Enttäuschtes Vereinsidol möchte nicht mehr HSV-Ehrenpräsident werden. Über die Gründe gibt der 76-Jährige keine Auskunft. Verhältnis hat zuletzt gelitten.

Hamburg. Natürlich war Uwe Seeler am Mittwoch zur Trauerfeier für Horst Eberstein in Ohlsdorf erschienen. Eberstein war ein Ur-HSVer, Weggefährte über die Jahrzehnte. Einer, der immer alles für den Verein getan hat. Ihm die letzte Ehre zu erweisen war eine Selbstverständlichkeit. Auch für den Vorstandsvorsitzenden Carl Jarchow und Vorstandsmitglied Oliver Scheel. Frank Arnesen war nicht vor Ort. Der Däne ist als Sportchef für die Profimannschaft zuständig, das ist sein Job, dafür wird er gut bezahlt. Er repräsentiert das Business Bundesliga. Und wenn er irgendwann mit seinen Möglichkeiten im Verein nicht mehr zufrieden ist oder der Verein nicht mehr mit ihm, dann geht er. Uwe Seeler bleibt. Es heißt, Seeler schätze Arnesen persönlich nicht besonders.

Die "Sport Bild" hatte am Mittwoch Seelers Entscheidung aus dem Februar publik gemacht, auf eine Nominierung zur Wahl als Ehrenpräsident für den HSV zu verzichten. Über die Gründe will der 76-Jährige keine Auskunft geben. Die Auseinandersetzung um die sportliche Zukunft seines Enkels Levin Öztunali, der vor einigen Wochen seinen Wechsel nach Leverkusen bekannt gab, hat möglicherweise das ohnehin seit einiger Zeit gespannte Verhältnis zwischen Seeler und seinem Verein weiter belastet. Arnesen unterstellte finanzielle Motive, Seeler verwahrte sich dagegen und drohte: "Arnesen sollte sich überlegen, was er von sich gibt."

Uwe Seeler ist Ehrenmitglied des HSV, er ist Ehrenbürger der Stadt Hamburg und er ist Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft. Seine Geschichte ist Teil der hanseatischen Fußball-Folklore. Von 1953 bis 1972 spielte er in der ersten Mannschaft, lehnte das Millionenangebot von Inter Mailand ab. "Ich bin immer ich selbst geblieben, ich weiß, wo ich herkomme", sagte er stets. Glaubwürdig ist er.

„Wir haben keinen Streit mit Uwe Seeler“

Dass Seeler nun aus Verärgerung ein Amt ablehnt, das in der HSV-Satzung nur für ihn geschaffen werden müsste, wäre entsprechend konsequent. Über den Antrag des Seeler- Freundes Heinrich Höper wird allerdings bereits seit 2010 in HSV-Gremien diskutiert. Scheel hatte sich auch mehrmals mit Seeler deswegen getroffen. Eine besondere Dringlichkeit gab es dabei angeblich auf keiner Seite. "Für uns ist und bleibt Uwe Seeler das größte Aushängeschild des Vereins", sagte Carl Jarchow, "ob mit Amt oder ohne. Und mein Eindruck ist, das weiß er auch."

Natürlich hängt Seeler emotional an dem Verein, dessen Trikot er seit frühester Kindheit trug. Er fiebert in Höpers Loge mit, er sorgt sich, und wenn er gefragt wird, sagt er seine Meinung. Gesprochen haben Jarchow und Seeler am Mittwoch nicht miteinander. Für den HSV-Vorsitzenden gab es dafür auch keinen Grund: "Die Verhandlungen um seinen Enkel sind auch von uns aus nicht optimal gelaufen. Aber wir haben keinen Streit mit Uwe Seeler."