Bundestrainer Joachim Löw hat für die USA-Reise des DFB in Adler, Aogo, Jansen und Westermann gleich vier HSV-Profis nominiert. Enttäuschung dagegen bei U-21-Kandidat Beister.

Hamburg. Sie wussten es zwar schon seit ein paar Tagen, da Bundestrainer Joachim Löw bereits Anfang der Woche seine Wunschkandidaten für die USA-Reise der Nationalmannschaft beim HSV angefragt hatte. Doch die Bestätigung bei der endgültigen Nominierung am Donnerstag fühlte sich für René Adler, Dennis Aogo, Marcell Jansen und Heiko Westermann dennoch gut an. Ein richtiger HSV-Block bei der DFB-Elf - das hat es lange nicht mehr gegeben. "Das zeigt, dass der Bundestrainer auch nach Hamburg schaut, und für das Prestige des HSV ist das ebenfalls positiv. Auch wenn man diese Nominierungen sicherlich nicht zu hochhängen darf", sagte Adler.

In der Tat fehlen Löw allein acht Nationalspieler des FC Bayern München. Der Rekordmeister bestreitet nach dem Finale in der Champions League auch noch das Pokalendspiel am 1. Juni gegen den VfB Stuttgart. Zudem muss der Bundestrainer auf fünf Dortmunder sowie die beiden Spanien-Legionäre Mesut Özil und Sami Khedira verzichten. Von der Absagenflut profitiert neben den vier HSV-Profis auch ein gebürtiger Hamburger: Max Kruse vom SC Freiburg darf auf sein Debüt hoffen. Mit seinen bisher elf Toren und neun Vorlagen gehört der ehemalige St.-Pauli-Profi zu den Entdeckungen der Saison. Neben ihm könnten die Leverkusener Sidney Sam (25), Philipp Wollscheid (24) sowie der Mainzer Nicolai Müller (25) von Mainz 05 in der Ära Löw seit 2006 die Neulinge Nummer 54 bis 57 werden.

Die vier HSV-Profis erhoffen sich bei den beiden Partien gegen Ecuador (29. Mai) und die USA (2. Juni) angesichts der geschrumpften Konkurrenz Spielzeit, um sich für die WM 2014 in Brasilien empfehlen zu können. Das Abendblatt analysiert die Chancen.

René Adler: Der Neuzugang war vielleicht der beste Torhüter der Saison, ohne ihn hätte der HSV am Sonnabend kein Endspiel um Europa. Sollte Adler fit bleiben, ist er fester Bestandteil des WM-Kaders. Eines der beiden Spiele in den USA wird der 28-Jährige auf jeden Fall bestreiten. Auch den Kampf um die Nummer eins im Tor hat Adler mit Recht noch nicht aufgegeben. WM-Wahrscheinlichkeit 95 Prozent.

Marcell Jansen: Seitdem er beim HSV wieder als Linksverteidiger eingesetzt wird, hat sich seine Form auf einem hohen Level stabilisiert. Laut des Fachmagazins "Kicker" ist Jansen mit einem Notenschnitt von 3,41 bester Feldspieler der Hamburger. Angesichts der mäßigen Konkurrenz in Person von Dortmunds Marcel Schmelzer darf sich der 27-Jährige berechtigte Hoffnungen machen, weiter dabei zu bleiben - zumindest solange Philipp Lahm als Rechtsverteidiger eingeplant wird. WM-Wahrscheinlichkeit 60 Prozent.

Heiko Westermann: Der Abwehrchef des HSV wurde zuletzt immer nominiert, sein letztes Länderspiel ist jedoch zweieinhalb Jahre her. Seine Leistungen beim HSV hatten sich stabilisiert, doch eigentlich bevorzugt Löw den Typ spielstarker Innenverteidiger. Die Konkurrenz auf Westermanns Position ist zwar nicht übermäßig groß, doch derzeit hat der 29-Jährige noch das Nachsehen. Vor allem, wenn Bayerns Holger Badstuber wieder einsatzfähig ist. WM-Wahrscheinlichkeit 30 Prozent.

Dennis Aogo: Der Linksfuß profitiert am meisten von den vielen Absagen, er wäre sonst nicht nominiert worden. Aogos Saisonverlauf war sehr wechselhaft, seine besten Partien absolvierte der 26-Jährige im linken Mittelfeld. Dort erscheint die Konkurrenz im Nationalteam aber übermächtig. WM-Wahrscheinlichkeit zehn Prozent.

Schlechte Nachrichten gab es dagegen für Maximilian Beister: Der Offensivmann wurde für die U21-EM in Israel vom 5. bis 18. Juni von Trainer Rainer Adrion nicht berücksichtigt. "Das ist eine herbe Enttäuschung für mich", erklärte Beister, der seit zwei Jahren ununterbrochen zum Kader des Nachwuchses gehörte. Ausschlaggebend für die Nichtnominierung sei die Gesamtsituation Beisters im Verein gewesen. Aufgrund seiner Fünf-Spiele-Rotsperre hatte der 22-Jährige zuletzt nur wenig Spielpraxis, insgesamt kommt er jedoch auf immerhin 22 Einsätze in dieser Saison. Auch sein Trainer Thorsten Fink zeigte sich überrascht: "Ich kann mir gut vorstellen, dass Maxi der U21 fehlen wird." Auch Tolgay Arslan soll nur mitfahren, wenn er nach seiner Kreuzbandzerrung wieder fit ist. Sportchef Frank Arnesen hat da jedoch seine Zweifel: "Da muss man sehr vorsichtig sein. Ich glaube, das wird schwer für ihn." Dennoch steht der Mittelfeldspieler im erweiterten Aufgebot.