), Rincon – Skjelbred, van der Vaart (ab 42. Beister), Jiracek – Rudnevs. Tore:1:0 Jansen (8.), 2:0 Mancienne (50.).

Spiel um Platz drei: Wolfsburg – Braunschweig 1:2. Tore: 0:1 Kratz (30.), 0:2 Jackson (36.), 1:2 Kutsche (50.)