Der HSV beendet nach dem 0:1 gegen Leverkusen die Saison als Siebter. Nächste Spielzeit heißt das Ziel Europa

Meldorf/Hamburg . Mit dem Slogan "Spiel ihres Lebens" hatte HSV-Sponsor Holsten in seinem Gewinnspiel für die Partie zwei Tage nach dem Bundesligafinale geworben. Einmal gegen den HSV spielen, diesen Traum durfte sich am Pfingstmontag der schleswig-holsteinische Oberligist TuRa Meldorf erfüllen. Stolze 2700 Zuschauer sorgten für Volksfeststimmung und gute Laune, sahen den locker herausgespielten 7:3-Sieg der Hamburger. "Wann man diesen Titel Spiel des Lebens hört, dann lässt das einen schon nachdenklich werden", sagte HSV-Trainer Thorsten Fink beeindruckt.

Welche tiefe Zuneigung der HSV trotz der jüngsten sportlichen Tiefschläge immer noch unter den Fans genießt, bekamen Fink und die Spieler bereits zwei Tage zuvor beim letzten Spiel gegen Bayer Leverkusen in der heimischen Arena zu spüren. Doch trotz der außergewöhnlichen Unterstützung von den Rängen - vor allem nach den Zwischenresultaten in Frankfurt - musste der HSV den kleinen Traum von der Europa League begraben. Die Hamburger lieferten zwar einen großen Kampf, doch beim 0:1 zeigte sich mehr als deutlich, wie gewaltig der Rückstand zu einem Team mit Champions-League-Ambitionen derzeit noch ist. Die Angriffe des HSV wirkten wie so oft in dieser Serie eher harm-, plan- und konzeptlos.

"Wir haben die Europa League nicht gegen Leverkusen, sondern schon vorher in den Heimspielen verbockt", gestand Marcell Jansen selbstkritisch ein. "Vor allem die Punktverluste gegen Augsburg und Fürth waren absolut unnötig." Seine Einschätzung wird von den Zahlen belegt: Nur Rang elf belegte der HSV in der Heimtabelle am Ende, acht Siege, zwei Remis und gleich sieben Heimniederlagen waren eines Europacup-Anwärters nicht würdig. "Wenn man die Fakten sieht, unsere Torausbeute und die Gegentore, gehören wir auch nicht ins internationale Geschäft", schob Jansen hinterher.

Allerdings gab es durchaus positive Stimmen nach dem Saisonfinale. "Platz sieben hätte vor der Saison jeder unterschrieben. Man muss auch sehen, dass viel mehr dringewesen wäre. Und wir haben auch viel investiert. Aber man kann auch nicht immer alles mit Geld aufrechnen", urteilte Torwart René Adler, während Rafael van der Vaart betonte: "Wir dürfen nicht vergessen, wo wir hergekommen sind. Ich gehe mit einem positiven Gefühl in die Pause. Wir sind jetzt Siebter geworden, da ist klar, was in der nächsten Saison passieren soll. Wir wollen nach Europa."

Dass das Erreichen dieses Unterfangen kein Selbstläufer wird, machte vor allem Fink ("Die Mannschaft hat im Rahmen ihrer Möglichkeiten gut gespielt") deutlich. Fast schien es, als habe für den Trainer am Sonnabend um 17.20 Uhr schon wieder die neue Saison begonnen. Der HSV-Trainer erinnerte, dass er in seiner ersten Saison beim HSV den Abstieg vermeiden sollte. Im zweiten Amtsjahr sei es darum gegangen, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen. "Beide Ziele haben wir erreicht", so Fink, der allerdings betonte, dass nun nicht automatisch die nächste Stufe (Europa League) erreicht werden könne: Natürlich brauchen wir punktuell die eine oder andere Verstärkung, sonst kann man die Europa League nicht als Ziel formulieren. "

Doch zunächst gilt es, mit dem aktuellen Kader Saisonbilanz zu ziehen. Nach dem gestrigen Zwischenstopp in Meldorf trifft sich der HSV heute zum gemeinsamen Mittagessen im Stadion, gegen 13 Uhr fährt der Bus Richtung Neuruppin ab. Für drei Tage beziehen die Hamburger im Seehotel Fontane Quartier. Am Mittwoch steht eine gemeinsame Bootstour an, Donnerstag tritt der HSV zum Freundschaftsspiel gegen Neuruppin an.

Auch wenn angesichts der Entwicklung um Noch-Sportchef Frank Arnesen (siehe Seite 23) die Aufarbeitung der so schwankend verlaufenen Saison anders verlaufen wird als geplant, so dürfte der Kurztrip für einige Spieler einen unerfreulichen Beigeschmack haben. Fink kündigte an, mit etlichen Profis über ihren Status und ihre Perspektiven zu sprechen. "Ich kann nur Spieler gebrauchen, die für Teamwork stehen, die bereit sind, für den Club Gras zu fressen. Wenn jemand mit seiner Situation nicht zufrieden ist, ist es vielleicht besser für ihn, künftig woanders zu spielen."

Fink ist nach Arnesens bevorstehender Demission der starke Mann im sportlichen Bereich. Er ist nun gefragt, aus seinen Erfahrungen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Klar ist, dass der HSV-Coach einen neuen Innenverteidiger sucht. Falls es Abnehmer für Slobodan Rajkovic oder Michael Mancienne gibt, dürften sie gehen. Und auch im Sturm sieht Fink Handlungsbedarf. Es bleibt dabei: Bis Europa ist es für den HSV ein weiter Weg.

HSV in Meldorf: Drobny - Bruma, Mancienne, Rajkovic (46. Halili), Jiracek (46. Masek) - Badelj (46. Steinmann) - Skjelbred, van der Vaart (46. Langer), Ilicevic (55. Shirdel) - Beister, Rudnevs. Tore: 0:1 Jeremejev (9.), 1:1 Rudnevs (16.), 2:1 Ilicevic (18.), 3:1 Beister (28.), 4:1 Beister (34.), 5:1 Drobny (47., Elfmeter), 6:1 Shirdel (57.), 6:2 Balzer (69.), 7:2 Beister (79.), 7:3 Braasch (84., Elfmeter).