Per Skjelbred will das Hinrundenfinale bei Bayer Leverkusen gleich doppelt nutzen: für einen Stammplatz beim HSV und in der Nationalelf.

Hamburg. Eine Reporterin wollte es am Donnerstagmittag dann doch ganz genau wissen. Wie es denn sein könne, dass Per Skelbred bei diesem Winterwetter gar keine Strümpfe in den Schuhen trage, fragte die Journalistin den HSV-Profi. "Ich bin Norweger", antwortete der Skandinavier lächelnd, "die Kälte ist für mich doch ganz normal, erst so fühle ich mich wohl."

Natürlich ist das nur die halbe Wahrheit. Denn auch ganz unabhängig von den Temperaturen rund um den Gefrierpunkt scheint sich der 25-Jährgie derzeit so wohl wie noch nie in seiner Zeit beim HSV zu fühlen. Dabei sind die Gründe für Skjelbreds Stimmungshoch weniger die Witterungsbedingungen als vielmehr die Lobeshymnen nach den vergangenen Spielen. "Pers Entwicklung ist ein gutes Beispiel dafür, wie schnell es für einen Fußballer wieder positiv laufen kann", sagt Trainer Thorsten Fink, der dem quirligen Mittelfeldmann trotz einer Oberschenkelprellung auch für das letzte Spiel der Hinrunde am Sonnabend in Leverkusen (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) eine Einsatzgarantie ausspricht, "wenn er fit wird, dann spielt er. Per passt perfekt in unser neues System."

Skjelbreds Entwicklung vom Tribünengast zum Stammspieler ist ein weiterer Beleg für die fast schon abgedroschene Floskel vom "schnelllebigen Geschäft Profifußball". Es ist noch gar nicht lange her, da waren sich eigentlich alle Verantwortlichen einig, dass auch der sympathische Blondschopf zu den Spielern gehört, die der Verein im Winter allzu gerne verkaufen würde (siehe Infokasten). "Der Verein ist immer der Boss", sagt Skjelbred ohne einen Anflug von Sentimentalitäten, "aber ich hoffe sehr, dass ich beim HSV bleiben darf." Ein gutes Spiel in Leverkusen, da macht auch Trainer Fink keinen Hehl draus, dürfte die Chancen des Norwegers sicherlich nicht schmälern: "Als Trainer will man natürlich keinen Spieler abgeben, der gerade spielt. Per hat seine Chance zuletzt gut genutzt." Auch in Skjelbreds Heimat haben sich die zuletzt gezeigten Leistungen des einstigen Supertalents schnell herumgesprochen.

"Wir haben Pers Entwicklung der vergangenen Wochen natürlich sehr genau verfolgt. Wenn er so weitermacht, hat er beste Chancen, in die Nationalmannschaft zurückzukehren", sagte Ola By Rise im Gespräch mit dem Abendblatt. Norwegens Nationalmannschafts-Co-Trainer kennt Skjelbred seit mehr als 15 Jahren, er war dessen erster Profitrainer bei Rosenborg Trondheim.

"In Norwegen hatten alle immer sehr hohe Erwartungen an Per, weil er schon als Kind ein so großes Talent war. Nach seinem Wechsel zum HSV hat er dann aber ein bisschen Zeit gebraucht, um sich an die Bundesliga zu gewöhnen", sagt der Assistent von Nationaltrainer Egil Olsen, der sich gemeinsam mit Olsen in der Rückrunde persönlich ein Bild von seinem einstigen Zögling machen will: "Für Per wäre es wünschenswert, wenn er in Hamburg bleibt und sich beim HSV durchsetzen würde. Aber nur er selbst weiß, ob er eine realistische Chance auf einen Stammplatz hat, wenn alle Verletzten wieder dabei sind." Sollte Skjelbred nach der Rückkehr der verletzten Mittelfeldspieler Rafael van der Vaart, Marcell Jansen und Petr Jiracek erneut nur ein Platz auf der Bank bleiben, wäre ein Wechsel zu einem anderen Verein laut Rise die bessere Option für den Nationalspieler.

Skjelbred selbst macht aus seinem Traum, nach fünf Jahren wieder in die Nationalmannschaft zurückzukehren, kein Geheimnis: "Natürlich ist das mein großes Ziel. Wenn ich in Hamburg regelmäßig spiele, dann werde ich früher oder später auch wieder für die Nationalmannschaft nominiert." Für das Trainingslager des norwegischen Nationalteams im Januar in Südafrika hat es zwar noch nicht gereicht, aber Rise bestätigt, dass Skjelbred für die nächsten WM-Qualifikationsspiele durchaus schon eine Option sein könnte: "Wenn er beim HSV genauso weitermacht, dann ist er natürlich eine Option."

Bleibt nur die Frage, ob Skjelbred nach dem Spiel bei Bayer auch tatsächlich beim HSV weitermachen darf. Die Partie in Leverkusen ist für den Skandinavier die letzte Chance in diesem Jahr, die zögernden Verantwortlichen zu überzeugen. Sportchef Frank Arnesen will die Weihnachtspause bis zum Wintertrainingslager des HSV in Abu Dhabi nutzen, um mit Skjelbreds Berater Andreas Ekker das Gespräch zu suchen. Bereits im Sommer hatten Arnesen und Ekker über eine Anfrage von Hertha BSC gesprochen, allerdings wollten die Berliner den Hamburger lediglich ausleihen. "Per hat sich in den letzten Wochen fantastisch entwickelt", sagt Arnesen, "im Januar wissen wir mehr."