Ex-Kapitän Heiko Westermann sprach erstmals wieder öffentlich

Hamburg. Es war ein Paukenschlag. Am 9. April nahm Thorsten Fink Heiko Westermann die Kapitänsbinde ab und ernannte Rafael van der Vaart zum neuen Spielführer. Seitdem hatte der entmachtete Amtsinhaber, der fast drei Jahre die Binde getragen hatte, geschwiegen. Nach dem Leverkusen-Spiel bezog der 29-Jährige Stellung zu seiner persönlichen Situation, dem Verlauf der Saison und der bevorstehenden USA-Reise der Nationalmannschaft. Bereits am Dienstag fliegt der Innenverteidiger gemeinsam mit seinen Vereinskollegen René Adler, Dennis Aogo und Marcell Jansen nach Frankfurt, von wo aus es am Mittwoch weiter nach Miami geht. In Amerika stehen Spiele gegen Ecuador (29. Mai in Boca Raton) und die USA (2. Juni in Washington) an. Zuvor sprach Westermann über ...

... den Kapitänswechsel: "Wir haben enorm bittere Niederlagen einstecken müssen, die ich immer wieder zu erklären hatte. Was ich dann erzählt habe, war im Prinzip egal und sowieso falsch. Ich merkte, dass ich mich nicht mehr hundertprozentig auf den Fußball konzentrieren konnte. Eine Woche vor dem Wechsel habe ich mit dem Trainer über meine Situation gesprochen. Dass er dann so entschieden hat, fand ich sehr gut. Ich hatte sowieso schon mit Rafael wegen der kommenden Saison gesprochen. Das war kein Problem. Im Gegenteil, für mich war es sogar eine sehr wichtige Entscheidung. Danach konnte ich der Mannschaft besser helfen."

... über die verpasste Europacup-Chance: "Ich liebe Spiele wie die jetzt gegen Leverkusen, wo man sich reinhaut, jeden Zweikampf annimmt. Wenn wir das öfter gemacht hätten in dieser Saison, bin ich sicher, dass wir schon vor dem letzten Spieltag auf einem Europa-League-Platz gestanden hätten. Aber das ist Teil einer Entwicklung, die noch nicht abgeschlossen ist. Wir werden weiter dran arbeiten und dranbleiben, damit wir das kommende Saison nachholen."

... den Druck in Hamburg: "In Hamburg wiegt das Trikot ein paar Kilo mehr als in Freiburg oder Frankfurt, der Druck ist schon ein anderer. Offensichtlich sind wir mit der einen oder anderen Drucksituation nicht zurechtgekommen. Wenn wir das lernen, werden wir kommende Saison in die Europa League einziehen."

... die Heimbilanz: "Über die ganze Saison gesehen waren wir zu heimschwach. Wir haben gegen direkte Konkurrenten verloren und gegen Mannschaften, die weit unter uns standen. Als HSV muss man solche Mannschaften nach Hause schicken, wenn man in der Europa League spielen will.

... eventuelle Neuzugänge: "Auch ohne einen erneuten Umbruch wird eine Weiterentwicklung bei uns stattfinden. Viel brauchen wir diesen Sommer also nicht machen. Ein gewisses Gerüst ist ja schon da, auf das sich aufbauen lässt. Ich vertraue da unserem Vorstand.

... seine Ziele: "Für mich war es eine Bestätigung meiner Arbeit, dass ich seit einem halben Jahr wieder im Kreis der Nationalmannschaft zurück bin. Nicht so viele Spieler haben es geschafft, nach einer Pause von rund zwei Jahren wieder zurückzukommen, das macht mich auch ein wenig stolz. Ich hoffe, dass ich nun in den USA zu Einsätzen komme und meine Chance nutzen kann, mich zu zeigen."

... seine Sommerpause: "Zunächst mal bin ich ja mit der Nationalmannschaft unterwegs. Danach werde ich mit meiner Familie ein bisschen ausspannen, wahrscheinlich fahren wir nach Italien. Zumindest ich darf mich dann ein bisschen über eine Europatour freuen (lacht) .