Gegen Wolfsburg kommt Jaroslav Drobny als Ersatz für den gesperrten René Adler zu seinem zweiten Saisoneinsatz. „Es ist mein Job, da zu sein“, sagt der tschechische Schlussmann.

Hamburg. Dass Jaroslav Drobny diese Zeilen liest, ist zu bezweifeln. Bekanntlich macht sich der HSV-Torwart nicht viel aus dem Mediengeschäft. Dabei würde sich für ihn in diesem Fall ein Blick in die Zeitung durchaus lohnen, schließlich dürfte es kaum einen Profi geben, der so viel Respekt innerhalb der Mannschaft genießt wie er. "So sportlich, wie er mit der Situation umgegangen ist, davor ziehe ich den Hut", sagte René Adler voller Hochachtung.

Die Situation, die der Stammtorwart des HSV meinte: Vergangene Saison half der Tscheche mit seinen starken Leistungen entscheidend mit, dass der Bundesliga-Klassenerhalt gerade noch glückte. Obwohl ihn erst eine Oberschenkelverletzung und dann ein Sehnenanriss im linken Daumen behinderten, stellte sich Drobny immer wieder selbst auf. Und dass, obwohl er zu diesem Zeitpunkt schon ahnte, dass der HSV einen neuen Torhüter heftig umwarb - René Adler.

Als der Transfer mit dem Leverkusener dann tatsächlich perfekt gemacht wurde, setzten sich beide Keeper sofort zusammen: "Wir haben alle Dinge offen und ehrlich angesprochen", sagte Adler, "und seitdem haben wir in jeder Einheit versucht, ein gutes Niveau zu erreichen, wir arbeiten sehr kollegial zusammen. Das ist wirklich nicht selbstverständlich in unserem Beruf."

Adler hält gut, erhält die Lobeshymnen, kehrt in den Kreis der deutschen Nationalmannschaft zurück, und Drobny schaut von der Bank zu - so lautete die klare Rollenverteilung in dieser Saison. Nur einmal, als Adler wegen einer Bauchmuskelverletzung passen musste, durfte der Ersatzmann ran und hielt beim 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach souverän die Null.

Jetzt, nach der fünften Verwarnung Adlers beim Spiel gegen Schalke 04 am vergangenen Wochenende, darf Drobny wieder einspringen. Am Sonntag (17.30 Uhr) gegen Wolfsburg geht es zwar nicht um Existenzielles, aber immerhin darum, ob sich der HSV weiter Hoffnungen auf den Einzug in die Europa League machen darf.

"Es ist mein Job, da zu sein, wenn ich gebraucht werde. Wolfsburg ist eine Partie mit Endspielcharakter. Das müssen wir als Mannschaft auf dem Platz zeigen. Mehr gibt es davor nicht zu sagen", ließ Drobny am Mittwoch gewohnt kurz mitteilen. Und weiter: "Spielpraxis habe ich genug. Ich stand doch vor zwei Monaten gegen Gladbach schon im Tor ..."

Ein typischer Drobny-Spruch. Während er in der Öffentlichkeit lieber seine Paraden sprechen lässt, ist er im Team bekannt für seinen trockenen Humor und seine Sprüche. "Bei ihm hat man immer was zu lachen", sagt Adler, und Marcell Jansen betont: "Drobo ist sehr anerkannt bei uns, ein charakterlich einwandfreier und ehrgeiziger Typ, der sehr wichtig für die Mannschaft ist."

Während Drobny auch bei den HSV-Fans zu den Sympathieträgern gehört, weil er den Kontakt zur Basis pflegt, musste der 33-Jährige lange damit leben, auf internen Verkaufslisten ganz oben geführt zu werden. Schließlich ist ein Gehalt von rund 1,7 Millionen Euro jährlich üppig für einen Reservisten hinter Adler. Doch erst zerschlug sich im Sommer der Wechsel nach München, und auch im Winter, als sich der HSV um eine Kaderverschlankung bemühte, blieb am Ende alles beim Alten.

Doch nun scheint die Beziehung zwischen dem Club und Drobny eine früher nicht für möglich gehaltene Wende zu nehmen. Nur zu gerne würden die Hamburger den am Saisonende auslaufenden Vertrag mit ihrer "coolen Socke" (Fink über Drobny) verlängern. Allerdings, auch das ist kein Geheimnis, zu deutlich reduzierten Konditionen. Von Drobny selbst gibt es zum Stand seiner Planungen nichts Konkretes: "Ich kann mir einiges vorstellen für die Zukunft, aber das bespreche ich erst mit dem HSV, bevor ich es jemandem mitteile." Für Jansen ist der Fall jedoch klar: "Ich sitze in der Kabine neben ihm und will nicht, dass der Platz frei wird."

Fast genauso still außerhalb des Platzes wie sein Landsmann gab sich Petr Jiracek vor der Partie gegen seinen Ex-Verein. Vor seinem Wechsel nach Hamburg zu Beginn der Saison kam der Mittelfeldspieler in der vergangenen Rückrunde für die Wolfsburger auf 13 Einsätze. Aber mit der jüngsten Vergangenheit hat Jiracek abgeschlossen: "Das ist ein ganz normales Spiel für mich, nichts Besonderes", sagte er. Wolfsburg würde guten Fußball spielen, und ja, der Club verfüge mit Dieter Hecking über einen guten Trainer. Aber mehr als diese eine Spitze gegen den früheren Wolfsburger Trainer Felix Magath, der ihn damals verpflichtete, mochte er nicht abschießen. Vermutlich hat ihm ein der Redaktion bekannter Mitspieler eingeflüstert: Reden wird überschätzt.