Warum der Milliardär und große HSV-Geldgeber auch jenseits von Rafael van der Vaart wichtig für den Verein ist

Der nächste Winter kommt bestimmt. Und der nächste Kühne auch. Geht es Ihnen nicht ebenso? Seit Rafael van der Vaart die Hamburger bezaubert, gab es jetzt mindestens eine Woche lang nichts mehr vom großen HSV-Gönner, -Geldgeber, -Sponsor oder auch -Investor zu lesen. Aber das wird kommen, ganz sicher.

Im Rückblick war es ja so, dass sich Klaus-Michael Kühne gefühlt im Wochenrhythmus eine andere Baustelle beim HSV vorgenommen hatte, um dann jeweils per Interview seine Finger in die Wunde zu legen. Der Milliardär hat dafür nicht immer von allen Seiten Lob geerntet, aber aus meiner Sicht ist dieser Mann für den Hamburger Traditionsverein wichtig. Ja, ich bekenne: Ich finde Kühne gut.

Mal abgesehen davon, dass er fast im Alleingang und durch seine Beharrlichkeit dafür gesorgt hat, dass Rafael van der Vaart und auch dessen Sylvie nun wieder Hamburg und den HSV begeistern. Nein, Klaus-Michael Kühne packt heiße Themen an, die sonst wohl unter den Tisch fallen würden. Er kann sich Dinge erlauben, die sich in dieser Form niemand trauen könnte.

Was wäre wohl los in Hamburg, wenn Sportchef Frank Arnesen öffentlich seinen Trainer Thorsten Fink "auseinandernehmen" würde? Oder wenn Carl-Edgar Jarchow via Zeitung auf Arnesen losgehen würde? Dann hätte der HSV erst richtige Baustellen. Heißt der Kritiker aber Kühne, kann das der HSV zur Kenntnis nehmen - und dann ignorieren oder eben Konsequenzen ziehen.

Natürlich hatte der Logistikunternehmer zu Beginn seiner finanziellen Unterstützung für seinen Lieblingsklub versprochen, dass er sich aus dem operativen Geschäft heraushalten wolle. Aber natürlich hat er sich nie so richtig daran gehalten. Aber warum war das so? Erstens wohl, weil Klaus-Michael Kühne Gefallen am Spielchen mit den Medien gefunden hat. Zweitens sorgt sich der Mann tatsächlich um die Finanzen des HSV - und um seine Millionen. Das ist sein gutes Recht, dass er mit Geld umgehen kann, ist unstrittig.

Denn Kühnes erste Finanzspritze für den HSV war für die Katz. 12,5 Millionen hatte er investiert, und Hildegard Knef könnte kurz danach gesungen haben: "Von nun an ging's bergab ..." Die Millionen versickerten ohne jede Wirkung im Rasen des Volksparks - und der HSV "stürmte" Richtung Abstiegszone. Mit wahrer Wollust.

Jetzt halfen die Kühnes - auch seine Frau soll ja glühender HSV-Fan sein - noch einmal. Sie bürgten, verzichteten auf Abtretungen und köderten mit Erfolg die van der Vaarts. Ein Deal, den der HSV aus eigener Kraft nie hätte stemmen können. Dass der Gönner nun davor warnt, dass sein erneutes Eingreifen diesmal kein Schuss in den Ofen sein dürfe, ist dabei nur zu verständlich. Dass Kühne dabei ziemlich rigoros vorgeht, mag daran liegen, dass das in seiner Gehaltsklasse wohl so üblich ist. "Die Sportdirektion des HSV macht keinen guten Job", wird Kühne in der "Welt" zitiert. Und: "Der Vorstandschef schaut mir zu sehr auf die Zahlen." Was der HSV-Boss Carl-Edgar Jarchow in meinen Augen wohl nicht machen würde, hätte der HSV beruhigende 7,6 Milliarden auf dem Konto wie sein Gönner - aber das ist nur ein Nebenaspekt. In der vergangenen Woche nun knöpfte sich Klaus-Michael Kühne im "Spiegel" die sportliche Leitung - sprich Trainer Thorsten Fink - vor: Man habe sich mehr von ihm versprochen. Und: Der HSV brauche einen härteren Typen ...

Starker Tobak. Von einem netten Herrn, der einst auszog, den HSV zu retten. Und von einem Mann von Welt, der sich ja eigentlich aus dem operativen Geschäft heraushalten wollte. In der nächsten Folge sollte sich Kühne dann auch mal die Spieler zur Brust nehmen. Jeden einzelnen. Da gäbe es auch noch jede Menge Bedarf. Eventuell sollte der Herr Kühne auch noch einmal in Richtung von Sportchef Frank Arnesen intervenieren, denn der Däne sagte zuletzt: "Wir sollten im Winter noch vier Spieler abgeben." Sollten?

Herr Kühne, übernehmen Sie!

Und schließlich gibt es da noch diejenigen Menschen beim HSV, die diese Gala auf die Beine gestellt haben. Es soll ja nicht jeder damit zufrieden gewesen sein. Doch die nächste Gala kommt bestimmt. Spätestens in 25 Jahren, wenn der HSV den 150. Geburtstag feiern kann. Immer noch als Bundesliga-Dino. Dank Kühne.

Die HSV-Kolumne "Matz ab" finden Sie täglich im Internet unter www.abendblatt.de/matz-ab