Nach starkem Spiel gegen Düsseldorf war der Mittelfeldmann auch beim Wiedergutmachungstreffen mit 600 Fans gefragt

Hamburg. Vom Grillen hält Marcell Jansen nicht viel. Zumindest nicht vom öffentlichen, mit Hunderten Leuten, als Wiedergutmachung. So war es ja ursprünglich mal gedacht. Weil der HSV 2:9 beim FC Bayern verloren hatte, sollte es irgendein Signal an die eigenen Fans geben. Was tun? Grillen, auf Kosten der Spieler! Getränke gab es auch. Gratis. Nur einer konnte sich nicht damit anfreunden. "Nach einem 2:9 in München bist du gestraft genug. Dann brauche ich kein Grillen. Das braucht kein Mensch", hatte Jansen gesagt.

Am Sonntagmittag kam er dann doch, wie alle anderen HSV-Profis auch. Stand Rede und Antwort, nahm brav auf einer der Bierbänke Platz, die der Verein auf der Stadionplaza hinter der Westtribüne aufgebaut hatte. Vier Würstchenbuden hatte der Club nach dem Spiel gegen Düsseldorf stehen lassen, Grillen light also. Weil das Spiel gegen die Rheinländer 2:1 gewonnen wurde, war sowieso nicht allzu viel zu erwarten. Die Fans waren versöhnlich gestimmt, ein Sieg wirkt ja manchmal Wunder. Und Jansen war es auch.

Und wie. Den zeitlichen Rahmen, den die Clubführung vorgegeben hatte, überschritt er deutlich. Diskutierte leidenschaftlich, stellte sich auch den kritischen Fragen der rund 600 Anhänger. Jansen ist Rheinländer, er mag das direkte Gespräch. Es war also eine Veranstaltung wie gemacht für den 27 Jahre alten Mittelfeldspieler.

Aber er hatte ja auch wenig zu befürchten. Bei den Hamburger Anhängern genießt er Kredit, anders als etwa der zuletzt glücklose Milan Badelj. Der musste sich am Sonntag fragen lassen, warum er mal wie ein gereifter 28-jähriger Spieler von Format auf dem Platz stehe, dann aber in der nächsten Partie wieder Fehler wie ein 16-Jähriger mache. Der Kroate antwortet auf deutsch, dann wieder auf englisch. Er gab sein bestes, was sehr viel mehr war, als er am Vortag auf dem Spielfeld geboten hatte.

Jansen dagegen hatte den Vorteil, dass er auch gegen Düsseldorf ein gutes Spiel gemacht hatte. Er war sogar einer der besten Hamburger. Gab die Vorlage zum 1:0 von Rafael van der Vaart und ackerte auf der linken Seite unermüdlich. Nicht mal eine etwa 20 Zentimeter lange Risswunde, die vom Schienbein bis über das Knie ging, stoppte ihn. Jansen ist in guter Form und wird damit zu einem Kandidaten für die USA-Reise der Nationalmannschaft Ende Mai.

Und wie war das nun mit dem 2:9 von München? "Wir wissen, was wir verbockt haben. Du siehst aber auch, dass es ganz schnell wieder in eine andere Richtung gehen kann", sagte Jansen, seit Sonntag: Grillmeister Jansen.