AC Mailands Bojan Krkic steht auf der Wunschliste von Trainer Thorsten Fink. Ein weiterer Stürmer und zwei Verteidiger sollen zur neuen Saison folgen - doch dafür müssen Spieler verkauft werden. Acht davon stehen fest.

Hamburg. Nein, dazu gibt es nichts zu sagen, behauptet Thorsten Fink. Dabei gab es bereits den ersten Kontakt, das erste Gespräch in Mailand in der vergangenen Woche mit dem Berater - und eine Verpflichtung von Bojan Krkic ist offensichtlich nicht ausgeschlossen. Der Spanier mit serbischem Pass, der mit 17 Jahren sein erstes und einziges Länderspiel für Spanien bestritt, und beim FC Barcelona groß wurde, soll beim HSV die Lücke von Heung Min Son schließen, sofern dieser nach Saisonende seinen Vertrag nicht verlängert. Allerdings auch nur dann. Denn der HSV bräuchte für den aktuell beim AC Mailand spielenden Angreifer rund zehn Millionen Euro Ablösesumme und ein fürstliches Gehalt von rund vier Millionen Euro per annum. Gelder, die nur mit einem Verkauf Sons zu generieren wären. Es sei denn, der HSV schafft, was im Winter misslang und was Trainer Thorsten Fink am Wochenende wiederholt forderte: den großen Umbruch. Schon acht Spieler stehen auf Frank Arnesens Liste mit der Überschrift: "Abzugeben". Und so sehr Fink auch bemüht ist, alle Konzentration auf die letzten zwei Saisonspiele sowie die Restchance auf die Europa League zu lenken, so intensiv laufen intern bereits die Planungen für die neue Saison. Krkic ist dabei nur das erste Beispiel.

Ansonsten planen Fink und Arnesen, für den Angriff eher einen hoch gewachsenen, ballsicheren Angreifer zu verpflichten. Zudem sollen noch zwei fußballerisch gute Innenverteidiger den jeweils 19 Jahre alten, kreativen Mittelfeldspielern Hakan Calhanoglu, vom Karlsruher SC ("Er hat es in den Füßen, gleich voll einzuschlagen") und Kerem Demirbay (Borussia Dortmund) zum HSV folgen. Und dafür müssen Spieler verkauft werden. Vorstandsboss Carl Jarchow: "Klar ist, wir wollen den Kader reduzieren und punktuell verbessern." Und während trotz anderslautender Gerüchte Ersatztorhüter Jaroslav Drobny (Vertrag läuft aus) und der oft verletzte Ivo Ilicevic gehalten werden sollen, zeigt das Abendblatt auf, wer gehen soll. Die Streichliste:

Jeffrey Bruma: Der Niederländer ist der erste sichere Abgang. Er muss gehen, weil der HSV keinen Gebrauch von der Kaufoption macht. Der Innenverteidiger kehrt ablösefrei zu seinem Stammclub FC Chelsea zurück.

Abgabewahrscheinlichkeit: 100 %.

Slobodan Rajkovic: Der Serbe sollte schon im vergangenen Sommer abgeben werden, im Winter erneut. Es gab Interessenten aus Russland, die sich jetzt wieder nach dem Innenverteidiger erkundigt haben. Rund zwei Millionen Euro Jahresgehalt würde der HSV für den Spieler einsparen, der einst zwei Millionen Euro gekostet hat und dessen Vertrag beim HSV noch bis 2015 läuft. Sein Marktwert wird auf rund zwei Millionen Euro geschätzt. Sollte der Linksfuß die letzten Saisonspiele ähnlich ordentlich absolvieren wie gegen Wolfsburg, dürfte ein Verkauf nur noch am Spieler scheitern.

Abgabewahrscheinlichkeit: 95 %.

Michael Mancienne: Der Engländer ist zu schwach im Aufbauspiel und genügt den Ansprüchen Finks kaum. Sollte es einen Interessenten geben, würde der HSV den einst 2,5 Millionen Euro teuren Innenverteidiger auch für eine geringere Ablösesumme abgeben.

Abgabewahrscheinlichkeit: 80 %.

Paul Scharner (aktuell an Wigan Athletic verliehen): Der 33-jährige Österreicher fühlt sich in England sehr wohl, der HSV kommt ohne ihn aus. Ein Szenario, das so fortgesetzt werden soll. Scharners Gehalt von knapp 1,8 Millionen Euro bis Juni 2014 würde der HSV einsparen - dabei allerdings auch auf eine große Ablöse verzichten müssen. Die zwei Millionen Euro, die der HSV im Januar an West Bromwich überwies, dürften kaum mehr realisierbar sein.

Abgabewahrscheinlichkeit: 90 %.

Jacopo Sala: Der Italiener kam im Paket mit Gökhan Töre für 50.000 Euro vom FC Chelsea und setzte sich beim HSV nie richtig durch. Fink sieht im Rechtsoffensiven eine günstige Allzweckwaffe für die Bank, zudem ist er die einzige Alternative zu Dennis Diekmeier als Rechtsverteidiger. Doch Sala will trotz Vertrages bis 2014 weg.

Abgabewahrscheinlichkeit 70 %.

Gojko Kacar: Der defensive Mittelfeldspieler kam für 5,5 Millionen Euro im Juli 2010 von Hertha BSC nach Hamburg und konnte nur teilweise überzeugen. Im Winter wollte Hannover 96 Kacar verpflichten, der HSV wollte ihn ziehen lassen und rief zwei Millionen Euro Ablöse auf. Doch am Ende scheiterte der Transfer an den Forderungen Kacars, dessen Vertrag noch bis 2015 läuft und mit rund 1,8 Millionen Euro Jahresgehalt dotiert ist. In der Rückrunde konnte sich Kacar nicht empfehlen, dennoch gibt es Interessenten aus der Bundesliga. Sofern ein Verein das Gehalt übernimmt und rund zwei Millionen Euro bietet.

Abgabewahrscheinlichkeit 99 %.

Marcus Berg: Der aktuell verletzte Schwede kam im Juli 2009 für rund zehn Millionen Euro und gilt als teuerster Flop der Vereinsgeschichte. Der HSV verlieh den Angreifer, wollte ihn abgeben. Bislang gab es keine ernsthaften Angebote, was sich im Sommer ändern könnte. Nach dem FC Basel soll auch Panathinaikos Athen interessiert und der HSV inzwischen bereit sein, den jährlich knapp zwei Millionen Euro teuren Schweden für eine kleine Ablösesumme ziehen zu lassen.

Abgabewahrscheinlichkeit: 85 %.

Robert Tesche: Stand heute kehrt der verliehene defensive Mittelfeldmann im Sommer von Fortuna Düsseldorf zurück. Ganz sicher, sollte Düsseldorf absteigen. Ebenso klar ist auch, dass der HSV Tesche trotz Vertrages bis 2015 verkaufen will. Tesche selbst allerdings will nichts von seinen rund 1,3 Millionen Euro Jahresgehalt einbüßen.

Abgabewahrscheinlichkeit: 51 %.