Abendblatt-Reporter Florian Heil versucht, die Einheiten der HSV-Fußballer im Trainingslager möglichst identisch nachzumachen

Hamburg. Einmal Fußballprofi sein. Welcher Junge hat nicht davon geträumt, sich ausgemalt, wie er kurz vor dem Schlusspfiff das entscheidende Tor schießt und die Massen im Stadion seinen Namen rufen. Der mühsame Weg dahin kam in den Träumen jedoch eher selten vor. So schön das Leben als Fußballprofi auch sein mag, es ist geprägt von Verzicht und harter körperlicher Arbeit. Erzählen die Profis zumindest. Höchste Zeit, das mal nachzuprüfen.

Mein Name ist Florian Heil, ich bin 37 Jahre alt und Reporter beim Hamburger Abendblatt. Während die Spieler des HSV ihr Trainingslager im österreichischen Zillertal abhalten, werde ich versuchen, das Trainingsprogramm dieser fünf Tage in Hamburg um einen Tag versetzt möglichst detailgetreu nachzustellen. Die Dauerläufe werde ich allein an der Alster abhalten, das Stabilitätstraining und die Regeneration bei Physiotherapeut und Athletiktrainer Sebastian Möller-Riepe im Schanzenviertel. Das Krafttraining findet im Fitnessstudio unter Aufsicht statt, und für die fußballspezifischen Einheiten darf ich mich der Bezirksligamannschaft des Niendorfer TSV anschließen, deren Trainer sich bereit erklärt haben, für diese Tage ihren Trainingsplan an den des HSV anzupassen.

Ich werde mich in den fünf Tagen an den Ernährungsplan der Profis halten

Nun ist es so, dass mein letztes Vereinstraining knapp zehn Jahre her ist. Im Alter von 18 bis 20 habe ich drei Jahre auf Bezirksliganiveau beim SV Grün-Weiss Harburg gekickt, danach noch einige Jahre während des Studiums auf Kreisligaebene. Doch mit 29 war meine Karriere als aktiver Fußballer beendet. Mittlerweile laufe ich noch zweimal die Woche zwischen fünf und zehn Kilometer und mache hin und wieder ein wenig Krafttraining – doch meist verlässt mich nach 30 Minuten an den Geräten jegliche Motivation. Dafür bin ich in der Sauna recht stark. Da schaffe ich ohne Probleme drei Gänge.

Deshalb mache ich mir auch überhaupt keine Illusionen, das Trainingsprogramm der HSV-Profis in deren Intensität exakt kopieren zu können. Sollte ich das hinbekommen, müsste man sich wohl ernsthaft Gedanken machen, ob Thorsten Fink und sein Trainerteam die richtigen Leute sind, um den HSV wieder in die erhofften internationalen Ränge zu bringen. Die Frage ist vielmehr, ob ich die fünf Tage irgendwie durchstehe, zu welchem Zeitpunkt ich das Ausmaß zurückfahre und an welchem Tag mich ein Kran aus dem Bett hieven muss, weil ich es aus eigener Kraft nicht mehr schaffe.

Um meinem Körper zumindest zwischen den Einheiten etwas Gutes zu tun, werde ich mich während der fünf Tage auch an den Ernährungsplan der Profis halten. Hauptsächlich Geflügel und Fisch, wenig Kohlenhydrate. Wenn, dann Süßkartoffeln. Jede zweite Empfehlung hat irgendwie mit Obst zu tun. Dazu sportgerechte Getränke: Neben Säften Produkte von HSV-Partner Body Attack, zudem schwören die Profis auf das Aminosäuren-Getränk Greenforce. Die Wörter Nudeln, Steak, Schokolade und Bier, mein Ernährungsplan der letzten 20 Jahre, tauchen gar nicht auf. Lieblingsessen vieler HSV-Profis: Milchreis mit Mandelmilch. Bisher wusste ich gar nicht, dass es Mandelmilch gibt.

Um mich guten Gewissens in dieses Mammutprogramm zu stürzen, ließ ich mich zuvor durchchecken – was im Übrigen jeder ehrgeizige Sportler tun sollte, der versucht, es mir gleichzutun. Wie ein potenzieller Neuzugang des HSV trat ich dafür im Athleticum des UKE in Eppendorf an und absolvierte den obligatorischen Medizincheck. Meine Lungenfunktion wurde überprüft und ein Belastungs-EKG des Herzens erstellt, währenddessen entnahmen mir die Ärzte mehrfach Blut aus dem Ohrläppchen, um meine Laktatwerte zu bestimmen. Ergebnis: Ich liege bei fast allen Werten innerhalb der Norm, bin weder besonders fit für mein Alter noch besonders unfit. Allerdings kein Vergleich zu einem Profi. Ein Beispiel: Der Fettgehalt meines Körpers liegt bei etwa 22 Prozent – die Spieler des HSV haben Werte zwischen acht und zwölf Prozent. Da ist also durchaus noch Luft nach oben. Dennoch bekam ich am Ende eine „Unbedenklichkeitserklärung“ von HSV-Arzt Dr. Philip Catalá-Lehnen ausgehändigt, der mir das Okay für dieses Abenteuer gab.

An dieser Stelle lesen Sie in der nächsten Woche täglich, ob das Experiment funktioniert. In detaillierter Form können Sie meine Erfahrungen auf abendblatt.de nachlesen. Dort wird die gesamte Aktion auch als Video-Tagebuch begleitet.