Rafael van der Vaart feiert sein HSV-Comeback. Das Abendblatt zeigt, warum die Nummer 23 ein Hoffnungsträger von Kopf bis Fuß ist.

Hamburg. An diesem Sonntag um 17.30 Uhr (Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) wird es für Rafael van der Vaart ernst. Eine ganze Stadt erwartet Wunderdinge vom HSV-Rückkehrer, der gegen Eintracht Frankfurt sein Comeback feiert. Dass die Hoffnungen auf den "kleinen Engel" aber nicht ganz unbegründet sind, beweisen die Statistiken des "Castrol-Edge-Rankings" mit deren Hilfe das Abendblatt den neuen Alten noch mal vom Scheitel bis zur Sohle vorstellt. "Der damalige Kauf Rafael van der Vaarts war sicher einer der prägendsten der HSV-Geschichte", urteilt Ex-HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer, der den Niederländer 2005 ein erstes Mal nach Hamburg lotste.

1) Der beste linke HSV-Fuß: Van der Vaarts Goldfüßchen, Schuhgröße 42, ist 26 Zentimeter lang und laut Beiersdorfer "einer der Besten der Vereinsgeschichte". 24 seiner 29 HSV-Tore - darunter fünf Freistoßtreffer - erzielte der Niederländer mit links, bei Real Madrid waren es zehn von insgesamt elf Treffern, und auch in Tottenham machte er 18 von 24 Toren mit links. "Rafael hat außergewöhnliches Gefühl in seinem linken Fuß, einen traumhaften Touch", sagt St. Petersburgs neuer Manager.

2) Der starke schwache rechte Fuß: Immerhin fünf Tore hat van der Vaart in seiner ersten HSV-Zeit mit seinem mutmaßlich schwachen Fuß erzielt. "Es gibt Spieler in der Liga, die haben einen schlechteren rechten Fuß, obwohl es eigentlich ihr starker Fuß ist", sagt Beiersdorfer. In England und Spanien erzielte der Linksfuß in vier Jahren aber nur vier Treffer mit rechts.

3) Anfällige Waden/Oberschenkel: Wenn man van der Vaart eine Schwäche nachsagen will, dann ist das seine Anfälligkeit für Muskelverletzungen. Der 29-Jährige hat noch kein Jahr ohne Zerrung oder Muskelfaserriss überstanden, meist in der Wade oder im Oberschenkel. Einmal riss sogar die Quadrizepssehne des Oberschenkels.

4) Glückliches Händchen: Van der Vaart hat noch nie in seiner Karriere ein Debüt verloren. Als 17-Jähriger feierte er mit Ajax Amsterdam gegen den FC Den Bosch sein Profidebüt und spielte 1:1, genauso wie in seiner ersten Partie mit Tottenham gegen Albion. Bei seinem ersten HSV-Debüt siegte er 3:0 gegen Nürnberg, spielte aber nur mäßig. Besser lief es bei seinem Start in Madrid, als er beim 4:3-Sieg gegen Numancia ein Tor beisteuerte. Und auch in der Elftal hatte van der Vaart in seinem ersten Spiel ein glückliches Händchen, gewann 4:0 gegen Andorra.

5) Kämpferherz: Obwohl van der Vaart für kleinere Verletzungen anfällig ist, darf man ihn trotzdem als echten Kämpfer bezeichnen. "Rafael liebt das Spiel zu sehr, als dass er wegen eines Zipperlein freiwillig früher vom Platz geht", sagt Beiersdorfer, "er ist kein Weichei, macht auch die Drecksarbeit."

Dabei wurde van der Vaart sein unbändiger Siegeswillen auch schon zum Verhängnis. "Er ist ein sehr emotionaler Spieler, der im Fall eines anhaltenden Misserfolgs seine Frustration nur schwer kontrollieren kann", sagt der frühere HSV-Sportchef, der sich noch bestens an van der Vaarts Platzverweis 2006 in Bochum erinnern kann, als er Gegenspieler Tommy Bechmann an der Seitenlinie von hinten umgrätschte. "Wenn man ein emotionaler Spieler ist, dann kann man nicht nur positive Emotionen haben", sagt Beiersdorfer.

6) Situativer Blick: Eine besondere Stärke van der Vaarts ist sein Spielverständnis, sein genialer Blick für die Situation. "Ich habe selten einen Spieler erlebt, der Spielsituationen derart schnell erfassen kann und dann die richtige Entscheidung perfekt ausführt", sagt Beiersdorfer, "er hat eine außergewöhnliche Auffassungsgabe."

Tatsächlich glänzt der Mittelfeldregisseur nicht nur als Torjäger, sondern oft auch als Vorlagengeber. Bei Tottenham bereitete er insgesamt 15 Treffer vor, für Real legte er zu 13 Toren auf, und beim HSV schaffte er ebenfalls 13 Assists. Dabei darf HSV-Trainer Fink sich auch Hoffnungen machen, dass seine Mannschaft endlich auch bei Standards gefährlicher wird. Bei den Spurs schlug van der Vaart 256 Ecken, von denen vier zu einem direkt verwandelten Tor führten. Zudem bereitete er zwei weitere Treffer mit Freistößen vor.

7) Der Kopf der Mannschaft: "Rafael hat eine echte Herkulesaufgabe zu erfüllen", sagt Beiersdorfer, "er soll nicht nur eigene Akzente setzen, sondern muss das ganze Team stabilisieren." Dabei gilt van der Vaart, der bereits in seinem ersten HSV-Freundschaftsspiel gegen Schwarzenbek mit der Kapitänsbinde auflief, gar nicht als geborener Anführer. "Er ist ein kreativer Freigeist, der seinem Team nicht durch große Worte, sondern durch sein Spiel Orientierung bietet." Und man glaubt es kaum, aber der neue Kopf der HSV-Mannschaft kann es mittlerweile auch mit Köpfchen: Gleich drei Treffer für die Hotspurs erzielte van der Vaart per Kopf.