Der neue HSV-Sportchef tritt an diesem Dienstag sein Amt an. Der Job sorgt für viele Herausforderungen. Vor allem muss er den Kader verkleinern.

Hamburg. Oliver Kreuzer ist da. Mit leichtem Gepäck reiste der 47-Jährige am Montagabend im Auto aus Karlsruhe an. Der neue HSV-Sportchef, der vorerst im Hotel Grand Elysée wohnen wird, bis er seine feste Bleibe gefunden hat, steht vor einem großen Programm. "Ich muss mich in den nächsten Tagen intensiv mit dem Vorstand über Möglichkeiten und Notwendigkeiten austauschen. Noch kenne ich nicht alle Zahlen", sagt Kreuzer. Das Abendblatt skizziert die wichtigsten Themen für den neuen Sportchef.

Den Kader reduzieren

Unter Frank Arnesen wurde die Aufgabe angeschoben - aber nicht beendet. Jetzt muss sich Kreuzer um die Abgabe jener Spieler kümmern, die beim HSV nicht mehr erwünscht sind, um auf diese Weise die Gehaltskosten für den Kader zu reduzieren. Robert Tesche, Gojko Kacar, Jacopo Sala, Michael Mancienne, Slobodan Rajkovic und auch Paul Scharner sollen abgegeben werden - und haben bislang noch keine konkreten Anfragen. Einzig Marcus Berg, der in Kontakt zum griechischen Erstligisten Panathinaikos Athen steht, hat offenbar einen Interessenten gefunden. Beim HSV hat sich jedoch noch kein Verantwortlicher des griechischen Clubs gemeldet. Ein Szenario, dass er einem Spieler einen Wechsel nahelegt und dieser am Ende dann doch wieder im Kader steht, schließt Kreuzer aus. "Es kann sein, dass noch ein Spieler, mit dem wir eigentlich fest planen, doch geht, weil er ein gutes Angebot bekommt. Aber es ist ausgeschlossen, dass ich einem Spieler mitteile, dass er nicht mehr eingeplant ist - und dann taucht er plötzlich bei uns wieder auf dem Platz auf. So etwas würde niemanden weiterbringen."

Nachfolger für Son suchen

Noch ist der Südkoreaner nicht an Bayer Leverkusen verkauft - aber es ist davon auszugehen, dass dies in den nächsten Tagen passiert. Bislang wartet Bayer noch den Transfer von Andre Schürrle zum FC Chelsea ab. Platzen wird der Deal aber wohl nicht mehr. "Auch ich gehe davon aus, dass der Transfer realisiert wird und weiß um die Bedeutung von Sons Nachfolge", sagt Kreuzer, der sich zusammen mit Trainer Thorsten Fink darauf verständigt hat, einen erfahrenen Stürmer zu holen und dazu noch nach einem talentierten Nachwuchsstürmer zu verpflichten. Der zuletzt kolportierte Eren Derdiyok von der TSG Hoffenheim wird es dem Vernehmen nach eher nicht, offenbar ist dem HSV die Ablöse von rund vier Millionen Euro zu teuer. "Die Soforthilfe ist die Pflicht, das einzubauende Talent wäre die Kür", sagt Kreuzer.

Innenverteidiger verpflichten

Jeffrey Bruma (Leihspieler vom FC Chelsea) wurde bereits am Ende der vergangenen Saison verabschiedet. Michael Mancienne, Slobodan Rajkovic und Paul Scharner stehen auf dem Prüfstand - zwei Mitglieder dieses Trios sollen den Verein ebenfalls verlassen. "Wer die Tabelle sieht, erkennt das Problem", sagt Kreuzer, "wir haben einfach zu viele Gegentore bekommen." Deshalb sollen zu Nationalspieler Heiko Westermann noch zwei gute Innenverteidiger dazugeholt werden. Einer der Kandidaten dürfte dem HSV von der Fahne gehen: Der brasilianische Innenverteidiger Douglas hat inzwischen auch von Ajax Amsterdam, dem FC Schalke 04 und Newcastle United Angebote vorliegen. Kein Wunder: Der 25-Jährige 1,92 Meter große Profi ist schließlich ablösefrei.

Die Nachwuchsarbeit reformieren

Am kommenden Montag wird sich Kreuzer mit Nachwuchschef Michael Schröder treffen. Inhalt des Gesprächs wird sein, wie die Talente künftig besser an den Profibereich herangeführt werden können. Angedacht sind personelle Veränderungen im Trainerbereich bis hin zur Festlegung auf ein bestimmtes Spielsystem für alle Jugendmannschaften. "Ich bin nicht der, der am Rand stehend unsere Jugendtrainer beobachtet und das Training unterbricht. Aber ich bin für eine gemeinsame Philosophie und deren Einhaltung. Davon profitieren letztlich alle", sagt Kreuzer. Mit seinen Vorstandskollegen muss der Sportdirektor auch überlegen, was aus dem Nachwuchsleistungszentrum Ochsenzoll wird. Schließlich soll der Campus als Heimat der Nachwuchsleistungsspieler an der Imtech Arena, finanziert über eine Anleihe, voraussichtlich 2015 errichtet sein.

Scoutingabteilung neu formieren

Kreuzer setzt weiter auf seinen langjährigen Vertrauten Lothar Strehlau, der allerdings in Karlsruhe wohnen bleiben wird. Auch aus Kostengründen wird Kreuzer die Scoutingabteilung verkleinern. Sebastian Arnesen (Scout für Belgien und die Niederlande) sowie der bisherige Chefscout Christofer Clemens haben den Verein bereits verlassen. Ihnen sollen die Arnesen-Vertrauten Lee Congerton, Jan Ricka (Tschechien-Scout) und Bjarne Hanse (Skandinavien-Scout) folgen. Einsparvolumen: rund 700.000 Euro. Offen ist der Verbleib von Thomas Hengen. Der Ex-Profi war von Arnesen 2012 mit einem Dreijahresvertrag für den Bereich Westdeutschland geholt worden. Üblich waren bislang Einjahresverträge.

Vertrag mit Diekmeier verlängern

Das erste Angebot zur Vertragsverlängerung liegt dem Rechtsverteidiger bereits vor. "Wir wollen Dennis auf jeden Fall halten. Er ist Stammspieler und Teil unserer Planungen für die nächsten Jahre", sagt Kreuzer, der selbst noch keinen Kontakt zu Diekmeier hatte, diesen aber nach dessen Rückkehr aus dem Urlaub aufnehmen will. "Ich werde mit ihm telefonieren und mich, so schnell es geht, auch mit ihm treffen." Diekmeier soll dem Vernehmen nach beim HSV einen Vierjahresvertrag bis 2017 unterschreiben. "Noch habe ich nichts gelesen", sagt Diekmeier, verweist aber auf seinen Berater Volker Struth, dem ein erster Vertragsentwurf vorliegen soll. "Ich kümmere mich gleich nach meinem Urlaub darum", so Diekmeier, der optimistisch ist: "Ich glaube, dass wir da schnell zu einem positiven Abschluss kommen. Der HSV will - und ich sowieso. Das passt."